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Metalldetektoren-Sucher finden Bruchstücke eines 1949 abgestürzten Flugzeugs

Der US-Pilot hatte damals abgedreht, um nicht auf dem Ort oder dem Fußballplatz hinunter zu gehen

08.11.2021 | Stand 23.09.2023, 21:42 Uhr
Mit ihren Metalldetektoren haben Reinhard Muhr (links) und Fabian Koch die Absturzstelle abgesucht. −Foto: Trouboukis

Wolnzach - Reinhard Muhr und Fabian Koch teilen eine Leidenschaft: Sie sind Bodensucher, spüren mit ihren Metalldetektoren Dinge auf, die andere verloren haben oder die aufgrund besonderer Umstände im Erdreich zu vermuten sind. Fasziniert hat die Beiden die von unserer Zeitung im August vergangen Jahres veröffentlichte Geschichte über einen US-Piloten, der am 8. Dezember 1949 mit seiner F-80B auf einem Acker bei Wolnzach abgestürzt ist. Dort machten sie sich jetzt auf Spurensuche - und wurden fündig.

Geteilte Meinungen zuBeginn der Suche

"Ich glaube nicht, dass da noch was liegt." Jakob Wendl ist skeptisch. Er steht zusammen mit seinem Sohn Jakob im Hof seines Anwesens in Wolnzach, als die beiden Spurensucher Fabian Koch und Reinhard Muhr eintreffen. Sie sind gespannt, begierig, endlich ihr Equipment auspacken und zum Einsatz bringen zu dürfen. Zusammen mit den Wendls, den Eigentümern des Ackers am "Linderholz", auf dem die Maschine einst niedergegangen ist, wollen sie zur Absturzstelle fahren und ihr Glück versuchen. "Dass wir was finden, das glaube ich schon", wischt Muhr die Bedenken der Grundstückseigentümer mit einem Lächeln weg. "Vielleicht keine großen Teile, weil die Absturzstelle ja damals von den Militärs aufgeräumt wurde. Aber etwas Kleineres bestimmt." Koch und Muhr wissen es besser, waren schon oft mit ihren Metalldetektoren unterwegs. "Manchmal holen uns Leute, die beispielsweise einen Ring verloren haben", erzählt Reinhard Muhr. Groß sei dann stets die Freude, wenn das gute Stück gefunden wird. Einmal den verlorenen Ehering seiner Mutter zu finden, "das wäre ein Traum". Aber das ist eine andere Geschichte.

Auch der Feldeigentümerwar Augenzeuge

An der Absturzstelle am sogenannten Linderholz, die über die Glandergasse gut zu erreichen ist, gelten andere Ansprüche. "Etwas zu finden mit Schrift, was eindeutig zuzuordnen ist, das wäre schon was", sind sich die Bodensucher einig - und legen los. "Ich war damals selbst an der Absturzstelle", erzählt derweil Wendl senior. "Ich bin gerade angekommen, als sie den toten Piloten zugedeckt haben." 13 Jahre war er damals alt - und während er erzählt, ertönt schon der erste Ruf der Sucher: "Da ist etwas." Schon nach wenigen Minuten hat sich ein Detektor mit anhaltendem Pfeifton bemerkbar gemacht. Reinhard Muhr stoppt, geht in die Knie, holt eine kleine Schaufel und einen Handdetektor hervor. Mit ihm stupst er in das Erdreich in seiner Hand - und wird schnell fündig. Ein kleines Stück Metall kommt zum Vorschein. "Das ist leicht. Alu", meint er. Sein Kollege Fabian Koch ist gleich dazu geeilt und bestätigt diesen ersten Eindruck. "Könnte ein Stück von der Außenhaut des Flugzeugs sein." Das Stück wird eingesammelt, das kleine Loch im Boden wieder sorgfältig verschlossen.

Es soll nicht das einzige Fundstück an diesem Tag bleiben. Die Feldeigentümer staunen. "Das hätten wir nicht gedacht, dass da wirklich noch was ist". Eine Zeit lang bleiben sie noch, schauen den Suchern zu, dann fahren sie heim. Währenddessen piept es am Flurstück Linderholz immer wieder - und die passionierten Bodensucher stöbern tatsächlich auch etwas auf, was sie sich so erhofft hatten: "Eine kleine Sensation, wenn man das so sagen kann, etwas mit Aufschrift", so Reinhard Muhr. Typenschilder hat Fabian Koch aus dem Boden befördert, sie tragen die Aufschrift "PLANE MOD P80B- 1LO" und "PART NO. 10-174861".

Ein Fachmann hilftbeim Identifizieren

Beim Identifizieren möchte jemand helfen, der schon einmal durch sein Fachwissen Licht ins Dunkel gebracht hat: Karl-Heinz Strauß. Der Rohrbacher ist in Wolnzach aufgewachsen und leidenschaftlicher Flughistoriker. Er hat dem bis dato anonymen "Helden von Wolnzach" - so war der Beitrag unserer Zeitung über das Abdrehen des Piloten weg von Besiedelung im August 2020 überschrieben - eine Identität gegeben und ihn als denn 28-jährigen Captain George F. Chamberlin identifiziert. Über ihn, den verhängnisvollen Tag seines Todes, seine Familie, weitere Augenzeugenschilderungen und mögliche Hintergründe des Absturzes werden wir in einer unserer nächsten Ausgaben berichten.

Derweil forschen die Bodensucher Muhr und Koch zusammen mit dem Flugzeughistoriker Karl-Heinz Strauß weiter. Gemeinsam möchten sie herausfinden, was der Acker am Linderholz doch noch preisgegeben hat - übrigens exakt in dem Jahr, in dem Captain Georg F. Chamberlin 100 Jahre alt geworden wäre.

WZ

Karin Trouboukis