Geisenfeld
Mehr Glanz für Perle des Nordens

Teilweise Umgestaltung des Stadtzentrums bestimmt Geisenfelder Bürgerversammlung

14.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:30 Uhr

Geisenfeld (GZ) Was seit Monaten für das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (Isek) immer wieder durchgekaut wird, hat gestern auch die Geisenfelder Bürgerversammlung bestimmt. Die Innenstadt braucht einen neuen Schliff - darüber sind sich Stadträte wie Bürger einig.

Die Räte waren in der Versammlung für den Zentralort zumindest nicht in der Mehrheit. 17 waren erschienen, als Bürgermeister Christian Staudter zum "Frontalunterricht" ansetzte. Allerdings: Langweilig waren seine Ausführungen nicht. Schließlich gibt es im Geisenfeld der nächsten Jahre einiges zu tun. Und in Ansätzen war herauszuhören, in welche Richtungen dabei gedacht wird.

Staudter startete mit einigem Lokalstolz. Ein Bild vom frisch renovierten Alten Rathaus, eine Aufnahme vom vollen Storchenhorst, dazu ein herrliches Luftbild der Stadtmitte. "Unser Ortskern ist ein historisches Juwel", startete der Bürgermeister, der "seine" Stadt in dem Zusammenhang als "Perle des Nordens" bezeichnete.

Nach dem emotionalen Einstieg prasselten auf die Zuhörer allerhand Fakten ein. Zunächst korrigierte Staudter die Einwohnerzahl etwas nach unten. Bei seiner ersten Präsentation war noch von etwas über 11 500 Geisenfeldern die Rede. Gestern sprach er von exakt 11 203. "Die 324 Nebenwohnsitze sind einfach draufgerechnet worden", erläuterte er. Somit sei die Bevölkerung vergangenes Jahr um knapp zwei Prozent gewachsen. "Es steigt stärker in der Stadt, moderater in den Ortsteilen - so wie es sein soll."

Leicht nach unten ging die Zahl der Asylbewerber. Inzwischen leben noch 67 in Geisenfeld und 157 in der Patriotstellung. Die Quote fiel auf unter zwei Prozent. Entscheidend für die Integration seien Sprache, Arbeit und eine Wohnung. "Die Wohnungen sind unser Problem", meinte Staudter. "Einfach weil's bei uns keine gibt."

Zügig hakte der Bürgermeister Themen wie die Bücherei, die Kinderbetreuung, das eifrige Wirken der Bauhofmitarbeiter oder die Haushaltszahlen ab, um zu den aktuellen Themen zu kommen. Zum Wohlfühlen war der Rückblick auf die Alte-Rathaus-Sanierung, zu der Staudter laut eigener Auskunft "kein negatives Wort" zu hören bekommen habe. Das ehrwürdige Gebäude sei bestens "für die nächsten 400 Jahre gerüstet", meinte er mit einem Augenzwinkern.

Die Zukunft der Seenplatte im Feilenmoos riss er nur kurz an, um auf das Thema des Abends zu kommen: Isek und die Zukunft der Stadt. "Ich appelliere an alle, sich einzubringen", meinte Staudter. Schon morgen werde im Stadtrat das Verkehrsgutachten in Auftrag gegeben, das als Grundgerüst für die weiteren Entscheidungen unentbehrlich sei. Danach gehe es Schlag auf Schlag. Die Neuregelung des Verkehrs - und zwar des fließenden ebenso wie des parkenden - sei zentral. Ebenso wie die Zukunft des Klosterstadels. Räte und Verwaltung würden einen Abriss bevorzugen, das Amt für Denkmalschutz möchte das Ensemble hingegen bewahren. "Es gibt verschiedene Ansätze und Ideen, wobei wir uns für eine entscheiden müssen", sagte Staudter. Eine Tiefgarage und der Erhalt des Stadels wäre eine, der Neubau eine andere. Hinzu kommen Vorhaben wie mehr öffentliche Bänke, der Fußweg zur Kolpinggasse, die Nutzung des Klosterareals, ein besseres Leerstandsmanagement, Platz für die Museumsstücke und eine Bücherei - und vor allem mehr (bezahlbarer) Wohnraum. Das passende Verhältnis zwischen Nachverdichtung und Baulandausweisung will gefunden werden. Dazu der optimale Platz für einen Multifunktionsraum mit über 200 Plätzen.

All das unter einen Hut zu bekommen ist Aufgabe und Ziel der Isek-Beteiligten. Wobei die danach beginnende Debatte, die von einem schriftlichen Antrag des Neubürgers Joachim Cordshagen losgetreten wurde, schnell um das "heiße Eisen" schlechthin, nämlich die fehlende Umgehungsstraße, ging. "Manche sehen das Problem, andere interessiert es nicht", stichelte Staudter in Richtung der Gegner. "Eine vernünftige Innenstadtentwicklung steht und fällt mit einer vernünftigen Umgehung", untermauerte er seine Position einmal mehr. Sein "Jahrhundertwunsch" würde in Erfüllung gehen, wenn die Grundstücksbesitzer endlich Einsicht zeigen würden. "Dann würden wir sofort mit dem Bau loslegen."

In die Isek-Thematik passten aber auch Cordshagens Vorstöße zu mehr Radwegen im Innenstadtbereich, einem Ausbau der Buslinien nach Ingolstadt und einem Anreizprogramm, um die Fassaden im Zentrum aufzuhübschen. Staudter war allen Anregungen gegenüber offen. Er erwähnte das Mobilitätskonzept, das der Landkreis anschiebt und in Rohrbach getestet wird - und meinte, dass künftig in viele Richtungen gedacht werden dürfe. "Wer weiß schon, wo es hingeht? Alles darf durchgespielt werden."

Die wenigen fragen am Schluss waren dann fast zu vernachlässigen. Der Winterdienst war Thema. "Wir werden unsere Lehren ziehen", versprach Staudter hierzu. Und die Erschließung des neuen Baugebiets an der Hallertaustraße stand auch im Fokus. Hier versuche die Stadt, neue Anschlussstrecken zu schaffen, um die Anwohner zum Zusatzverkehr zu entlasten. "Aber wir sind auch da von den Eigentümern abhängig", ergänzte der Bürgermeister.