Riedenburg
Mehr Zeit für die Freunde aus Italien

Schüleraustausch zwischen Riedenburg und Lanciano soll im kommenden Jahr zwei Tage länger dauern

23.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:00 Uhr

Eine ereignisreiche Woche haben die Schülerinnen und Schüler der Johann-Simon-Mayr-Realschule Ende September in Riedenburgs italienischer Partnerstadt Lanciano verlebt. Die Vorbereitungen für eine Wiederholung des Kulturaustauschs im kommenden Jahr laufen bereits. - Fotos: Realschule

Riedenburg (DK) Weil die Premiere so gut geklappt hat, ist die Organisation für die Wiederholung bereits angelaufen. Auch im kommenden Jahr wird es einen Schüleraustausch zwischen Riedenburg und Lanciano geben. Mit der Begegnung soll nicht nur die Städtepartnerschaft gefestigt werden.

Zu Besuch bei Freunden: So könnte man den Schüleraustausch zwischen der Staatlichen Realschule und dem Instituto Comprensivo 1 in Riedenburgs italienischer Partnerstadt Lanciano überschreiben. "Wir wollten den Schülern das Italien hinter der Tourismusfassade zeigen", sagt Michael Hoerburger. Völkerverständigung hautnah, sozusagen. Vom Ergebnis sind nicht nur der Italienischlehrer und Schulleiter Thomas Dachs begeistert. Auch die 20 Kinder und Jugendlichen, die dabei waren, versichern, dass die Begegnung mit den etwa 22 italienischen Schülern - und natürlich deren Familien - ein unvergessliches Erlebnis war.

"Wir haben immer noch Kontakt", erklärt die 13-jährige Natalie Bukowski. In einer gemeinsamen Chatgruppe tauschen sich die deutschen Schüler mit ihren italienischen Kollegen regelmäßig aus, erzählt die Achtklässlerin. Bis zu 200 Nachrichten am Tag gehen dabei hin und her. "Das ist gar nicht soviel. Direkt nach dem Austausch waren es schon mal an die 1000", meint Natalie und lacht. Sie und ihre gleichaltrige Mitschülerin Isabell Maurer würden gerne im kommenden Jahr wieder dabei sein. Von der anhaltenden Begeisterung lässt sich auch Ulrike Browarzyk anstecken, die als Begleitlehrkraft mit von der Partie war. "Es hat großen Spaß gemacht", versichert sie.

Die Vorbereitungen für eine Wiederholung des Austauschs laufen bereits. Statt nur eine Woche soll der gegenseitige Besuch im kommenden Jahr jeweils zehn Tage dauern. "Wir planen, den Besuch der Italiener in Riedenburg so zu legen, dass sie auch beim Mittelalterfest dabei sein können." Denn mit Mittelalter hat überhaupt erst alles angefangen. Beide Städte haben ein Mittelalterfest, beide Städte einen historischen Verein. Den Kontakt haben Bürgermeister Siegfried Lösch und Lancianos Rathauschef Mario Pupillo im vergangenen Jahr mit der Partnerschaft besiegelt.

Dafür, dass die Voraussetzungen bei den beiden Schülergruppen unterschiedlich waren, habe alles super geklappt. Hoerburger meint damit vor allem die Sprachbarriere. Denn wenngleich es an der italienischen Schule eine Deutschklasse gibt, ist das andersherum nicht der Fall. "Ich gebe zwar einen Italienischkurs, aber in einer Stunde am Nachmittag kann ich leider nicht so viel vermitteln, wie ich gerne würde", sagt der Lehrer. Also haben sich die Kinder und Jugendlichen - sofern Hoerburger nicht als Dolmetscher fungierte - mit Englisch beholfen. Durch die herzliche Gastfreundschaft, von der auch Natalie und Isabell immer noch schwärmen, war die Kontaktaufnahme ein Leichtes. Ohnehin handelte es sich bei der Fahrt in die Abruzzen um den zweiten Teil des Austauschprojekts. Bereits im Mai waren die italienischen Schüler ihrerseits bei Gastfamilien im Altmühltal untergebracht und haben eine Woche lang den Unterricht an der Realschule miterlebt.

"Die Italiener haben also die Pionierarbeit geleistet", sagt Hoerburger. Ohne große Bedenken hätten sie die Reise nach Riedenburg angetreten. "Für uns war es dann leichter, nach Italien zu fahren. Schließlich haben die Schüler sich schon gekannt." Der Abschied in Riedenburg war ähnlich dramatisch wie in Lanciano, beschreibt er. "Die Woche in Italien war noch schöner als die bei uns. Am liebsten würde ich sofort wieder hin", sagt Natalie. Und auch Direktor Dachs hat das Fernweh gepackt. "Bei all diesen Erzählungen werde ich fast eifersüchtig, dass ich nicht mitkommen konnte", sagt er mit einem Augenzwinkern.

Das Programm, das die italienische Schule auf die Beine gestellt hat, war geprägt von kreativen Aktionen. Da wurde gebastelt, gemalt, gespielt. Ausflüge führten zu einer Weingenossenschaft oder zu einer traditionellen Fischerhütte, einer Trabocco. Und auch ein Besuch im Rathaus bei Bürgermeister Pupillo stand auf dem Programm. Dabei landete Hoerburger, der stellvertretend für Riedenburgs Rathauschef und Direktor Dachs eine Plakette entgegennahm, die die junge Städtepartnerschaft würdigt, sogar vor der Kamera eines Lokalfernsehsenders. "Mir war es wichtig, zu betonen, dass die Begegnung auf die zwischenmenschliche Ebene abzielt." Eine Begegnung mit Freunden eben.