Metertiefe Bohrungen an der Schlossmauer

10.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:40 Uhr

Tief in die Schlossmauer von Bertoldsheim grub sich das Spezialbohrgerät einer Fachfirma. Der erste Schritt, um eine Diagnose über den Zustand im Innern zu erhalten. Die Mauer gilt als einsturzgefährdet. - Foto: Peterhans

Bertoldsheim (DK) Mit dem Kernbohrgerät rückten gestern die Handwerker auf Schloss Bertoldsheim an. Das Gerät schraubte sich bis zu eineinhalb Meter tief in die Mauer an der Ostseite, die laut Angaben des Schlossbesitzers als einsturzgefährdet gilt.

Diese Vorgehensweise lasse eine erste Diagnose auf den Zustand des Mauerwerkes zu, der mittels Kamera dokumentiert werden könne. Sowohl Architekt als auch Statiker hätten deutliche Warnsignale abgegeben, was die Standfestigkeit der an der Basis zirka 400 Jahre alten Befestigung angeht. Insgesamt rund ein Dutzend Bohrungen sei vorgesehen, denn "wir haben akute Einsturzgefahr", wie der Schlossbesitzer erklärt. Zirka 80 Kubikmeter schweres Gestein drohten, herunterzukommen. "Nach einer Phase der Schreckstarre", sagt er, trage er die aktuelle Entwicklung mit Fassung. Er habe sofort die Gemeinde informiert, die die Schlossstraße vorsichtshalber habe sperren lassen.

Nach einer genauen Analyse soll ein Konzept von Stabilisierungsmaßnahmen ausgearbeitet werden. Er hoffe, dass diese noch in diesem Jahr umgesetzt werden könnten. "Ich vermute, dass die Außenhaut der Mauer total weg muss", meint er. Zum einen laste der tonnenschwere Druck der historischen Brüstung schwer auf dem Fundament. Zum anderen hätten die Mängel auch sehr stark mit chemischen Prozessen zu tun. Im Lauf der Jahre hätten sich Kalk zersetzende Säuren gebildet, die dem Stein geschadet haben. Zusammen mit Witterungseinflüssen habe das dazu geführt, dass Teile regelrecht zerbröselt seien. "Steter Tropfen höhlt den Stein", bringt es der Besitzer auf den Punkt. Und die Wurzeln der riesigen Akazien, die er inzwischen habe entfernen lassen, hätten durch ihre Eigendynamik weitere Schäden angerichtet. "Das Geld, das für diese Maßnahme fällig wird, fehlt freilich anderswo", erklärt er. Noch in diesem Monat wollen sich Vertreter des Landesamtes für Denkmalschutz und der Unteren Denkmalschutzbehörde am Landratsamt zu einem Ortstermin treffen. Neben der Statik solle dabei auch der neue Anstrich für das Schloss ein Thema sein. Inzwischen seien am Gebäude eine neue Dachrinne angebracht und schadhafte Stellen am Dach ausgebessert worden. Allerdings gibt sich der Schlossbesitzer keinen Illusionen hin: "Die Dachplatten stammen aus dem Jahr 1969. Eine komplette Neueindeckung ist da einfach unumgänglich."

Bürgermeister Ernst Gebert erklärte, dass die Schlossstraße in Bertoldsheim aus Sicherheitsgründen gesperrt bleibe, bis eine Einsturzgefahr definitv auszuschließen sei. Die Lage sei nicht akut, erklärte Landratsamts-Pressesprecher Willi Riß. Allerdings sei damit zu rechnen, dass sich einzelne Steine lösen können.