Regensburg
Mehr Mut zum Christsein

Kardinal Reinhard Marx ruft zum Ende des Katholikentags zu gesellschaftlichem Engagement auf

01.06.2014 | Stand 02.12.2020, 22:37 Uhr

Mehrere tausend Hostien brachten Kommunionhelfer und Diakone in einer langen Prozession zum Altar.

Regensburg (DK) Mit einem Appell zu mehr gesellschaftlichem Engagement ist der Katholikentag zu Ende gegangen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, ermutigte die Christen außerdem, ihren Glauben nicht zu verstecken und zu Ausgestoßenen zu gehen.

Der „Franziskus-Effekt“ taucht noch einmal auf, als Kardinal Reinhard Marx zum Ende des 99. Katholikentags in seiner Predigt bei der Schlussmesse im Stadion der Regensburger Universität auf die Armen und Schwachen zeigt. Auch wenn Marx in diesem Moment nur unterschwellig auf Papst Franziskus verweist – der Pontifex und seine Leitgedanken für eine „Kirche der Armen“ haben den Katholikentag geprägt.

Kardinal Marx fordert, dem Motto des Katholikentags getreu, einen „Brückenschlag zu den Armen, den Schwachen, den Vergewaltigten, den Ausgebeuteten“. Applaus brandet auf im nicht ganz gefüllten Stadion. Es ist eine der wenigen Stellen während der Festmesse gestern Morgen, wo sich die Gläubigen derart deutlich bemerkbar machen.

Gut 20 000 Menschen sind zu der Messe im Stadion gekommen. Sie hatten sich teilweise schon frühmorgens auf den Weg zum Abschlussgottesdienst gemacht. Kurz nach 8.30 Uhr sind bereits hunderte Menschen zu Fuß auf der Josef-Engert-Straße, die parallel zur A 3 verläuft, unterwegs. In eineinhalb Stunden soll der Gottesdienst mit den zahlreichen Bischöfen erst beginnen. Die Gläubigen schwingen Fahnen, summen Taizé-Gesänge vor sich hin, gehen den Weg einfach nur schweigend.

Mittendrin: zwei junge Frauen aus dem Bistum Münster. Sie sind seit Mittwoch als Helfer eingesetzt – zum ersten Mal auf einer kirchlichen Großveranstaltung. „Es ist beeindruckend“, sagen sie – auch wenn das Wetter zu Beginn des Katholikentages eher zu wünschen übrig gelassen habe. Auch heute ist der Himmel wolkenverhangen. Erst als die Gemeinde mit Unterstützung des Universitätschores und der Regensburger Domspatzen nach der Lesung singt: „Lass dein Angesicht über uns leuchten, o Herr“, spitzen die ersten Sonnenstrahlen ins Stadion durch.

Glockengeläut – durch den Lautsprecher – stimmt die Gläubigen auf die Messe ein. Es wird still im Zentrum des Stadions. Die bunte Gemeinschaft, die zusammengekommen ist, Jung und Alt, konservativ und liberal, kirchenkritisch und kirchenfreundlich, stimmt sich ein auf den Höhepunkt und den Abschluss der Tage.

Kardinal Marx greift dazu das Motto des Treffens „Mit Christus Brücken bauen“ mit einer für ihn eindeutigen Botschaft noch einmal auf. „Nicht wir sind hier die Macher, es ist Christus.“ Marx sieht einen dreifachen Brückenschlag: die Brücke „zum Vater“, die „zum Volk Gottes“ und die „zu den Armen“. Ohne diese dritte Brücke „kann das Reich Gottes nicht verkündet werden“, sagt er. Zugleich motiviert Marx zu mehr Einmütigkeit. „Das muss uns von Regensburg her begleiten: dass wir uns nicht schämen, den Namen Christi zu tragen.“

In dem großen Open-Air-Gottesdienst spiegelt sich auch die Vielschichtigkeit des Treffens und seiner Besucher wider. „Die Kirche ist eine vielfältige Gemeinschaft“, sagt Kardinal Marx in der Predigt. Zu dieser Gemeinschaft gehören heute auch die evangelischen Christen. Ein Teil der mehreren tausend ehrenamtlichen Helfer hat auch auf dem evangelischen Kirchentag schon geholfen. „Das ist Ökumene, die oberflächlich nicht zu sehen ist“, sagt Ellen Ueberschär, die Generalsekretärin des Evangelischen Kirchentages vor Beginn der Messe auf der großen Bühne. Aber auch Kardinal Marx greift die Ökumene in seiner Ansprache noch einmal auf: „Wenn wir uns streiten, können wir nicht gut Zeugnis abgeben.“

Das, was den Katholikentag geprägt hat, soll weitergehen, beteuern die Besucherinnen Lisa Praßer, Elisabeth Kleffner, Magdalena Bogner und Ulrich Hofmann. Unterhalb des Katholikentagssymbols erinnern sie an die verschiedenen Brückenschläge, die von den einzelnen Zentren des Treffens ausgehen sollen. Elisabeth Kleffner erinnert an die globale Verantwortung: „Wir sind Botschafter einer gerechten und sozialen Welt.“ Ulrich Hofmann verweist auf die Gespräche zwischen den Generationen: „Es gilt, Brücken zu bauen vom Ich zum Du.“ Und Lisa Praßer von der Jugend resümiert: „Es waren tolle Tage.“