Neumarkt
Mehr Wohnraum und weniger hartes Wasser

Podiumsdiskussion mit den drei Bewerbern für das Amt des Neumarkter Oberbürgermeisters

08.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:31 Uhr

Die drei Kandidaten haben sich bei einer Podiumsdiskussion den Fragen der Neumarkter gestellt. - Foto: Meyer

Neumarkt (fxm) In gut zwei Wochen wird zusammen mit der Bundestagswahl auch ein neuer Neumarkter Oberbürgermeister gewählt. Amtsinhaber Thomas Thumann (FW) kandidiert ein drittes Mal. Richard Graf von der CSU steigt zum ersten Mal in den Ring. Nur Außenseiterchancen hat Dieter Ries von der Freien Liste Zukunft (Flitz). SPD und Grüne verzichteten auf Bewerber.

Bei einer Podiumsdiskussion haben sich die drei Kandidaten dem Publikum gestellt. Das Pfarrheim an der Saarlandstraße war schon eine halbe Stunde vor Beginn mit rund 250 Besuchern rappelvoll. 90 Minuten lang erfolgte ein zumeist fairer Schlagabtausch. Nur ein einziges Mal musste Moderator Michael Husarek einen Teilnehmer zur Ordnung rufen, als Stadtrat Ries den Rathauschef bezichtigte, es nicht genau mit der Wahrheit zu nehmen. "Wir sind hier nicht bei einem Kaffeekränzchen", konterte Ries, hielt sich danach aber zurück.

Wichtigste Themen: Ganzjahresbad, Innenstadtentwicklung, mehr Wohnraum durch Nachverdichtung und eine zentrale Wasserenthärtungsanlage. Fünf Minuten durfte jeder Kandidat eingangs seine Ansichten zu einem zukunftsgerechten Neumarkt darstellen. Danach beschäftigte Co-Moderator Wolfgang Fellner das Trio mit einem vorher eingereichten Fragenkatalog.

Dieter Ries, 63 Jahre alt und nach 37 Jahren als geschäftsleitender Beamter bei der Gemeinde Seubersdorf in der Freistellungsphase der Altersteilzeit, durfte als Erster sein Statement vorbringen. Am Flugplatzgelände - der Pachtvertrag mit der Flugsportvereinigung läuft 2020 aus - hätte er am liebsten das Ganzjahresbad gesehen, das jetzt am alten Standort mitten in der Stadt errichtet wird. Ein Zurück wird es wohl nicht mehr geben, weil der erste Spatenstich bereits erfolgt ist. Auf dem Flugplatzgelände wäre außerdem nach Ansicht von Ries genügend Raum für eine Hochschule und eine Landesgartenschau. Ries beklagte, dass städtische Grundstücke an Bauträger abgegeben würden. "Neumarkt verkommt zu einer von wenigen Investoren beherrschten Stadt", kritisierte er.

Oberbürgermeister Thomas Thumann blickte auf die großen Errungenschaften in seiner Amtszeit zurück. Dazu gehörten die Neugestaltung der Brachflächen am Unteren Tor mit dem Neuen Markt sowie der Hochwasserschutz und die Sanierung von Schulen und Kitas. Gewerbegebiete seien ausgewiesen worden und die größte Bauoffensive in der Nachkriegszeit habe stattgefunden. "Die Stadt hat die 40 000er-Einwohnerschwelle überschritten, was auch ein Ausdruck für die hohe Lebensqualität ist", hob der 52-Jährige hervor. In der Innenstadt wolle man eine Hochschule ansiedeln und mehr Wohnungen errichten. Mehr Privatwohnungen würde zu mehr Handelsvolumen führen.

Herausforderer Richard Graf, Stadtrat und Volksfestreferent, gab zu, dass die Stadt gut dastehe, aber man sich nicht zurücklehnen dürfe. Vier Zukunftsgedanken stellte er in den Mittelpunkt. Die Stadt dürfe die Bedenken bei der Wasserenthärtung nicht abtun und müsse für eine Enthärtungsanlage sorgen, weil das Leitungswasser zu kalkhaltig sei. Für die Innenstadt benötige man neue Ideen. Am Flugplatzgelände sei zu wenig gearbeitet worden und bezahlbarer Wohnraum sei immer weniger vorhanden. "Der Servicegedanke steht bei mir an erster Stelle: Zuhören, mit den Menschen zusammen Ideen entwickeln", pries der 57-jährige Graf, der von Beruf IT-Ingenieur ist, als seine Stärken an.

In der Diskussion prangerte Graf die zu geringen Parkplätze am Ganzjahresbad an. Weil zusätzlich ein Parkdeck errichtet wird, würden die Parkplätze nach Ansicht von Fachleuten ausreichen, meinte der Oberbürgermeister, der auch noch die Gebäude der ehemaligen Wattefabrik Richter für Parkplätze in petto hat. "Der Standort ist ein großer Fehler", meinte Ries dazu. Die Stadt solle eine Wasserenthärtungsanlage ernsthaft prüfen. Thumann konterte, dass der Härtegrad mit 15,5 unter dem bundesdeutschen Durchschnitt liege. "Es ist eine Unverschämtheit, wenn der Eindruck entsteht, wir hätten unsauberes Wasser", schimpfte er. "Ich trinke das Leitungswasser täglich."

In der Innenstadt beobachtete Ries, dass viele Gebäude verfallen. "Man darf nicht warten, bis alles der Stadt gehört", forderte er. Graf hatte zahlreiche Vorschläge für eine attraktive Innenstadt parat. Dazu gehörten ein Gründerzentrum für Start-up-Unternehmen, Secondhand-Läden, Spielstationen, Läden mit regionalen Produkten, ein Repaircafé und ein Sanitärhaus, in dem man seine Fahrräder sicher unterbringen, Rucksäcke deponieren kann und wo Mütter ihre Kinder stillen können. Außerdem sollen hier moderne Toiletten installiert werden.

Thumann sagte, dass man mit neuen Sitzmöbeln und einer neuen Illumination die Innenstadt bereits aufgewertet habe. Für die Klostergasse, wo sich etliche Leerstände befinden, gebe es vier Bauanträge. Er beklagte aber, dass viele Eigentümer von Innenstadtgebäuden nichts investiert hätten. Ries meinte, dass das Einkaufszentrum Neuer Markt seiner Meinung zur nach zur schlechten Innenstadtsituation beigetragen habe.