Ingolstadt
Mehr Glanz, bitte

Marco Slavulj und Helmut Schmid lehnen den IN-City-Preis ab – jetzt gehen die Vorwürfe hin und her

16.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:12 Uhr

Schönstes Schaufenster: Marco Slavulj (links) und Helmut Schmid haben bei der IN-City-Aktion »Weihnachtsglanz« für ihre Dekoration einen ersten Preis gewonnen. Sie lehnten ihn ab, weil sie finden, dass der Innenstadtverein die Einzelhändler nicht genug unterstützt. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Die Ehrung lief anders als geplant: Die Inhaber der Hair & Beauty-Galerie Am Stein hatten bei der IN-City-Aktion „Weihnachtsglanz“ einen ersten Preis gewonnen – aber sie lehnten ihn demonstrativ ab, weil sie vom Verein der Innenstadthändler künftig mehr Unterstützung erwarten.

Mit strahlendem Lächeln begrüßte Thomas Deiser, Vorsitzender des Innenstadtvereins IN-City, am Mittwochnachmittag im Theaterrestaurant sieben Einzelhändler. Die Geschäftsleute sollten dort feierlich als Gewinner der Aktion „Weihnachtsglanz“ für ihre besonders stimmungsvoll dekorierten Schaufenster und Hausfassaden ausgezeichnet werden. Selbst OB Alfred Lehmann war gekommen. Als Deiser den Siegern die Preise überreichte, kam es jedoch zu einer überraschenden Szene: Marco Slavulj und Helmut Schmid, Betreiber der Hair & Beauty-Galerie, hatten den ersten Platz in der Kategorie „Schaufenster“ gewonnen. Für die Ehrung passend fesch gekleidet, waren die zwei im Theaterrestaurant erschienen. Doch nicht etwa, um ihren Gewinn in Empfang zu nehmen: Freundlich, aber bestimmt lehnten sie den Preis ab, und erinnerten damit ein wenig an die Szene, als der inzwischen verstorbene Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki 2008 bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises auf großer Bühne überraschend verkündete: „Ich nehme diesen Preis nicht an.“

Die Coiffeure wollten allerdings niemandem vor den Kopf stoßen. „Den Wettbewerb an sich finden wir gut“, erklärte Slavulj. Er und sein Geschäftspartner ärgerten sich aber über IN-City, weshalb sie den Preis ausschlugen und dem etwas verdutzt dreinblickenden Deiser empfahlen, den Wert des Gutscheins an Bruder Martin zu spenden.

Gestern erläuterten beide ausführlich die Gründe ihres Handelns: „Der Verein tut eigentlich nichts für die Händler in der Milchstraße oder Am Stein.“ Sie hätten sich bereits mehrfach an IN-City gewandt, um gemeinsam mit den Einzelhändlern „an einem Tisch“ zu beraten, was getan werden könnte, um die beiden Straßen besser zu beleben und für Altstadtbesucher attraktiver zu machen. „Im vergangenen November haben wir Einzelhändler uns dann mit Thomas Deiser zusammengesetzt“, erzählten Slavulj und Schmid. Doch das Gespräch sei im Sande verlaufen. „Wir haben einige Vorschläge gemacht.“

Eine Idee war, in der Vorweihnachtszeit die Fahrradständer bei der Post erst einmal zu entfernen, und dort einen Glühweinstand aufzubauen. „Wenn dann noch ein paar Kunsthandwerker ihre Arbeiten präsentiert hätten, wäre das bestimmt eine Attraktion gewesen“, ist Slavulj überzeugt. Die Geschäftspartner finden, dass die Milchstraße in den Abendstunden zu dunkel sei, und sie deshalb auf die Menschen nicht gerade einladend wirke. Nach dem Treffen habe sich jedoch nichts getan. Die Coiffeure klagen: „Für uns Einzelhändler ist kein Gehör da.“ Ihnen sei zudem signalisiert worden, dass IN-City ein Problem damit habe, etwas anzupacken, weil es dem Verein in den zwei Straßen an Mitgliedern mangele. „Unsere Aktion am Mittwoch soll niemandem schaden, sondern ein Appell sein“, erklärten sie. „Es ist wichtig, dass die Händler und IN-City gemeinsam an einen Tisch kommen.“ Gerade wegen der Leerstände und Geschäftsaufgaben in der Milchstraße und Am Stein bestehe dringender Handlungsbedarf. Als Beispiele nannten Slavulj und Schmid die verwaisten Gewerbeflächen des einstigen Cinque-Ladens und die des Modehauses Hoerl.

Ähnlich sieht es auch Modehausinhaberin Eva Stich: „Früher galt die Milchstraße als Maximilianstraße Ingolstadts.“ Aus ihrer Sicht fehlt inzwischen einfach auch ein dominantes Geschäft, das mehr Leben und Licht in die Verkaufsstraße der Altstadt bringt.

IN-City-Chef Deiser ist indes durchaus bereit, sich mit den Einzelhändlern erneut zusammenzusetzen: „Das Problem im November war, dass uns kein konkreter Vorschlag genannt wurde.“ Wenn es Ideen gebe, die alle Einzelhändler der Straßen mittragen, sei sicherlich eine Einigung möglich. Natürlich müssten sich die Einzelhändler an eventuellen Aktionen mit einem Obolus beteiligen, betonte Deiser. Er wünscht sich, noch einige Mitglieder aus der Milchstraße zu gewinnen: „Wir unterstützen alle Händler, aber ich tue mich schwer, das gegenüber unseren zahlenden Mitgliedern zu rechtfertigen.“