Merkel und Obama demonstrieren vor G7-Gipfel engen Schulterschluss

07.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:13 Uhr

Krün/Elmau (dpa) Im idyllischen Krün zeigen sich die Kanzlerin und der US-Präsident vereint und scherzen miteinander. Doch einen kleinen Seitenhieb wegen der NSA/BND-Affäre kann sich Merkel dann doch nicht verkneifen.

Kanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Barack Obama haben ungeachtet der Verstimmungen wegen der NSA/BND-Affäre einen engen deutsch-amerikanischen Schulterschluss demonstriert. Die USA seien "ein so wesentlicher Partner, dass wir eng kooperieren, weil wir es im gegenseitigen Interesse brauchen, weil wir es wollen und weil wir gemeinsame Werte teilen", sagte Merkel am Sonntag. Zuvor hatte sie US-Präsident Barack Obama vor Beginn des G7-Treffens auf Schloss Elmau in dem nahe gelegenen Ort Krün begrüßt. Obama sagte: "Heute morgen feiern wir eines der stärksten Bündnisse, das die Welt je gekannt hat."

Ohne die Geheimdienstaffäre beim Namen zu nennen betonte Merkel bei strahlendem Sonnenschein vor dem Rathaus von Krün: "Trotz mancher Meinungsverschiedenheiten, die wir heute haben, ist Amerika, sind die Vereinigten Staaten von Amerika unser Freund, unser Partner." Zu Obama gewandt, sagte Merkel, es sei ihr eine große Freude, dem US-Präsidenten "ein Stück deutsches Kulturgut, ein Stück bayerisches Kulturgut" zu zeigen. "Das ist eine wunderbare Chance. Und ich darf Dir verraten, in dieser Region sind Tradition und Moderne eng miteinander verbunden. Es ist ein schönes Stück Deutschland."

Obama sagte: "Ich bin in Dankbarkeit für die gemeinsame Geschichte hierher gekommen." Er verwies auf die große Zahl bayerischer Einwanderer in seiner Heimatstadt Chicago. In einer gut gelaunten Rede scherzte der US-Präsident, er habe leider seine Lederhose vergessen. "Aber ich hoffe, dass ich die Möglichkeit haben werde, eine Lederhosen zu kaufen". Im Anschluss nahmen Merkel und Obama an einer bayerischen Brotzeit teil. Sie verspeisten Weißwürste und tranken Weißbier. Obama hatte Merkel mit zwei Wangenküssen begrüßt.

Die Kanzlerin wollte offensichtlich vermeiden, dass die Affäre zur umstrittenen Zusammenarbeit der Geheimdienste beider Länder den Gipfel überschattet. Schon vor Tagen hatte sie gesagt, sie werde mit Obama nicht über die Herausgabe der umstrittenen Suchbegriffe sprechen, die der US-Geheimdienst NSA dem Bundesnachrichtendienst zur Spionage gegen Politiker und Firmen übermittelt hatte.

Nach dem Aufenthalt in Krün wollten die Kanzlerin und der Präsident zum Tagungshotel fahren und sich noch vor dem Gipfelstart im kleinen Kreis beraten. Offiziell soll der Gipfel um 13.00 Uhr mit der Ankunft der übrigen Staats- und Regierungschefs der sieben großen Industrienationen (G7) beginnen.

G7-Gegner blockierten am Morgen kurzfristig die Bundesstraße 2 in Garmisch-Partenkirchen. Etwa zehn Aktivisten setzten sich im Ortsteil Höfle auf die Straße Richtung Elmau und Mittenwald. Beamte beendeten die Blockade kurze Zeit später wieder. Schloss Elmau ist etwa zehn Kilometer Luftlinie von Garmisch-Partenkirchen entfernt.

Auf dem Gipfel dürfte neben den aktuellen Krisen der Welt und dem Kampf gegen Hunger und Armut auch das G7-Verhältnis zu Kremlchef Wladimir Putin eine Rolle spielen. Zudem droht das griechische Schuldendrama die Gipfel-Regie Merkels durcheinander zu bringen. Putin hatte sich am Vortag mit scharfer Kritik am Westen ins Gipfel-Geschehen eingemischt. Seine in den USA und Europa umstrittene Politik sei "bloß eine Antwort auf die Bedrohungen, die an unsere Adresse gerichtet sind", sagte der von dem Treffen ausgeschlossene russische Präsident einer italienischen Zeitung.