"Mindestens so gut wie in Ingolstadt"

04.08.2008 | Stand 03.12.2020, 5:42 Uhr

Alfons Dintner in "seinem" Audi-Werk in Brüssel. - Foto: Audi

Ingolstadt/Brüssel (DK) Er kennt viele Standorte des VW-Konzerns weltweit aus eigener Erfahrung, mit 44 Jahren hat er nun auch ein Waterloo erlebt. Allerdings nur bei einem Ausflug in den gleichnamigen Ort in der Nähe von Brüssel.

Denn der gebürtige Köschinger Alfons Dintner, der lange in Hepberg gelebt hat und nun in Ingolstadt wohnt, ist seit 1. Mai 2007 Sprecher der Geschäftsführung von Audi Brussels und nutzt seine knapp bemessene Freizeit gerne zu Erkundungsfahrten durch seine momentane Heimat Belgien – eben auch zu jener historisch bedeutsamen Stätte.

Der Chefposten an dem noch jungen Audi-Standort bedeutet für den Bayern den vorläufigen Höhepunkt seiner Karriere, die im April 1988 für ihn ebenso überraschend wie schnell bei Audi begann. Der damalige Leiter der Audi-Lackiererei in Ingolstadt hatte die Diplom-Arbeit des Feinwerktechnikers gelesen und ihn daraufhin angerufen und zu einem Gespräch eingeladen, erinnert Dintner sich. "An einem Montag haben wir uns getroffen, zwei Tage später, am Mittwoch früh, habe ich bei Audi angefangen", weiß er noch ganz genau.

Heute, 20 Jahre später, hat er sich vom "Mädchen für alles" in der Lackiererei weit nach oben gearbeitet. 1994 leitete er den Aufbau des Be-triebsmanagements der Lackiererei Ingolstadt, ab 1998 verantwortete er die TT-Lackiererei und die Individuallackierung, 2001 wurde ihm die Gesamtverantwortung als Leiter der Lackiererei Audi Ingolstadt und Leiter der Lackierereikomponenten übertragen.

Neben seinen Tätigkeiten in Ingolstadt war er aber zwischen 1992 und 2006 auch für zahlreiche Planungen, Neuanläufe und Optimierungen von Lackierereien im gesamten VW-Konzern verantwortlich. In Neckarsulm und Sachsen, aber auch in Spanien, Südafrika, Großbritannien, Italien, China, Brasilien, Mexiko und der Slowakei. Und nicht nur für Audi, sondern auch für VW, Seat, Bentley und Lamborghini. Als Leiter des Konzernarbeitskreises Oberfläche bereitet Dintner seit 2005 zudem auch Investitionsentscheidungen mit vor.

"Als Lackmann sitzt man zwischen allen Stühlen", weiß er. "Links der Karosseriebau, rechts die Montage". Aber man lerne auch viel kennen. So auch den Standort Brüssel, der ihm deshalb bei seinem dortigen Amtsantritt nicht vollkommen unbekannt war. Inzwischen schätzt er die hohe Lebensqualität der belgischen Hauptstadt, auch wenn sie sehr teuer ist. "In Brüssel kann man es aushalten, dort ist es mindestens so gut wie in Ingolstadt", so seine Einschätzung.

Doch zu allererst ist Dintner natürlich nicht in Brüssel, um gut zu leben, sondern wegen seiner Arbeit, die für ihn zunehmend an die Stelle seiner Hobbys Tanzen, Skifahren und Trompete spielen getreten ist. Die von Audi übernommene Fabrik sei inzwischen weitestgehend modernisiert, die Belegschaft auf Premiumqualität eingestimmt und die Montage des A3 in kürzester Zeit auf die Qualitätsziele des Audi-Konzerns gebracht worden, sagt er.

Aber die größte Herausforderung für das Werk steht noch bevor: der Produktionsanlauf des A1. Zur Zeit werden im Audi-Werk Brüssel rund 150 A3 und 250 VW Polo pro Tag gefertigt, insgesamt rund 84 000 Fahrzeuge in diesem und auch noch im nächsten Jahr. Aber ab 2010 sollen im Zweischichtbetrieb rund 500 Autos täglich vom Band laufen – und zwar nur noch A1, bis zu 120 000 Stück pro Jahr.

Dintner rechnet damit, dass der erste Vorserien-A1 Ende 2009 die Montagehalle verlässt. Danach will er sein persönliches, hoch gestecktes Ziel erreichen, nämlich "dass der Anlauf des A1 zu einem der besten Anläufe wird, die Audi je hatte". Dabei baut er auch auf die belgische Belegschaft, die schon öfter bewiesen habe, dass sie gerade wenn es mal irgendwo klemmt, mit pragmatischen Lösungen alles schnell wieder ins Lot gebracht hat.