Fabian Eberle im Interview
"Mein Ehrgeiz ist einfach noch zu groß"

Torjäger Fabian Eberle (33) kehrt im Sommer zum VfB Eichstätt zurück und will es nochmals wissen

24.03.2022 | Stand 24.03.2022, 12:37 Uhr
Nach einem Jahr beim Kreisligisten SV Wettelsheim schließt sich Torjäger Fabian Eberle wieder dem VfB Eichstätt an und möchte dort an erfolgreiche Zeiten anknüpfen. −Foto: Traub/Archiv

Eichstätt - In den vergangenen Wochen gab es immer Mal wieder vage Gerüchte, die sich am Samstag rund um das Heimspiel gegen den 1. FC Schweinfurt 05 verdichteten.

Einen Tag später platzte dann die Bombe: Top-Torjäger Fabian Eberle läuft ab Sommer 2022 wieder für den Fußball-Regionalligisten VfB Eichstätt auf. Die Rückkehr des ehemaligen Kapitäns des VfB wurde auch in den sozialen Medien gefeiert. "Geil", "die beste Nachricht seit langem" oder "Wahnsinn" waren drei von vielen Kommentaren. Wir haben uns mit dem 33-Jährigen über die Beweggründe für seine Kehrtwende unterhalten.

Herr Eberle, Sie hatten den VfB nach der Saison 2020/21 mit der Begründung verlassen, weniger Aufwand in den zeitintensiven Fußball eines Regionalligisten investieren zu wollen, um mehr Zeit für die Familie zu haben. Warum haben Sie diese Entscheidung revidiert?
Fabian Eberle: Weil ich meine Stunden als Grundschullehrer ab dem nächsten Schuljahr reduzieren werde. Aktuell gehe ich in Vollzeit auf die Arbeit und habe eine 4. Klasse als Klassenleitung, was aufgrund des Übertritts in eine weiterführende Schule sehr zeitintensiv ist. Zukünftig werden es nur noch zwei Tage in der Woche sein und den Rest der Woche bin ich zuhause bei meinen Kindern. Im Gegensatz dazu wird natürlich meine Frau auf ihren eigenen Wunsch hin mehr arbeiten - und ich kann dann abends und am Wochenende meiner großen Leidenschaft auf höchstem Amateurniveau nachgehen.

Sie werden im Oktober 34 Jahre alt. Wie lange wollen Sie noch spielen, was sagt der Körper?
Eberle: Der Vertrag läuft erst mal für ein Jahr, danach sehen wir weiter. Hier hat mir zuletzt ein Spruch von Co-Trainer Florian Grau, mit dem ich in letzter Zeit sehr häufig Kontakt hatte, sehr gut gefallen. Er meinte, dass man sich selbst beziehungsweise die eigene sportliche Leistungsfähigkeit einfach mal vom Alter losgelöst betrachten sollte. Aber grundsätzlich ist es schon so, dass mir das eine Jahr in Wettelsheim mit einer geringeren sportlichen und mentalen Intensität gutgetan hat beziehungsweise guttut und mein "Tank" im Sommer dann wieder richtig voll sein wird.
Wird Eichstätt die letzte Station sein?
Eberle: Es ist definitiv so, dass ich meine aktive Laufbahn dort beenden möchte, wo es mir am meisten Spaß gemacht hat - und das ist nun mal beim VfB Eichstätt, der - wie ich schon mehrmals betont habe - zu einer zweiten Heimat für mich geworden ist. Das habe ich seit meinem Weggang noch intensiver gespürt, da der Kontakt zu sehr vielen Leuten im Verein nie abgerissen ist. Aber im Fußball soll man bekanntlich niemals nie sagen. Vielleicht ergibt sich ja auch noch die Möglichkeit, dass ich mit meinem jüngeren Bruder Leo doch noch einmal in einer Herrenmannschaft spielen kann (grinst) (Anm. d. Red. : Leo spielt derzeit bei den U17-Junioren des 1. FC Nürnberg). Das ist zwar sehr unwahrscheinlich, aber wäre natürlich toll.

Als Tabellenführer der Kreisliga Neumarkt/Jura West stehen Sie mit dem SV Wettelsheim vor dem Aufstieg in die Bezirksliga. Wäre da das Niveau nicht besser geworden?
Eberle: Klar. Aber mein persönlicher Ehrgeiz ist einfach noch zu groß! Ich möchte nochmals maximal gefordert werden, da es auch nur dann am meisten Spaß macht und man sich selbst weiterentwickelt!

Kritiker würden jetzt entgegnen, dass Sie das vorher hätten wissen müssen.
Eberle: Das stimmt. Aber das war ja auch nicht der Hauptgrund für meinen damaligen Wechsel. Wie bereits erwähnt, ergibt sich für mich und meine Familie im Sommer eine neue Situation. Vor allem meine Frau steht hinter dieser Entscheidung, weil sie selbst gemerkt hat, dass ich nicht mehr der ausgeglichenste Mensch bin (lacht).

Bei Ihrem aktuellen Verein kamen Sie zwar nur elfmal zum Einsatz, erzielten aber stolze 21 Tore.
Eberle: Die geringe Anzahl an Spielen liegt daran, dass ich im August 2021 am linken Meniskus operiert wurde und für fast zwei Monate ausgefallen bin. Die Verletzung ist inzwischen aber vollständig ausgeheilt und ich habe keinerlei Beschwerden mehr. Mit der Trefferquote bin ich natürlich zufrieden, da es nie einfach ist, nach einer größeren Verletzung zurückzukommen.
Was nehmen Sie sich persönlich bis zum Saisonende vor und was sind Ihre Ziele danach beim VfB Eichstätt?
Eberle: Meine Entscheidung, den SV Wettelsheim nach nur einer Saison wieder zu verlassen, ist rein persönlicher Natur. Sie hat absolut nichts mit der Mannschaft, dem Trainer oder den Verantwortlichen zu tun. Ich hoffe sehr, mich mit dem Aufstieg verabschieden zu können. Dafür werde ich alles geben. Um danach in Eichstätt wieder mithalten und an die Leistungen vergangener Tage anknüpfen zu können, muss ich im Vorfeld eigenständig meine Hausaufgaben erledigen und wieder in einen anderen Fitnesszustand kommen. Für mich beginnt also die Vorbereitung bereits vor der offiziellen Vorbereitung, weil ich die Belastungen der Regionalliga kenne. Ich habe während der Hinrunde punktuell mit der Mannschaft des VfB mittrainiert und freue mich einfach auf meine Rückkehr, zumal ich mit vielen Jungs permanent in Kontakt stehe.  

Beim VfB Eichstätt stößt Ihre Rückkehr logischerweise auf eine Welle der Begeisterung. Anders dürfte die Wahrnehmung in Wettelsheim gewesen sein.
Eberle: Dass die Verantwortlichen nicht begeistert waren, versteht sich von selbst. Aber ich habe von Anfang an mit offenen Karten gespielt und bereits bei meiner Verpflichtung erklärt, dass es durchaus nach einem Jahr eine Veränderung geben kann.  

In Wettelsheim haben Sie mit Julian Dürnberger einen kongenialen Partner, der ebenfalls 21 Treffer erzielt hat und auch schon etwas höherklassige Erfahrung nachweisen kann. Er hat für den TSV Nördlingen in der Landesliga gespielt. Wären Sie beide im Doppelpack nicht ein eingespieltes Sturmduo für den VfB?
Eberle: Für mich ist Julian nicht nur ein sehr guter Stürmer, sondern auch eine tolle Persönlichkeit. Ich verstehe mich mit ihm nicht nur auf dem Platz sehr gut. Wie es bei mir damals mit Solnhofen der Fall war, ist auch er fest mit seinem Heimatverein Wettelsheim verwurzelt. Ich habe bereits in früheren Interviews erwähnt, dass es einem Spieler heutzutage sehr hoch anzurechnen ist, wenn er viele Jahre trotz vieler hochklassiger Angebote bei seinem Heimatverein bleibt. Ich bin mir sicher, dass er für seine Zukunft die richtigen Schritte wählen wird.  

Christian Träsch, zehnfacher deutscher Nationalspieler und 2015 DFB-Pokalgewinner und Vize-Meister mit dem VfL Wolfsburg, hat sich nach seiner Zeit beim FC Ingolstadt 04 in der zweiten Jahreshälfte 2019 kurzzeitig beim VfB Eichstätt fit gehalten, ehe er in den Vereinigten Arabischen Emiraten nochmals einen Profivertrag unterschrieb. Seit kurzem läuft er für den FC Gerolfing in der Kreisliga Donau/Isar 1 auf. Mit Ihren Erfahrungen der vergangenen Monate: Tut er sich damit einen Gefallen?
Eberle:  Er hat eine ganz andere Laufbahn hinter sich, kann jetzt anscheinend Familie und Hobby bestens vereinbaren. Das freut mich für ihn. Letztendlich muss es jeder selbst wissen. Im Nachhinein ist man immer schlauer. Ich würde mich freuen, wenn er nächste Saison vielleicht mal wieder bei uns in Eichstätt im Training vorbeischaut, dann kann er es mir gleich selber erzählen.

Das Gespräch führte
Norbert Dengler.