Nürnberg
Mehr Wissenschaft geht nicht in einer Nacht

Institute in der Metropolregion haben zu später Sunde eingeladen – Ein echter Astronaut im Audimax

26.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:38 Uhr

Foto: DK

Nürnberg (HK) Die Wissenschaft hat eingeladen und die Franken sind gekommen. Einer der Höhepunkte der Langen Nacht der Wissenschaften am Samstag in Nürnberg, Erlangen und Fürth war sicherlich der Auftritt des deutschen Astronauten Alexander Gerst.

Generalstabsmäßig gehen Tatjana, Nicole und Henrik die Lange Nacht der Wissenschaften an. „Das Angebot ist so groß! Wir müssen uns entscheiden, was wir alles sehen wollen“, sagt Tatjana und blättert in dem dicken Programmheft. „Zu den leuchtenden Tieren will ich auf jeden Fall“, sagt Nicole und klebt einen Merkzettel in das Programmheft. „Ohne Vorbereitung funktioniert die Nacht nicht“, ist sich Henrik sicher und zeigt auf die vielen Menschen vor dem größten Hörsaal der Uni in Erlangen.

Der deutsche Raumfahrer Alexander Gerst hat sich angekündigt. Der Andrang vor dem Audimax ist riesig. Sogar auf den Treppen vor dem Hörsaal bilden die Besucher lange Warteschlangen. Der kleine Constantin weiß genau, was er will. „Ich will da rein, weil ich später einmal Astronaut werden will“, sagt der kleine Wissenschaftler in spe. Gemeinsam mit Mama Elke hat Constantin einen Platz in der zweiten Reihe des großen Auditoriums ergattert.

Derweil steht Alexander Gerst bereits in voller Montur hinter der Bühne und wartet auf seinen Auftritt. Sogar der Unipräsident ist durch die Katakomben geeilt, um den Star der deutschen Raumfahrt in Erlangen persönlich zu begrüßen. „Ich bin ein großer Fan von Alexander Gerst“, sagt Joachim Hornegger und fällt dem Mann mit dem blauen Astronautenoverall hinter der Bühne beinahe um den Hals. „Coole Wissenschaftler sind meistens auch coole Typen“, sagt Hornegger während Gerst unter dem Jubel des Auditoriums den großen Hörsaal betritt.

Derweil erklärt Gerst, wie schwer es ihm gefallen sei, seinen Heimatort Künzelsau von der Raumstation ISS aus zu entdecken. Aus dem All sei es nicht so einfach, die fränkischen Flecken zu erspähen. Wer die Heimat aus dem Weltraum sehen wolle, der müsse sich beeilen. Denn in wenigen Sekunden drehe sich die Erde weiter. Europa aus einer Höhe von 400 Kilometern wirke eben wie ein einziger schöner grüner Kontinent ohne Grenzen. Bemannte Raumfahrt sei auch wichtig, damit Menschen solche persönlichen und zutiefst menschlichen Erfahrungen abseits aller Experimente im All machen können. Nicht umsonst hat Gerst seine Mission „Blue Dot“ getauft. Wie ein kleiner blauer Punkt wirke die Erde aus der Astronautenperspektive.

Hinter der Bühne klatscht Joachim Hornegger in die Hände. Der Unipräsident ist begeistert, wie der Mann in der blauen Montur vor ihm auf der Bühne seine Zuhörer in den Bann der Wissenschaften zieht. „Gerst macht Forschung fühlbar und spürbar.“ Wissenschaft werde häufig zu abstrakt dargestellt, findet Hornegger. Dabei habe die Forschungsarbeit viel mit Spaß und Freude zu tun. „Genau das wollen wir heute Nacht vermitteln“, sagt der Unipräsident. „Wir wollen zeigen, wie bunt es hinter den verschlossenen Türen der Forschungseinrichtungen im Städtedreieck zugeht.“ Dabei brauche sich Nürnberg-Erlangen-Fürth nicht verstecken. „In unserer Region steckt viel Kraft. Laut einer neuen Studie gehört unsere Uni zu den innovativsten der Welt.“

Auch das Fraunhofer-Institut in Erlangen-Tennenlohe hat für die Besucher der Langen Nacht der Wissenschaften seine Türen weit geöffnet. Studenten präsentieren stolz ihren selbstgebauten Rennboliden. „Schneller, leichter, effizienter und sicherer lautet jedes Jahr unser Motto“, erklärt Jan Seeger vom Entwicklerteam den begeisterten Zuhörern. Der zwölfjährige David hört aufmerksam zu. Schließlich hat er Rennfahrerblut in den Adern. „Ich fahre selber schon Rennen“, erzählt er. Dann geht ein Traum für ihn in Erfüllung. David darf ins Cockpit des Rennautos klettern. Jetzt erklärt Jan ihm die ausgeklügelte Technik aus allernächster Nähe.

Wunderbar findet auch Matthias Lang die Nacht der Wissenschaften. „Ich bin als Student hier gewesen. Dann hab ich hier meine Diplomarbeit gemacht und jetzt arbeite ich im Fraunhofer-Institut“, freut sich der junge Ingenieur und präsentiert Töchterchen Eleonora seine neueste Arbeit. „Mit unserem Lautsprechersystem Symphoria hat man im Auto das Gefühl, live im Konzertsaal dabei zu sein“, erklärt er. Irgendwann wird Eleonora aber müde. Auch die längste Nacht geht einmal zu Ende.