Pfaffenhofen
Merkel soll Energiewende beschleunigen

Bürgermeister Herker lädt Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Pfaffenhofen ein

29.11.2019 | Stand 02.12.2020, 12:30 Uhr
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). −Foto: Foto: John Macdougall/AFP Pool/dpa

Pfaffenhofen (PK) Die Stadt Pfaffenhofen hat Bundeskanzlerin Angela Merkel eingeladen, ihr aus der Perspektive einer engagierten Kleinstadt die Dringlichkeit weiterer Maßnahmen zur Energiewende zu zeigen. Hintergrund sind Hürden bei der Realisierung der geplanten Power-to-Gas-Anlage im Klärwerk. Bürgermeister Thomas Herker (SPD) hat sich mit einem eindringlichen Brief, der unserer Redaktion vorliegt, ans Bundeskanzleramt gewandt.

Vor dem Hintergrund der sich überschlagenden Meldungen zum Klimawandel solle sich die Kanzlerin in Pfaffenhofen einen Eindruck verschaffen von der technischen Konzeption der weitgehend CO2-neutralen Energieversorgung der Stadt und von einer fertig geplanten Power-to-Gas-Anlage, die aus Strom klimaneutrales Bio-Erdgas herstellen kann, heißt es sinngemäß in dem Brief.

Die Stadt sieht die Bundesregierung in der Pflicht, die Barrieren auf dem Weg zum Bau derartiger Anlagen und zum Erreichen der Klimaschutzziele zu beseitigen. Der nächste Schritt auf dem Weg zur Reduzierung der Treibhausgase sei eine Koppelung der verschiedenen Energieformen wie Strom oder Gas. Gemeinsam mit Siemens, dem Startup Electrochaea und den Stadtwerken Pfaffenhofen habe die Stadt die Voraussetzungen geschaffen, um sofort Erdgas durch lokales Biogas zu ersetzen.

Standort einer derartigen Anlage wäre die städtische Kläranlage, die alle Voraussetzungen für dieses Projekt erfülle. "Solch ein Modell würde wegweisend für viele Kommunen und einer der Schlüssel zu einer nachhaltigen und lokalen Energieerzeugung in ganz Deutschland sein", schreibt Herker in seinem Brief an die Kanzlerin. "Allerdings werden Sektorkopplung und Speichertechnologien derzeit nicht ausreichend gefördert", so Herker weiter. "Beispielsweise können ohne die Freistellung der Sektorkopplung von Steuern und Umlagen beim Stromeinkauf solche Energiedrehscheiben wie Bio-Methanisierungsanlagen nicht ohne finanzielle Verluste umgesetzt werden." Daher seine Einladung an Angela Merkel: "Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, im Namen der Stadt Pfaffenhofen möchte ich Sie sehr gerne einladen, sich zeitnah selbst vor Ort ein Bild der technischen Konzeption unserer Energieversorgung und der umsetzbar abgeschlossen projektierten Power-to-Gas-Anlage zu machen", heißt es in Herkers Brief nach Berlin, der nach PK-Informationen schon am Donnerstag versandt wurde. "Gerne würde ich mit Ihnen darüber sprechen, wie Barrieren auf dem Weg zur Erreichung der Klimaschutzziele beseitigt werden können."

Auslöser für den Brief an die Kanzlerin waren laut Stadtverwaltung die neuesten Meldungen, wonach die Vereinten Nationen davon ausgehen, dass selbst wenn die Vorgaben des Pariser Klimaschutzabkommens umgesetzt würden, sich die Erde bis 2100 deutlich über drei Grad erwärmen würde. Das Europäische Parlament hat am Donnerstag dringenden Handlungsbedarf erkannt und in einem symbolischen Akt den europaweiten Klimanotstand erklärt - wie schon der Pfaffenhofener Stadtrat vor zwei Wochen. Kanzlerin Merkel selbst hatte im Deutschen Bundestag angemahnt, dass der Klimaschutz eine der beiden zentralen Herausforderungen für Deutschlands Zukunft darstelle. Das Land müsse Verantwortung übernehmen und all das technische Know-how einsetzen, um dem Klimawandel zu begegnen, so Merkel.

Die Einladung an Angela Merkel erging gleichzeitig im Namen des Bund Naturschutz in Bayern, der Landesvertretung Bayern des Bundesverbands Erneuerbare Energien, der Bürgerenergie Bayern und von Michael Sterner, Professor für Energiespeichertechnik an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg.