Wolnzach
Millionen von Klicks für "Niklas Dee"

18-jähriger Niederlauterbacher produziert Songs am Computer und ist damit im Internet sehr erfolgreich

15.03.2021 | Stand 23.09.2023, 17:23 Uhr
Künstlername "Niklas Dee": Der 18-jährige Niederlauterbacher Niklas Dichtl ist mit seiner Musik in verschiedenen Streaming-Plattformen sehr erfolgreich. −Foto: privat

Niederlauterbach - Seit fünf Jahren produziert er in seiner Freizeit Musik am Computer, seit drei Jahren als "krasses Hobby". Erfolgreich ist er damit seit etwa einem Jahr und zwar in dem Sinne, dass seine Musik auf Musikstreaming-Plattformen immer häufiger angeklickt und angehört wird - inzwischen teils millionenfach: Sein im April 2020 erschienener Song "Never" wurde auf Spotify inzwischen fast 700000 Mal gestreamt. Der Remix von "Hot Girl Bummer" - erschienen Anfang dieses Jahres - kommt nach nur zwei Monaten sogar auf rund 1,3 Millionen Klicks. Und täglich werden es mehr. Man muss dazu sagen, dass hier von einem 18-Jährigen die Rede ist, der da gerade in der Electronic Dance Music-Szene unterwegs ist: Er heißt Niklas Dichtl und kommt aus Niederlauterbach. Künstlername: Niklas Dee.

Ein ganz normaler junger Erwachsener sitzt einem gegenüber: Niklas ist Jahrgang 2002, geboren in Mainburg, aufgewachsen in Geisenfeld. Seit fünf Jahren wohnt er mit seiner Familie in Niederlauterbach. Aktuell absolviert er eine Ausbildung zum Elektriker in einem Wolnzacher Betrieb und kann "gar nicht so realisieren", dass seine Musik täglich rund 40000 Mal angeklickt wird. "Und das von jetzt auf gleich." Die Überraschung kam kurz vor Weihnachten: Da hatte ihn der Chef eines Musiklabels angeschrieben. Er war auf den 18-Jährigen aufmerksam geworden, nachdem er einen von Niklas' Songs auf Youtube gehört hatte. Er fand ihn so gut, dass er den Track offiziell unter Vertrag nehmen wollte. Innerhalb einer Woche war alles unter Dach und Fach - und "Hot Girl Bummer" ging viral. "Man hat schon eine gewisse Erwartung", gibt Niklas zu. Aber was dann kam, überraschte ihn dann doch: Der Song wurde an den stärksten Tagen bis zu 30000 Mal gestreamt. Ein Stream zählt bei Spotify dann als solcher, wenn ein Track für 30 Sekunden oder länger angehört wird. Alles, was darunter liegt, wird nicht mitgezählt.

Inzwischen wurden weitere Songs bei unterschiedlichen Labels unter Vertrag genommen und haben mittlerweile auch schon jeweils zwischen 200000 und 300000 Aufrufe. Der nächste Song mit dem Titel "Spotlight" steht, er soll am 19. März herauskommen. Bisher sind es überwiegend Remixes (also neue Versionen schon veröffentlichter Titel), die Niklas produziert und die ausschließlich digital über die verschiedenen Streaming-Plattformen zu hören sind. Er hat sich aber auch schon an eigenen Songs versucht - darunter auch sein einziger deutschsprachiger Dance-Song "Jetzt und Hier", der zusammen mit dem fränkischen Dialekt-Rapper "Sääftig" und dem jungen DJ Fin Schaller entstand. Davor produzierte Niklas bereits eigene Hip-Hop-Songs, "davon will ich mich jetzt aber eher abschotten", sagt er. Die Musik, die er jetzt macht, beschreibt er selbst als Slap House - eine der zahlreichen Stilrichtungen der House Music und damit der elektronischen Musik. Das heißt, die Titel entstehen am Computer mit Hilfe spezieller Studio-Software. Seine ersten Versuche mit der Demo-Version einer entsprechenden App machte Niklas mit gerade mal 14 Jahren. "Die hab ich mir zum Spaß mal runtergeladen." Zunächst verlor er das Interesse, fing dann aber aus Langeweile wieder damit an. Er beschäftigte sich intensiver damit, kaufte eine Producer-Edition der Software, schaute sich diverse Tutorials an und lernte dazu.

Seine Ideen holt sich Niklas bei der Musik, die er selbst am liebsten hört, "das ist alles aus dem Dance-Bereich". "Wenn mir etwas gefällt oder ich mich an einen guten Song erinnere, dann versuche ich, ihn etwas moderner aufzusetzen", erzählt er. Wenn das Instrumental steht, kommt die Kontaktaufnahme mit dem Sänger, der seinen Part draufsingt. Derzeit arbeitet Niklas zum Beispiel mit dem Sänger Meqq und dem TikToker Christian Gates aus den USA zusammen. Passt alles, kommt am Ende noch das Mastern und Abmischen. Die entsprechenden Kontakte entstehen in der Regel in den verschiedenen Netzwerken der Musikszene. "Da kennt dann einer wieder einen anderen."

Seinem Hobby geht der 18-Jährige vor allem abends nach der Arbeit nach und natürlich am Wochenende, "da dann gefühlt den ganzen Tag". Viel an Ausrüstung braucht Niklas zum Produzieren nicht, mit Laptop, Boxen und Software ist das Equipment in seinem Zimmer "relativ überschaubar". Über die steigende Zahl der Klicks und seinen Erfolg freut sich mit ihm auch seine Familie - Niklas hat noch drei jüngere Geschwister - und sein Freundeskreis. "Die meisten finden es gut, auch wenn die Musik vielleicht nicht ihr Geschmack ist", erzählt Niklas.

Wer zum Beispiel über Spotify seine Musik so hört und vor allem wo, das kann Niklas in seinem Künstleraccount sehen: Zwei Drittel seiner Hörer gehören zur Altersgruppe zwischen 23 und 34 Jahren. Die Songs werden international gestreamt: Die Top-Städte, in denen Niklas die meisten Hörer hat, sind London, Hamburg, München und Sao Paulo. Bei den Ländern sind es die USA und Deutschland. Dass sich seine Tracks vor allem in Workout-Playlists finden, kann Niklas gut verstehen: "Die Musik ist perfekt zum Sportmachen."

Bei Spotify aktuell rund 500000 Hörer monatlich und auf dem 92. Platz der meistgehörten Dance-Produzenten in Deutschland - seine Ziele für dieses Jahr hat Niklas schon mal erreicht. Jetzt geht es ihm vor allem darum, dieses Level zu halten. Ein Traum wäre es für ihn, langfristig mit Musik vielleicht sogar einmal richtig Geld zu verdienen. "Das könnte ich mir schon vorstellen."

WZ

Katrin Rebl