Riedenburg
Mehr Durchblick im Wirtshaus

Riedenburger Gastronomen ziehen zehn Jahre nach Einführung des Rauchverbots in Gaststätten Bilanz

12.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:58 Uhr
Zehn Jahre nach der Einführung des Nichtraucherschutzgesetzes zieht auch Margit Zajontz, Wirtin der Burgschenke in Riedenburg, ein positives Fazit. Der Mitgliedsausweis des damals gegründeten Raucherklubs ist für sei ein schönes Erinnerungsstück. −Foto: Erl

Riedenburg (DK) Noch vor gut zehn Jahren hätte sich kaum einer die Burgschenke in Riedenburg spätabends vorstellen können, ohne dass wabernde Rauchwolken unter den Gewölbedecken hängen und die Gäste eine Zigarette nach der anderen an den Tischen paffen.

Inzwischen aber ist der Blick von einem Ende der Theke zur anderen selbst spätnachts ungetrübt - oder vielleicht besser gesagt: nicht durch Zigarettenqualm versperrt. Seit Inkrafttreten des radikalen Nichtraucherschutzgesetzes in Bayern vor zehn Jahren ist die dicke Luft in den Kneipen, Cafés, Dorfwirtshäusern, Gasthöfen und selbst in den Bierzelten verschwunden.

 

Was damals für viel Aufregung in der Bevölkerung und Bevormundungsvorwürfe an die Politiker gesorgt hat, ist nun längst zur wohlgelittenen Alltagssituation geworden. "Es hat sich alles gelegt", blickt die Wirtin der Burgschenke, Margit Zajontz, auf das vergangene Jahrzehnt zurück. Keiner ihrer Gäste vor dem Tresen hält mehr einen Glimmstängel in der Hand und wer rauchen möchte, geht vor die Tür. Die Jugend mache da ganz selbstverständlich mit und nur ein paar ihrer alten Stammgäste - die Kartenspielertruppe, für die Rauchen und Schafkopf untrennbar miteinander verbunden waren - seien weg geblieben. Anfangs haben sie und ihre Gäste noch versucht, der Bürokratie mit der Gründung eines Raucherklubs ein Schnippchen zu schlagen. "Innerhalb von nur zwei Wochen hatte dieser Klub 1400 eingeschriebene Mitglieder - darunter auch viele Nichtraucher", erinnert sich Zajontz an diese Rebellion gegen das Politikerdiktat.

Manche tragen ihren Mitgliedsausweis auch als Erinnerung an den zivilen Widerstand immer noch bei sich, obwohl die Aktivitäten des Vereins nur ein gutes Jahr anhielten. Leidenschaftliche Raucher haben dem damaligen Initiator des Nichtraucher-Volksbegehrens Sebastian Frankenberger bis heute nicht verziehen. "Wenn mir der Herr Frankenberger begegnen würde - das würde er nur knapp überleben", betont eine Dame an einem der Tische, die namentlich lieber nicht genannt werden möchte.

Nur ein paar Meter nebenan im Gasthof zur Post ist Wirtin Brigitte Sollinger mit dem rigorosen Nichtraucherschutzgesetz immer noch nicht einverstanden. "Ich fände es in Ordnung, wenn ich einen Platz im Haus schaffen dürfte, wo sich die Raucher treffen können", sagt die Nichtraucherin. Sollinger denkt dabei auch an ihre Hotelgäste aus anderen Ländern, die immer wieder auf die strenge Regelung in Bayern hingewiesen werden müssen. In ihren Räumen hatte sich damals der amtierende Landrat Martin Neumeyer (CSU) als Landtagsabgeordneter den Fragen der Bürger zum neuen Gesetz gestellt und sich wüste Proteste anhören müssen. Empört ist Brigitte Sollinger nach wie vor insbesondere darüber, dass sie als Eigentümerin des Gasthauses in dieser Frage nicht mehr über ihr Eigentum bestimmen darf.

Ebenso wie in allen anderen Gasthöfen müssen auch ihre Gäste zum Rauchen vor die Tür und das sorgt spätnachts in der Nachbarschaft nicht eben für Begeisterung. Denn wenn die Rauchergruppen beisammen stehen und vielleicht schon Alkohol im Spiel ist, können solche Raucherpausen fast schon zur Ruhestörung ausarten. "Da kommen fast täglich Beschwerden", weiß die Wirtin. Ihr Gast Walter Keil fühlt sich als Raucher da fast schon an das Hunde-Schild vor manchen Metzgereien erinnert: "Wir müssen draußen bleiben."

Die Gesamtbilanz nach zehn Jahren rauchfreie Zone in den Wirtshäusern fällt dennoch sowohl bei den meisten Gästen als auch bei vielen Wirten sehr positiv aus. Angst hatte Margit Zajontz anfangs nur vor bestimmten Tagen, wie etwa dem Faschingsdienstag, wo Gäste in alte Traditionen zurückfallen könnten. Aber ebenso wie im Gasthof Post und anderswo verhielten sich die Gäste von Anfang an diesbezüglich sehr diszipliniert. Und Aschenbecher gibt es in der Burgschenke schon längst keine mehr. "Im Prinzip ist doch jetzt jeder froh, denn die Kleider stinken jetzt viel weniger. Auch für mich als Wirtin ist es eine gesundheitliche Erleichterung - ich könnte es mir gar nicht mehr anders vorstellen", sagt sie zum Jubiläum. Und noch einen Nebeneffekt hat das Rauchverbot. Früher musste sie ihre Kneipe jedes Jahr neu streichen. "Jetzt habe ich seit fünf Jahren nicht mehr weißeln müssen", betont die Szene-Wirtin.