Ingolstadt
"Meine Kunden sind sehr traurig"

Ein Szeneladen verabschiedet sich: Nach 40 Jahren schließt Monis Popshop in der Innenstadt

29.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:49 Uhr
Nach 40 Jahren schließt Monika Spalek ihren Popshop in der Luftgasse. Nachbarshund Coco leistet ihr am letzten Tag Gesellschaft, und viele Kunden schauen ein letztes Mal vorbei. −Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Nach gut 40 Jahren ist Schluss - gestern schloss eine weitere kleine Institution unter den inhabergeführten Läden in der Ingolstädter Innenstadt.

Monis Popshop an der Luftgasse war so etwas wie ein Szeneladen in der Schanz. Nun hat Monika Spalek diesen Laden aufgegeben.

Ein Schritt, der ihr sichtlich schwerfällt, wie im Gespräch mit unserer Zeitung in dem fast leer geräumten Geschäft deutlich wird. "40 Jahre, das macht mir keiner nach", sagt Spalek, die mit ihrem Laden bis zuletzt weder in den sozialen Netzwerken noch sonst im Internet präsent war. "Gegen das Internet und die großen Shisha-Läden in Ingolstadt hatte ich keine Chance mehr, obwohl ich oft billiger war als die Konkurrenz", sagt sie. "Meine Kunden sind sehr traurig", ergänzt sie dann.

Den ganzen Vormittag über kommen sie immer wieder in den schmalen Laden - die Kunden, die für Spalek oft auch langjährige gute Freunde sind. Man kennt sich, duzt sich und umarmt sich. Einer von ihnen holt sich noch einen Vorrat seines Lieblingszigarettenpapiers. "Ein Kumpel hat mir gesagt, dass Monis Popshop zumacht", erzählt er. "Das ist schon traurig. Ich bin ein paar Jahre hierher gekommen. Es wird etwas fehlen, man konnte sich mit Moni auch immer unterhalten", sagt ein anderer. Begegnungen also, die beim Kauf im Internet so nicht zustande kommen und die bis zuletzt viele Kunden schätzten. Spalek übt aber auch Kritik an der Innenstadt, in der es mit einem Laden schwierig geworden sei, wie sie sagt. "Parken und Busfahren werden immer teurer. Und wenn ein Fest stattfindet, wie am vergangenen Wochenende, dann wird schon Tage vorher die Straße abgesperrt. Kann das denn sein?", fragt sie sich.

Der Laden war Spaleks Lebensinhalt. Sechs Tage in der Woche sei sie über all die Jahrzehnte da gewesen. Sogar im vergangenen Oktober, nachdem sie am Rathausplatz schwer gestürzt sei. "Da bin ich jeden Tag auf Krücken ins Geschäft gekommen", erzählt sie. "Ich hätte gern noch ein paar Jahre weitergemacht", ergänzt sie. Und das, obwohl sie vom Alter her längst in den Ruhestand gehen könnte, wenn sie wollte. Doch sie fühle sich eigentlich nicht danach. "Ich hatte zu 90 Prozent mit jungen Leuten zu tun, das hält jung, und ich war immer akzeptiert", sagt sie stolz. Der Sturz, das räumt sie ein, sei mit ein Auslöser für den Entschluss gewesen, aufzuhören. Da hätte sie sich gefragt, was wohl wäre, wenn sie eines Tages nicht mehr in den Laden kommen könnte.

Gestern stand im Popshop noch ein Rest an Sishas, in den Regalen lagen noch einige Räucherstäbchen und an den Wänden hingen noch ein paar Fahnen, Nietengürtel und Patches für Motorradkutten. Vor 40 Jahren, als Spalek in der Roseneckstraße begann, fing aber alles mit Comics und Schallplatten an. "Später kamen Sachen aus der Metal-Szene hinzu wie Aufnäher, Fahnen und T-Shirts", erinnert sie sich. Es folgten Accessoires, Modeschmuck und Artikel aus der Punkszene - eben alles, was gerade in oder populär war. Vor 20 Jahren sei sie dann in die Luftgasse umgezogen. Mittlerweile hätten auch die Kinder früherer Kunden bei ihr eingekauft. In den letzten Tagen seien aber auch viele gekommen, um sich zu verabschieden, sagt sie. "Das Herz ist schwer, das ist wie eine lange Ehe", beschreibt sie ihre Gefühle. Zukünftig werde sie öfter ihre Tochter in Frankreich besuchen und für eine Freundin die Katze hüten. "Am meisten werde ich meine Kunden vermissen. Es waren so liebe dabei, da muss ich wirklich weinen", sagt Spalek.

Michael Brandl