Lenting (DK) In der schlichten Formgebung, in der reduzierten Farbsetzung, in der meditativen Kraft der Werke liegen die großen Stärken von Bernd Hahn.
Mit wenigen technischen und formalen Mitteln hat der gebürtige Dresdner, der 2011 erst 56-jährig gestorben ist, einen eigenen Stil geschaffen, eine unverwechselbare Bildsprache gefunden. Schon mehrmals hat Lothar Kurz Ausstellungen des Malers und Grafikers gezeigt. Schon lange bevor er den Künstler vertreten hat, war der Galerist auf ihn aufmerksam geworden. Nun sind in der Lentinger Galerie Exponate aus der Werkgruppe „Faltungen“ zu sehen, aber auch Werke, die im Umfeld, in der Hinleitung zu den feinen Kartonagen entstanden sind und somit einen umfassenden Eindruck der Vielfältigkeit des Künstlers bieten.
Hahn selbst hat nicht in Werkgruppen gedacht oder gearbeitet. Erst nach seinem Tod hat seine Frau, Barbara Hahn, damit begonnen, das enorme Gesamtwerk von zirka 4000 Arbeiten zu sichten, zu erfassen und zu gliedern.
Ausgestellt sind in der eindrucksvollen Einzelschau in Lenting einige der Collagen und Farb-Felder in satten Farben – Zinnober, Gelb und Blau – und von schwarzen Konturlinien gefasst, an bleiverglaste Kirchenfenster erinnernd. Da sind feine Zeichnungen, meist auf Bütten. Hier lässt sich Hahn auf das Abenteuer der freien Fläche und der Linearität ein. Ihm reichen einige gebogen gesetzte Striche in verschiedenen Farben, die mit kerzengeraden Linien einen Dialog eingehen, schroff aufragende Gebilde, gewundene oder gekrümmte Striche, die die strenge Geradlinigkeit der konstruktvistischen und konkreten Prinzipien geschickt brechen.
Hahn, der in der DDR eine Baufacharbeiterlehre absolvierte und danach an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden studierte, hat sich früh programmatisch der Gegenständlichkeit entzogen, auch auf an Figürlich-Gegenständlich erinnernde Zeichen verzichtet und sich abstrakten Formen und deren Architektur- und Raumbezogenheit zugewandt. Er ließ sich aber auch von Giorgio Morandi und dessen Methode, Farbflächen zu verdichten, inspirieren, aber hat stets auch die Auseinandersetzung mit Architektur gesucht.
Ein Schlüsselmoment kann das Stipendium in der Villa Massimo in Rom gewesen sein. Die antiken Bauten, die hellen Fassaden der unzähligen Kirchen in der Stadt am Tiber. Seine „Faltungen“ aus x-beliebigen Kartons, Tüten, Schachteln, allesamt alltägliche Fundstücke, erinnern manchmal an Grundrisse, manchmal an auseinandergeklappte Aufrisse – ohne jedoch einen realen Abgleich zu verlangen. Oder sie werden zu geometrischen Gebilden. Die „Faltungen“ dokumentieren in ihrer bestechenden Simplizität aber auch den spielerischen Prozess des Findens, die Freude am Zufall. Hahn faltet die Kartons auf, belässt sie, bemalt oder ordnet sie anders an, findet neue Lösungen Es sind minimalistische Wunderwerke.
Galerie Lothar Kurz, Sudentenstraße 4, Lenting: Bernd Hahn, bis 22. September. Mo bis Fr von 8 bis 16, Sa von 8 bis 12 Uhr. Weitere Infos unter www-galeriekurz.de.
Katrin Fehr