Ingolstadt
Mieterhöhung zum Jahreswechsel

16.12.2009 | Stand 03.12.2020, 4:24 Uhr

Vorzeigeobjekt am alten Viehmarktplatz: Diese neuen Wohnungen der Gemeinnützigen sind frei finanziert, also von Anfang an ohne Sozialbindung. Und sie sind sehr begehrt. Erst vor wenigen Tagen sind weitere Mieter eingezogen. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Die Mieter von 724 Wohnungen der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft müssen zum 1. Januar mit einer Erhöhung rechnen. Dies hat Geschäftsführer Peter Karmann gestern im Aufsichtsrat bekannt gegeben. Grund für den Mietaufschlag: Die Sozialbindung der Wohnungen läuft aus.

Die Erhöhungen lägen durchschnittlich bei rund zehn Prozent, so der GWG-Chef. Doch auch nachher bewege man sich noch "im sozialverträglichen Rahmen deutlich am unteren Rand der ortsüblichen Vergleichsmiete". Dass nach und nach viele öffentlich geförderte Wohnungen aus der Belegungs- und Preisbindung herausfallen, war absehbar. Darüber sind die Mieter auch schon informiert worden.

Laut Karmann handelt es sich überwiegend um Wohnblocks, die vor vier, fünf Jahrzehnten entstanden. Ein Schwerpunkt liegt im Nordwestviertel, vor allem in der Kopernikus- und Keplerstraße. Ab Januar werden von den knapp 6500 Wohnungen des Unternehmens nur noch 53 Prozent sozialgebunden sein; die Vergabe ist vom Einkommen des Mieters abhängig. Im Januar 2011 fallen dann weitere 164 Wohnungen aus der Bindung heraus.

Dass sich die GWG-Mieter aber insgesamt sehr wohl unter dem Dach ihrer großen Vermieterin fühlen, belegt die immer weiter sinkende Wechselquote. Weniger als fünf Prozent der Mieter wollen in eine andere Wohnung, das liegt deutlich unter dem Schnitt von vergleichbaren Unternehmen der Branche. "Wir sehen das mit einem lachenden und einem weinenden Auge", kommentierte der Geschäftsführer die niedrige Fluktuationsrate. Darin drücke sich zwar die hohe Kundenzufriedenheit aus. Doch auf der anderen Seite steige die Nachfrage nach Wohnraum. 2350 Mietinteressenten stünden derzeit bei der Gesellschaft auf der Warteliste, davon 500 als dringliche Fälle. Karmann nannte den augenblicklichen Wohnungsmarkt "leicht angespannt".

Der GWG-Chef, seit zehn Jahren an der Spitze des Unternehmens, versprach für 2011 den Abschluss einer aufwändigen Aktion: Bis zum nächsten Jahr sollen sämtliche Wohnungen, die der Gemeinnützigen gehören, in einem "zukunftsorientierten, attraktiven und konkurrenzfähigen Zustand", also von Grund auf modernisiert sein. Das Ziel ist fast erreicht, nur noch drei Gebäude stehen aus. Für die gesamte Sanierung wurden rund 44 Millionen Euro ausgegeben.

Bei den Wohnungsbauexperten denkt man in langen Zeiträumen, wie sich auch an der Vorstellungsrede von Roman Dienersberger im Aufsichtsrat zeigte. "Ich werde das jetzt wahrscheinlich 20 Jahre machen", kündigte der neue Leiter des zuständigen Sachgebiets bei der Regierung von Oberbayern an. Dienersberger, seines Zeichens Leitender Baudirektor, ist für den Ingolstädter Wohnungsbau ein wichtiger Mann, denn er vergibt, so vorhanden, die Fördermillionen aus München.

Dass die zweitgrößte Stadt Oberbayerns bisher sehr gut bedient wurde, vergaß der Neue nicht zu erwähnen. Im Durchschnitt flössen sechs Millionen Euro jährlich zwecks Förderung des Wohnungsbaus nach Ingolstadt. "Kaum irgendwo in Bayern", bemerkte dazu der Aufsichtsratschef, OB Alfred Lehmann, werde der Bau von Wohnungen so intensiv gefördert wie in Ingolstadt.

Der OB wurde gestern als Vorsitzender des Aufsichtsgremiums bestätigt. Auch Geschäftsführer Karmann kann sich über eine Verlängerung seines Vertrages um fünf Jahre freuen. Brigitte Fuchs (CSU) löst Simona Rottenkolber als Mitglied im Aufsichtsrat ab.