München
Mehr Hebammen in Bayern: Corona bremst Aktionsprogramm aus

11.11.2020 | Stand 02.12.2020, 10:10 Uhr
Eine Hebamme trägt Schutzausrüstung und untersucht eine schwangere Frau. −Foto: Caroline Seidel/dpa/Archivbild

Die Zahl der Hebammen in Bayern steigt, deren Arbeitsbedingungen sind jedoch nach wie vor schwierig. Ein Aktionsprogramm sollte Besserung bringen. Doch dann kam die Corona-Krise.

Die Corona-Krise verzögert die Pläne für bessere Arbeitsbedingungen in der freiberuflichen Geburtshilfe in Bayern. Zwar nimmt die Zahl der Hebammen seit Jahren zu. Doch den Personalmangel in der Geburtshilfe kann das nach Ansicht des Bayerischen Hebammen Landesverbands nicht beheben. „Die meisten arbeiten halbtags oder nur einige Stunden, weil die Arbeitsbelastung so groß ist“, sagte die Vorsitzende Mechthild Hofner.

Nach Angaben des Ministeriums stieg die Zahl der selbstständigen Hebammen seit 2003 stetig auf mehr als 3200 im vergangenen Jahr. Diese leiden nach einer Studie des Ministeriums vor allem unter dem großen Verwaltungsaufwand. „Der Dokumentationsumfang ist immens geworden“, bestätigte auch Hofner.

Entlasten soll die Hebammen ein Aktionsprogramm, das Ministerium, Hebammenverband, Ärztekammer, Krankenhausgesellschaft und andere Institutionen Anfang des Jahres beschlossen hatten. „Leider hat die Corona-Pandemie die Pläne zeitlich zurückgeworfen“, sagte Gesundheitsministerium Melanie Huml (CSU).

Das Aktionsprogramm sieht unter anderem regionale Hebammenzentralen vor, die Schwangeren und Müttern helfen sollen, frei berufliche Hebammen zu finden. Die Zentralen sollen außerdem Bereitschaftsdienste und Vertretungen organisieren. Diese existieren allerdings nicht flächendeckend. Dem Ministerium zufolge gibt es diese bisher in 28 Städten und Landkreisen im Freistaat.

Eine Landeskoordinierungsstelle beim Landesamt für Pflege soll die Kommunen künftig dabei unterstützen, Hebammenzentralen einzurichten. Diese soll voraussichtlich im Frühjahr 2021 mit der Arbeit beginnen.

Seit Herbst 2018 erhalten Hebammen, die in Bayern mindestens vier Geburten pro Jahr betreuen, einen Bonus von 1000 Euro. Mehr als 2600 Anträge sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums bisher eingegangen. Seit vergangenem Herbst zahlt der Freistaat freiberuflichen Geburtshelferinnen außerdem eine Niederlassungsprämie von 5000 Euro. Fast 250 haben diese bisher beantragt.

„Das ist als Anreiz gut“, sagte Hofner. Doch aus ihrer Sicht ist das nicht ausreichend: „Man muss bei einer Verbesserung der strukturellen Bedingungen ansetzen.“ Dabei sieht sie vor allem den Bund gefragt und fordert, mehr zusätzliche Hebammenstellen zu fördern als bisher geplant.

dpa