Manching
"Meine Verlängerung war reine Formsache"

SVM-Trainer Florian Stegmeier über die Entscheidung für Manching und die Pläne für kommende Saison

06.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:35 Uhr
Fühlt sich in Manching wohl: Florian Stegmeier bleibt dem SVM als Trainer erhalten. −Foto: Rimmelspacher

Manching - Noch vor der Corona-Krise hat der Fußball-Bezirksligist SV Manching die Weichen für die Zukunft gestellt und den Vertrag mit Cheftrainer Florian Stegmeier um ein weiteres Jahr verlängert.

 

Im Gespräch mit unserer Zeitung äußert sich der 33-Jährige nicht nur zu diesem Sachverhalt, sondern nimmt auch Stellung zur momentan schwierigen und ungewohnten Situation ohne Spiel- und Trainingsbetrieb.

Herr Stegmeier, wie lange hat die Entscheidungsfindung gedauert, dass Sie der Mannschaft auch in der Saison 2020/21 als hauptverantwortlicher Trainer vorstehen wollen?
Florian Stegmeier: Der Verein hatte mir schon in der Winterpause positive Signale gegeben. Und da wir ohnehin in ständigem Kontakt und regem Austausch stehen, war meine Vertragsverlängerung reine Formsache. Ich fühle mich in Manching sehr, sehr wohl und die Arbeit mit der Mannschaft macht unglaublich viel Spaß, zumal bei den jungen Spielern eine positive Entwicklung erkennbar ist. Es passt einfach alles: vom Umgang mit der Vereinsführung bis hin zur Zusammenarbeit mit dem Jugendleiter oder den Jugendtrainern. Ich freue mich auf mein viertes Jahr in Manching.

Mit welchen Leuten an Ihrer Seite werden Sie zusammenarbeiten?
Stegmeier: Stand jetzt gibt es keine Änderungen. Flakron Azemi bleibt uns als Fitnesstrainer erhalten und Cenker Oguz unterstützt mich weiterhin als Co-Trainer. Und wie gewohnt kümmert sich Lucas Bauer um das Torwarttraining. Da sind wir also sehr gut aufgestellt. Lucas macht eine richtig gute Arbeit mit den Torhütern im Herrenbereich. Wir beziehen aber auch immer mal wieder Jugendtorhüter mit in das Training ein. Insgesamt ist es uns gelungen, die Keeper auf ein noch höheres Level zu bringen. Das ist echt top.

Mit Christian Kirzinger und Philipp Becker stehen seit der Winterpause neben Stammtorwart Thomas Obermeier und Lukas Steinzhorn zwei weitere Keeper im Kader. Birgt das Überangebot nicht die Gefahr für interne Reibereien?
Stegmeier: Wir mussten auf dieser Position unbedingt tätig werden, weil sich der ?Obi' im Freundschaftsspiel gegen den SV Kasing das Kreuzband gerissen hat. Er ist inzwischen schon operiert, wird aber natürlich längere Zeit ausfallen. Lukas Steinzhorn ist beruflich in München angesiedelt und wird nur noch sporadisch an den Trainingseinheiten und auch Spielen teilnehmen können. Deshalb haben wir Christian Kirzinger die Notlage erklärt und er hat sich spontan bereit erklärt, uns auszuhelfen. Philipp Becker ist in die Gegend gezogen und hat sich uns angeschlossen. Er verstärkt nicht nur den Kader, sondern wir können dadurch auch den Konkurrenzkampf beleben, wovon letztendlich alle profitieren.

Das derzeit beherrschende Thema ist das Coronavirus. Wie kommunizieren Sie in dieser schwierigen Zeit ohne Trainings- und Spielbetrieb mit Ihrer Mannschaft?
Stegmeier: Ich stehe mit den Spielern nicht nur über unsere Whatsapp-Gruppe in Kontakt, sondern telefoniere auch regelmäßig mit ihnen. Wichtig ist, dass der Kontakt nicht abreißt. Anders als in der Wintervorbereitung habe ich den Fußballern jetzt aber keine konkreten Trainingspläne an die Hand gegeben, weil einfach nicht vorhersehbar ist, wann und wie es weitergeht. Die Jungs haben lediglich die Order bekommen, dass jeder individuell seinen Fitnesszustand halten muss. Für diesen haben wir in der Vorbereitung hart gearbeitet. Bislang setzen sie das auch gut um.

Der Vorstand des Bayerischen Fußballverbandes hatte eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs in einer ersten Stellungnahme für frühestens nach dem 19. April 2020 angekündigt, die Deutsche Fußball-Liga bringt mittlerweile gar eine Verlängerung bis mindestens Ende April ins Spiel.
Stegmeier: Fußball ist unser aller Hobby und unsere Leidenschaft. Jeder will, dass es baldmöglichst wieder losgeht. Dennoch müssen wir zunächst versuchen, möglichst schadlos aus dieser Krise herauszukommen. Wenn es bis dahin nicht weitergeht, dann vermute ich, dass die Saison zumindest im Amateurbereich gelaufen ist. Sobald es aber Signale gibt, dass der Spielbetrieb regulär fortgesetzt wird, werden wir den Spielern - natürlich immer unter Berücksichtigung der äußeren Umstände - frühzeitig entsprechende Hausaufgaben geben, damit wir zum Start in die Rest-Rückrunde auf dem nötigen Fitnesslevel sind, bis wir dann wieder in das Mannschaftstraining einsteigen können.

Virologen vermuten, dass im Jahr 2020 gar keine Fußballspiele mehr stattfinden werden.
Stegmeier: Ich bin kein Experte. Ich hoffe nur, dass man über die aktuellen Maßnahmen mit Ausgangsbeschränkung die Verbreitung des Virus eindämmt, damit wir baldmöglichst in den geregelten Tagesablauf zurückehren können. In der momentanen Phase hängt ja nicht nur das Sportliche daran, sondern das ganze soziale Leben. Das ist eine Ausnahmesituation, die wir alle so noch nicht erlebt haben. Gemeinsam müssen wir nun das Beste aus der Situation machen und uns an die Vorgaben und Ratschläge der Experten halten. Natürlich freue ich mich schon jetzt unheimlich darauf, mit der Mannschaft wieder auf dem Platz zu stehen und zu arbeiten.

Wie würden Sie bei einem Saisonabbruch die Tabellen werten?
Stegmeier: Zum Glück muss ich diese Entscheidung nicht treffen. Sportlich fair wäre es vielleicht, eine Regelung zu finden, dass zumindest der Herbstmeister oder aktuelle Tabellenführer trotzdem aufsteigen darf. Wenn ich hier in die Bayernliga Süd blicke, wo der FC Pipinsried bereits 21 Punkte Vorsprung hat, oder in die Regionalliga Bayern, wo Türkgücü München mit neun Zähler Vorsprung das Klassement anführt, dann wäre das für solche Mannschaften schon extrem bitter, wenn die Saison annulliert werden würde. Auch der TSV Eching wäre bei uns in der Liga sowohl als Herbstmeister als auch nach aktuellem Stand davon betroffen. Sie hätten sich den Aufstieg in jedem Fall auch verdient, weil sie bislang die spielstärkste Mannschaft waren und zu Recht ganz oben stehen.

Im Gegensatz dazu müsste es aber auch Absteiger geben.
Stegmeier: Da muss man dann wohl die Kommunikation mit den Vereinen suchen. Dass dies ein immenser Aufwand ist, der wohl nur schwer zu bewerkstelligen wäre, ist mir klar. Aber jeder Mannschaft hätte sich da unten rausarbeiten können. Wenn nur jeweils der Tabellenerste aufsteigt, muss die Folgesaison entweder mit mehr Mannschaften gespielt werden oder man lässt es den Vereinen offen, ob jemand freiwillig eine Klasse tiefer spielen will, weil manche Planungen ja bereits in diese Richtung gingen. Aber eine richtige Entscheidung wird es wohl aufgrund der ganzen Für und Wider nie geben. Meiner Meinung nach müsste es bei einem Saisonabbruch ohnehin eine einheitliche Regelung ?von oben' geben und den Kreisen- und Bezirken muss die Auf- und Abstiegsentscheidung abgenommen werden.

Um diese Jahreszeit laufen bei den Vereinen normalerweise auch die Planungen für die neue Saison auf Hochtouren. Wie gestaltet sich das momentan beim SV Manching?
Stegmeier: Gott sei Dank haben wir in dieser Hinsicht unser Augenmerk schon frühzeitig auf verschiedene Spieler gerichtet. Natürlich bin ich ein Freund davon, mit den betroffenen Personen direkt zu kommunizieren und ihnen die Planungen zu erläutern. Das geht halt aktuell nur telefonisch. Dennoch sind wir in dieser Hinsicht auf einem sehr guten Weg. Wichtig war mir auch, dass die Mannschaft zusammenbleibt. Und da haben schon so gut wie alle zugesagt. Auf einzelnen Positionen wollen wir uns dennoch punktuell verstärken und uns etwas breiter aufstellen.

DK


Das Gespräch führte

Norbert Dengler.