Ingolstadt
Mehr depressive Jugendliche

DAK: Klinikaufenthalte steigen in Ingolstadt fast um das Doppelte

07.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:50 Uhr

Ingolstadt (DK) Immer mehr depressive Kinder und Jugendliche aus Ingolstadt landen in der Klinik. Innerhalb von zwölf Jahren sei die Zahl der stationären Behandlungen von Patienten zwischen zehn und 19 Jahren fast um das Doppelte gestiegen. Das berichtet die Deutsche Angestelltenkrankenkasse (DAK) mit Bezug auf Daten des Statistischen Landesamtes.

Im Jahr 2000 zählten die örtlichen Krankenhäuser nur sieben Fälle unter den Zehn- bis 19-Jährigen, 2012 dagegen schon zwölf Fälle. Damit liege der Anstieg in Ingolstadt unter der Zunahme auf Landesebene, wo die Zahlen im gleichen Zeitraum fast um das Sechsfache angestiegen sind. Wie in ganz Bayern gab es laut DAK auch in Ingolstadt deutlich mehr weibliche als männliche Betroffene: Zehn Mädchen und junge Frauen wurden stationär behandelt, aber nur zwei Jungen und junge Männer. Für den kontinuierlichen Anstieg nennen die Experten verschiedene Gründe, unter anderem eine verbesserte Diagnostik. Zudem lasse sich ein veränderter gesellschaftlicher Umgang mit Depressionen feststellen. „Heute ist es kein Makel mehr, wenn jemand an einer Depression erkrankt“, sagt Lutz Fischer, Chef der DAK in Ingolstadt.

Als einen weiteren Grund für die massiven Zuwachsraten sehen Fachleute den steigenden Leistungsdruck. „Die schulischen Belastungen haben stark zugenommen“, erklärt Fischer. Keine eindeutige Erklärung gebe es für das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern. Fachleute vermuten, dass geschlechtsspezifische Rollenbilder Mädchen und junge Frauen stärker belasten als männliche Altersgenossen.

Nach Einschätzung von Medizinern werden Depressionen im Kindes- und Jugendalter noch immer zu oft übersehen. „Häufig tut man sie als pubertäres Stimmungstief ab“, sagt Fischer. Doch vielfach verberge sich dahinter eine behandlungsbedürftige Krankheit. Eine Depression kann nur wenige Wochen, aber auch einige Jahre dauern. Typische Merkmale sind extreme Stimmungsschwankungen, vermindertes Selbstvertrauen, Konzentrationsprobleme und Schlafstörungen. Die meisten Fälle werden ambulant behandelt.