Eichstätt
"Meine erste große Liebe"

Äbtissin Franziska Kloos hat heute vor 50 Jahren ihre klösterlichen Versprechen abgelegt

01.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:44 Uhr

Am 2. Juni 1966 hat die heutige Äbtissin von Sankt Walburg in Eichstätt, Franziska Salesia Kloos, ihre zeitlichen Gelübde abgelegt. Am Samstag feiert sie diesen Tag im kleinen Kreis zusammen mit Bischof Gregor Maria Hanke - im Nonnenchor an der gleichen Stelle, wo sie vor 50 Jahren das "Suscipe me, Domine - Nimm mich an, o Herr" erstmals gesungen hat. - Foto: Schneider

Eichstätt (HK) Nein, bereut hat sie es nie - fern der Heimat neue Wurzeln zu schlagen, einen Weg ohne eigene Familie und Kinder zu gehen. Franziska Kloos ist ihn bewusst gegangen. Ganz bewusst. "Das war meine Berufung schlechthin." 24 Jahre ist sie alt, als sie am 2. Juni 1966 vor Äbtissin Augustina Weihermüller die klösterlichen Versprechen ablegt. Vor 50 Jahren wird aus der jungen Lehramtsstudentin Aloisia die Benediktinerin Franziska Salesia. "Ich habe nie über etwas anderes nachsinniert", sagt sie heute. Auch wenn die Heimatverbundenheit zum Bauernhof in Leutkirch im Allgäu, wo sie 1941 geboren wurde, gedanklich nie abgerissen ist. "Was hatte ich für ein Heimweh", winkt sie ab. Tagträume hätten sie verfolgt in den ersten Monaten. "Da stand ich plötzlich inmitten der Allgäuer Wiesen." Aber: "Hier war meine erste große Liebe." Sie lacht, herzlich, laut und lang. Das ist ihr Markenzeichen, das oft laut hörbar durch die langen Gänge der Benediktinerinnenabtei hallt.

Von der Klarheit ihrer Entscheidung in den 1960er-Jahren zeugt vielleicht auch, dass sie sich das Kloster Sankt Walburg in Eichstätt eigentlich nur anschauen wollte. Erst hätte sie studieren können und wollen, in München. Aber die heilige Walburga hat die junge Frau gefesselt, nicht mehr losgelassen. Sie ist eingetreten, von heute auf morgen. Ein zurück hat es nicht mehr gegeben. Ihrer ersten Liebe ist sie treu geblieben, bis heute. "Wer weiß, ob es noch einmal so gekommen wäre, wenn ich zugewartet hätte." Vier Jahre später übrigens, am 6. August 1970, bindet sich Franziska Kloos ganz an Sankt Walburg, legt ihre ewigen Gelübde ab. Vom damaligen Mettener Abt Augustinus Mayer, dem späteren Kurienkardinal, erhält sie die Jungfrauenweihe.

Mit einem klösterlichen Leben in Armut, Keuschheit und Gehorsam setzen die Benediktinerinnen dem Leben draußen, in der Welt, etwas entgegen. Das Klausurleben, das man sich als Weltlicher nicht vorstellen kann, sei notwendig für die geistige Frische, sagt die Äbtissin. "Wie soll ich mein geistliches Leben entfalten, wenn ich draußen irgendwo spazieren laufe." Das will nicht heißen, dass sie von der Welt abgeschnitten lebt, unter einer Käseglocke.

Dazu hat sicher auch der Schuldienst beigetragen, der die Nonnen seit über 150 Jahren hinausführt in die direkt neben dem Kloster bestehende Grundschule. Mutter Franziska selbst hat dort fast 20 Jahre lang unterrichtet - bis zu ihrer für sie plötzlichen Wahl zur Äbtissin im Februar 1985. Sie schmunzelt, wenn sie an die Schüler denken muss, die bei ihr die Bank gedrückt haben. "Waren schon nette Kinder", sagt sie augenzwinkernd und lacht wieder. Ihre Bescheidenheit, ihr herzliches und packendes Wesen hat sie behalten. Alle, im Konvent wie in Stadt und Land, nennen sie seit jeher nur schlicht "Mutter Franziska". Titel, Anreden ("Hochwürdige Frau Äbtissin") sind ihre Sache nicht.

Ihren großen Festtag begeht die Äbtissin, die seit gut eineinhalb Jahren Ehrenbürgerin der Stadt ist, in aller Stille - gemeinsam mit ihrem Konvent. Am Samstag kommt Bischof Gregor Maria Hanke, selbst Benediktiner, in den Nonnenchor und feiert Gottesdienst. In seiner Gegenwart erneuert Mutter Franziska ihre klösterlichen Versprechen - an eben jener Stelle, an der sie sie 1966 erstmals abgelegt hat. Gepredigt hat damals ihr Priester-Bruder Ulrich, der vor ein paar Jahren gestorben ist. Der Bischof wird ihr den Brautkranz aufsetzen. "Da werde ich dann vergoldet", sagt sie - und schaut im Klostergarten oberhalb der Kirche ein wenig in die Ferne, hinüber zur Willibaldsburg. "Eine innige Atmosphäre war das damals." Die zu erleben wünscht sie sich am Samstag wieder.