Arbeitsmarktbericht:
Mehr Kurzarbeit, mehr Langzeitarbeitslose - aber eine stabile Quote im Landkreis Roth

05.01.2021 | Stand 10.01.2021, 3:33 Uhr
Der Kampf um die Arbeitsplätze scheint vergeblich: Das Pressmetall-Werk in Gunzenhausen steht vor dem Aus. Ein Teil der über 500 Mitarbeiter hat schon im Dezember die Kündigung erhalten. Diese Entlassungen sind zu fast einem Drittel für den aktuellen Anstieg der Arbeitslosigkeit im Bereich der Arbeitsagentur Ansbach-Weißenburg verantwortlich −Foto: IG Metall Schwabach

Hilpoltstein/Ansbach - Die Arbeitslosenquote im Landkreis Roth ist im Dezember stabil bei 2,6 Prozent geblieben. Damit weist der Landkreis Roth den besten Wert im Bereich der Arbeitsagentur Ansbach-Weißenburg auf, dicht gefolgt vom Landkreis Ansbach (2,7 Prozent) weit vor dem Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen (3,7 Prozent) und der Stadt Ansbach (4,3 Prozent).

Wie die Arbeitsagentur am Dienstag meldete, waren zum Jahresende im Bezirk Ansbach-Weißenburg exakt 7758 Arbeitslose gemeldet, das sind 379 Menschen oder 5,1 Prozentpunkte mehr als im Vormonat. Dieser Anstieg hat dem aktuellen Arbeitsmarktbericht zufolge überwiegend saisonale Ursachen - aber nicht nur. Fast ein Drittel des Anstiegs entfiel auf den Raum Gunzenhausen. Hier machte sich die angekündigte Betriebsschließung der Pressmetall Gunzenhausen GmbH bemerkbar, da ein Teil der Beschäftigten bereits im Dezember freigestellt wurde.

Etwa 900 der 7758 Arbeitslosen sind sogenannte Saisonarbeitslose, die im Frühjahr mit ihrer Wiedereinstellung rechnen können. Die meisten Saisonarbeitslosen kommen aus dem Baugewerbe, der Steinindustrie, dem Gartenbau und auch aus der Gastronomie.

Im Vergleich zum Vorjahr liegt die Arbeitslosigkeit im gesamten Agenturbezirk weiterhin auf einem deutlich höherem Niveau. Der Abstand zum Vorjahr hat sich von plus 1695 Arbeitslosen im November auf plus 1785 im Dezember erhöht. Im Landkreis Roth stieg die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Dezember 2019 um 568 auf jetzt 1935 zu, das ist in Anstieg um 41,6 Prozent.

Für den gesamten Agenturbezirk stellt Claudia Wolfinger, die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Ansbach-Weißenburg, fest, dass der erneute Lockdown noch nicht zu einem Personalabbau in größerem Umfang geführt hat. "Nach wie vor versuchen die meisten Betriebe, die Krise mit Kurzarbeit abzufedern." Deshalb wurde im November und Dezember wieder mehr Kurzarbeit angezeigt und beantragt als in den Sommer-monaten. Aber auch einzelne Entlassungen bleiben nicht aus. So meldeten sich allein im Dezember insgesamt 1146 Menschen aus dem Agenturbezirk arbeitslos, die ihren Arbeitsplatz verloren haben. Ihnen stehen nur 644 Menschen gegenüber, die im gleichen Zeitraum eine neue Arbeit finden konnten.

43 Prozent aller Arbeitslosen sind 50 Jahre und älter, 32 Prozent sind bereits über 55 Jahre alt. Hier hat Ansbach-Weißenburg einen vergleichsweise hohen Anteil. Bayernweit lagen diese Werte bei 37 Prozent (über 50) beziehungsweise 25 Prozent (über 55).

Ebenfalls steigend ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen. 1745 Menschen im Agenturbezirk sind im Dezember schon seit einem Jahr oder länger ohne Arbeit, das sind 51,3 Prozent mehr als im Vorjahr.

Dabei beton Wolfinger, dass weder das Alter noch eine längere Arbeitslosigkeit ein K.-o.-Kriterium bei der Arbeitsplatzsuche sein müssten. "Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können hier die Eingliederung aktiv unterstützen", sagt sie und nennt neben intensiver Beratung und Vermittlung die Förderung beruflicher Qualifizierung, Betriebspraktika oder Eingliederungszuschüsse an Arbeitgeber. Im Dezember profitieren von diesen Instrumenten etwa 2300 Menschen. Schwerpunkt ist hier die berufliche Weiterbildung mit 1171 Teilnehmenden.

Die Zahl der gemeldeten Stellen war im Dezember saisonbedingt, aber auch wegen der Unsicherheit vieler Arbeitgeber rückläufig. Insgesamt 1023 Stellenangebote wurden im Laufe des Monats neu gemeldet, 73 weniger als im Vormonat und 53 weniger als im Vorjahr. Der aktuelle Stellenbestand von 4228 liegt um 300 unter dem Ergebnis vom November (minus 6,6 Prozent) und um 467 unter dem Vorjahresniveau (minus 9,9 Prozent).

HK