Eichstätt
Mensaessen im Blitzlicht

Journalismus-Studierende haben auf Instagram einen Foodblog ins Leben gerufen - Über 400 Abonnenten

21.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:29 Uhr
"Süßkartoffen, so weit das Auge reicht", unterbrochen nur von Pommes: Die Journalistik-Studierenden (von links) Julia Bartosik, Caroline Kaiser, Johannes Hirschlach, Isabel Pogner, Sandra Brugger, Anna Zimmermann, Isabell Hogh-Janovsky und Judith Maus halten ihr Mittagsessen regelmäßig mit der Kamera fest. −Foto: Steimle

Eichstätt (EK) Alles begann aus Langeweile und Hunger: In einer Vorlesung hatten die Journalistikstudierenden ihr Handy in der Hand und waren entweder auf Instagram unterwegs oder auf der Suche nach dem Mensaspeiseplan.

"Dann sind wir auf die Idee gekommen, dass es spannend wäre, wenn es einen Foodblog über die Mensa gäbe", sagt Johannes Hirschlach. Was kommt heute Gutes auf den Tisch, gab es das schon mal, wie hat es geschmeckt? Der Instagram-Foodblog "ku_mensaliebe" war geboren.

Ein Blick auf die Tabletts genügt, schon stehen Bild und Text für den heutigen Beitrag fest: "Süßkartoffeln, so weit das Auge reicht", denn fast alle haben sich für das selbe Gericht entschieden. Schnell werden die Teller aneinandergereiht und Anna Zimmermann macht ein Foto für die Online-Bilderplattform. Nach dem Essen fällt man gemeinsam ein Urteil: "Hat sehr gut geschmeckt", finden alle, "die knackigen Kürbiskerne waren das herzhafte Sahnehäubchen", fügt Isabell Hogh-Janovsky hinzu. Der Post geht online und gefällt schnell über 50 Abonnenten.

Mit einem "herzlichen Servus" und damals 27 Likes ging ku_mensaliebe im November 2018 online. Der Name ist Programm: "Wir waren uns alle einig, dass die Mensa hier ganz gut ist", sagt Zimmermann, was nicht heißt, dass nicht auch mal kritisiert wird. Die Blogger versuchen aber, nicht zu pauschalisieren, sondern genau zu benennen, was ihnen nicht geschmeckt hat. "Bulgur und Falafel waren etwas trocken. Der Aprikosen-Dip mit Zwiebelstückchen war der Hammer. Nächstes Mal gern mehr von dem Süßen! ", heißt es dann etwa auf Instagram. Gemäß dem Credo "Unabhängig , Unparteiisch, Unseriös" versucht man, mit Humor an die Sache zu gehen. "Ich glaube, das mag die Zielgruppe ganz gerne", sagt Isabel Pogner. Dass sich Koch Simon Czernoch Gedanken mache und auf die Wünsche der Studierenden eingehe, merke man, da sind sich alle am Tisch einig. "Unten liegt eine Art Gästebuch aus, in dem man dem Koch schreiben kann und er schaut da jeden Tag rein", erklärt die 23-Jährige.

Durch dieses Buch wurde Czernoch auf den Foodblog aufmerksam: "Das Kürzel stand mehrfach drin und ich habe nachgeschaut, was es bedeutet", sagt der 43-Jährige. Er klickte sich durch Bilder und Kommentare und sah den Nutzen für seine Arbeit. "Ich kann nur etwas verändern, wenn ich weiß, was nicht passt. " Auch über positive Stellungnahmen freue er sich, denn es schaue selten jemand in die Küche, um zu sagen, dass es heute gut geschmeckt habe. Ein guter Draht zu seinen Mensagängern ist für Czernoch von Bedeutung, "sonst komme ich persönlich nicht weiter. Es ist mir ganz wichtig, dass man mit den Studenten redet", sagt der Koch und hat das längst in die Tat umgesetzt: Mit den Mitgliedern der "Students for Future"-Bewegung führte er ein Nachhaltigkeitsgespräch, die Blogger von ku_mensaliebe nahm er mit in die Küche, erklärte Abläufe und Produkte. "Wir haben als Großbetrieb 780 Essen am Tag, wenn es viele sind. Da muss man anders kochen als für drei oder vier Personen. "

Der Rundgang sei sehr interessant gewesen, betont Pogner. So sei erklärt worden, "dass die Pommes keine tiefgekühlten sind, sondern jeden Tag frische Kartoffelpommes geliefert werden". Vieles sei bio und stamme aus der Region, etwa aus Preith, wie Czernoch erläutert. In den kommenden Wochen wollen die Blogger die Informationen auf ku_mensaliebe unter die Studierenden bringen.

 
 
 
 
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Viele kennen den Blog mittlerweile, über 400 haben ihn bereits abonniert. Ein Herzchen bekommen - wie für Instagram typisch - besonders schön arrangierte Fotos. Auch das Frank-Ribéry-Video sei gut gelaufen, erklärt Zimmermann, in dem die Studierenden den Fußball-Profi aufs Korn gekommen hatten. Ribéry zeigte sich im Januar beim Verzehr eines mit Gold belegten Steaks in den sozialen Netzwerken. Verblüffend beliebt sei "ein Format, das wir vor vier Wochen gestartet haben", fügt Hirschlach hinzu, das Horoskop, das den Speiseplan mit Sternzeichen in Verbindung bringt.

"Was besonders gut ankommt, sind die veganen Gerichte", sagt Pogner mit Blick auf ihr Smartphone. "Die Veganer sind vermutlich nicht mal so viele, aber sie sind sehr laut, kommentieren und beteiligen sich an Umfragen. " Auch intern führt das manchmal zu Diskussionen über eine ausgewogene Berichterstattung, erklärt Hirschlach. "Man muss aber ehrlich sagen, die Fleischgerichte, habe ich das Gefühl, kommen öfter wieder, beim Veganen probieren sie mehr aus", was dann seinen Niederschlag im Blog findet. Viele wollten ihr Cordon bleu auf die übliche Art, sagt Koch Czernoch, bei veganen Speisen "gibt es viele tolle Produkte", die manche vielleicht noch nicht in der Kombination gegessen hätten. Das überzeugt auch Nicht-Veganer. "Ich esse es oft, weil es sich sehr lecker anhört", sagt Zimmermann und auch Hirschlach bringt für ku_mensaliebe ab und an ein Opfer: "Dann isst man eben dem Blog zuliebe etwas Neues. "

 

Tina Steimle