Michael Thurk macht den Unterschied

31.01.2010 | Stand 03.12.2020, 4:18 Uhr

Augsburg (DK) Enttäuschend war am Samstag allein die Zuschauerzahl beim FC Augsburg: Gerade einmal 15 477 Fans waren live dabei, als die Schwaben in einem faszinierenden Verfolgerduell Arminia Bielefeld mit 3:1 (1:0) niederrangen – und damit ihren dritten Tabellenplatz eindrucksvoll festigten.

Keine Frage, dieser Auftritt des FCA hatte Erstliganiveau. Und bei aktuell nur noch drei Zählern Rückstand auf Rang zwei sollte jetzt sogar das Träumen vom Direktaufstieg erlaubt sein. Oder, Sandor Torghelle? "Warum nicht? Nun kann tatsächlich alles passieren", gibt der ungarische Goalgetter, der am Samstag das entscheidende 3:1 erzielte (90.), unumwunden zu. "Wer solche Spiele gewinnt, steht am Ende ganz weit oben", ergänzt Kapitän Uwe Möhrle. Wenn doch die Verantwortlichen bei den Schwaben nur ebenso mutig wären.

Manager Andreas Rettig bleibt jedoch seiner Linie treu und übt sich weiterhin in Understatement: "Eine Spitzenmannschaft ist nur die, die in der Tabelle auf Position eins oder zwei liegt. Wir sind Dritter, also sind wir keine." Ungeachtet dessen schlägt der Bielefelder Coach nun vor, einen Akteur des FCA sogar in die Nationalmannschaft zu berufen. "Ja, für mich ist Michael Thurk ein potenzieller WM-Teilnehmer. Wenn ich Bundestrainer Jogi Löw wäre, würde ich ihn mitnehmen", so Arminen-Trainer Thomas Gerstner über den 33-Jährigen. Nur dumm, dass der Gelobte gar kein Interesse an einer schwarz-rot-goldenen Zukunft hat: "Ich habe meinen Urlaub für den Sommer schon gebucht, und mein Reiseziel wird definitiv nicht Südafrika sein."

Es ist und bleibt jedoch phänomenal, mit welcher Treffsicherheit Thurk durch die aktuelle Zweitligaspielzeit marschiert. Am Samstag erzielte der gebürtige Hesse bereits seine Saisontore Nummer 18 und 19 – zunächst künstlerisch wertvoll mit einem perfekten Heber (25.), dann humorlos mit einem trockenen Abstauber aus rund 13 Metern Entfernung (48.). Nach diesem 2:0 sahen die Augsburger schon wie die sicheren Sieger aus, ehe die Partie nach Giovanni Federicos Anschlusstreffer (53.), sowie spätestens nach der umstrittenen Gelb-Roten Karte für Stefan Buck in der 60. Minute (Rettig: "Der Schiedsrichter hat es uns heute nicht leicht gemacht") doch wieder zu kippen drohte.

"Nach dem Platzverweis hat man gesehen, dass unser Team auch arbeiten und kämpfen kann", freut sich FCA-Chefcoach Jos Luhukay. So gelang es den Seinen tatsächlich mit viel Geschick, einer Portion Glück und einem herausragenden Keeper Simon Jentzsch ("Wir müssen jetzt auf dem Boden bleiben und dürfen nicht auf die Tabelle gucken"), den knappen Eintore-Vorsprung bis in die letzte Minute zu verteidigen. Bis eben der eingewechselte Torghelle mit viel Gefühl zum 3:1 einnetzte.

"In meiner Brust schlagen zwei Herzen: Einerseits tut es mir für meinen Arbeitgeber Arminia Leid, dass wir hier verloren haben, andererseits haben wir trotzdem einen schönen Teil dazu beigetragen, dass dieses Spiel den Zuschauern wohl noch lange in den Köpfen bleibt", fasste Bielefelds Übungsleiter Gerstner zusammen. Seinen Ostwestfalen schmerzte am Ende freilich nicht nur die Niederlage an sich, sondern auch das Pech ihres Schlussmanns Rowen Fernandez: Der Ersatztorwart, der nur auf Grund einer Nasennebenhöhlenentzündung bei Dennis Eilhoff in die Startformation gerückt war, zog sich bereits in der zwölften Minute eine schwere Knieverletzung zu. Die erste Diagnose lautet Kreuzbandriss. Sollte sich die bestätigen, würde das für den Nationalkeeper aus Südafrika das Aus für die WM im eigenen Land bedeuten.