Nürnberg
Mehr warnen, schneller impfen

Während das Klinikum die dritte Welle klein halten will, kann die Stadt auf mehr Impfdosen hoffen

08.04.2021 | Stand 23.09.2023, 17:51 Uhr
Die medizinische Chefetage des Klinikums Nürnberg warnt vor verfrühter "Corona-Sorglosigkeit": Jörg Steinmann, Arnim Geise, Achim Jockwig und Stefan John (von links). −Foto: Giulia Iannicelli

Nürnberg - Wie ernst die Corona-Lage in der Frankenmetropole wirklich ist, hat das Nürnberger Klinikum auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz deutlich gemacht. Mit ernsten Mienen hat die medizinische Chefetage vor einer verfrühten "Corona-Sorglosigkeit" gewarnt. Die Zahl der Covid-Patienten steige derzeit leider wieder an, hat die versammelte Professoren-Schar verkündet. Die dritte Welle der Pandemie mache dem Nürnberger Team aus Spitzenärzten große Sorgen.

Kopfschmerzen verursacht dem Ärzteteam um Klinikchef Achim Jockwig besonders die Tatsache, dass die Krankheitsverläufe auch bei jüngeren Patienten schwerer werden. Erschwerend komme hinzu, dass die Corona-Patienten immer häufiger sofort auf der Intensivstation landen.

Diese insgesamt besorgniserregende Entwicklung führt bereits dazu, dass Kapazitäten zur Behandlung anderer Notfälle zunehmend knapp würden. "Die Zahlen haben sich im Lauf von nur zwei Wochen um rund 25 Prozent gesteigert", bringt Achim Jockwig, Vorstandsvorsitzender des Klinikums Nürnberg, die alarmierende Entwicklung auf den Punkt und betont, dass Corona trotz des nahenden Frühlings noch nicht vorbei sei. Aktuell würden 102 Covid-Patienten im Klinikum behandelt. Davon müssten 28 Erkrankte mit schweren Verläufen auf den Intensivstationen an den beiden Klinik-Standorten im Norden und Süden Nürnbergs behandelt werden.

"Im Unterschied zur ersten und zweiten Welle hat sich der Altersdurchschnitt unserer Patienten deutlich nach unten verschoben - auf 64 Jahre", erklärt Arnim Geise und vrweist darauf, dass Corona-Patienten mit schweren Verläufen derzeit durchschnittlich acht lange Wochen im Krankenhaus intensiv behandelt werden müssten. Dadurch würde sich die Anzahl der freien Intensivbetten zusätzlich reduzieren.

Diese Faktoren verstärken die angespannte Corona-Lage am Klinikum Nürnberg. Die Situation nach über zwölf Pandemie-Monaten geht auch an den Mitarbeitern nicht spurlos vorüber. Die Belastung für das Klinik-Personal ist trotz der erfolgten Impfungen nach wie vor hoch. Obwohl bereits mehr als 70 Prozent der Beschäftigten gegen Corona geimpft seien und deshalb zumindest nicht mehr befürchten müssten, selber schwer zu erkranken, sei mittlerweile eine zunehmende Ermüdung und Zermürbung bei den Mitarbeitern zu erkennen, so Stefan John, Leiter der Abteilung Interdisziplinäre Intensivmedizin am Klinikum Nürnberg Süd und Arnim Geise, Bereichsleitung Internistische Intensivmedizin Klinikum Nürnberg Nord, unisono. So etwas wie die Corona-Pandemie mit vielen Momenten der Hilflosigkeit hätten die Ärzte noch nie erlebt. Umso wichtiger ist jetzt wohl mehr Schnelligkeit beim Impfen. "Zusätzlich brauchen wir kluge Testkonzepte. Nur so können wir die dritte Welle klein halten", findet Achim Jockwig, Vorstandsvorsitzender des Klinikums Nürnberg.

Derweil hat die Stadt Nürnberg noch am selben Tag via Pressemitteilung verkündet, dass man am Mittwoch insgesamt 18000 Impfdosen und damit so viel Impfstoff wie nie zuvor auf einmal erhalten würde. Um mehr Tempo in die Impfkampagne zu bekommen, bittet die Stadt dringend darum, bei der Buchung oder Stornierung der Impftermine keine unnötige Zeit verstreichen zu lassen. Umso rascher könnten andere Impfinteressierte an die Reihe kommen.

Angesichts der angespannten Lage appelliert Professor Jockwig mit den Professoren-Kollegen Arnim Geise, Stefan John und Jörg Steinmann eindringlich an die Bevölkerung, die Hygieneregeln "weiterhin streng einzuhalten" und soziale Kontakte "weitestgehend" zu reduzieren.

HK

Nikolas Pelke