Obereggersberg
Mehr als nur kuschlige Rasenmäher

04.01.2010 | Stand 03.12.2020, 4:22 Uhr

Tierisch süß sehen die Alpakas von Eggersberg aus. Doch die Vierbeiner aus Peru sind nicht nur schön anzusehen, sondern produzieren vor allem hochwertige Wolle – zudem leisten sie hilfreiche Dienste als lebendige Rasenmäher. - Fotos: Erl

Obereggersberg (DK) Anita Brunner will in Eggersberg eine Alpaka-Zucht aufbauen. Zwölf der peruanischen Wollträger hat sie bereits im Stall; weitere sollen folgen. Beliebt sind die Tiere nicht nur als Rasenmäher, sondern vor allem wegen ihrer hochwertigen Wolle.

Mancher Spaziergänger reibt sich am Ortsrand von Obereggersberg wohl verwundert die Augen, wenn ihn die Alpakas von Anita Brunner neugierig anschauen. Die Begegnung ist zumeist völlig unerwartet. Kaum einer rechnet damit, im Herzen Bayerns plötzlich Aug in Aug mit den liebenswerten Neuweltkamelen aus den Hochlagen Perus zu stehen, denn nur etwa 2000 dieser Tiere gibt es in ganz Deutschland.

Die Andenschätzchen von Anita Brunner mit den großen dunklen Augen, dem vornehmen Kamelkopf, puscheligen Ohren und einem flauschig wuchernden, feinen Wollschopf dazwischen sind mindestens so neugierig wie ihre Bewunderer. Inzwischen tummeln sich zwölf Alpaka-Stuten, -Hengste und -Jungtiere auf den Weiden neben der ehemaligen Skipiste, dazu einige Ziegen – und im Stall hält die Tierfreundin noch Angorahasen.

Mit vier frei laufenden Hühnern, Enten, Hunden und Katzen haben sich Anita und ihr Mann Klaus eine kleine Menagerie am Ortsrand geschaffen. Sie kennt die Eigenheiten und Wesenszüge jedes einzelnen von ihnen und die Tiere scheinen zuzuhören, wenn sie mit ihnen spricht. Selbst die Eier kann sie nach Größe und Farbe jeder einzelnen Henne zuordnen. Die Hauptrolle spielen jedoch die Alpakas.

Schon vor der Entdeckung Amerikas waren Alpakas von den Andenbewohnern eigens zur Wollproduktion gezüchtet worden. Inzwischen werden die liebenswerten Tiere – ähnlich wie Delfine – auch für Tiertherapien mit Kindern eingesetzt. Irgendwann hat die gebürtige Münchnerin die friedfertigen Woll-Lieferanten aus Peru auf ihren Reisen kennen gelernt; und als sie im Jahr 2006 die Hofstelle in Obereggersberg mit den weitläufigen Grünflächen bezog, kaufte sie zwei "als Rasenhäher", wie sie es formuliert. "Es ist ihre Ausstrahlung, die Augen und die Ruhe, die machen sie so sympathisch", sagt zu ihrem Faible für die haarigen Exoten.

Bald schon hat sie ihren Bestand aufgestockt, denn die Tiere haben auch einen interessanten Nutzwert. "Nicht als Schnitzellieferant, denn ein Tier kostet schon mal um die 5000 Euro", sagt sie. Viel wichtiger sei ihre Wolle, die ähnlich hochwertige Eigenschaften wie Angora habe, aber nach ihrer Erfahrung nicht fusselt.

Einmal jährlich werden die Tiere im Frühjahr geschoren und da können schon mal bis zu fünf Kilo Vlies pro Tier auf die Waage kommen. Bislang gibt Anita Brunner die kostbaren feinen Haarmatten an eine Frau weiter, die sie per Hand mit einem Spinnrad zu Garn veredelt. Ein tragfähiger Markt für dieses hochwertige Tierprodukt existiere in Deutschland noch nicht, vieles werde aus Peru eingeführt.

"Ein großer finanzieller Reibach ist mit der Wolle bisher nicht zu machen", weiß Anita Brunner. Dennoch hat sie nun vier weitere Alpakas gekauft; die stehen allerdings noch in Neuseeland in Quarantäne und warten nach dem erfolgreichen Gesundheits-Check auf ihre Einreise. "Sie glauben gar nicht, was Alpakas durch die Gegend gekarrt werden", sagt sie über den weltweit florierenden Handel mit den Lama-Verwandten.

Ihre eigene Herde will Anita Brunner, die früher ihr Geld in einem Bürojob verdiente, zum Zuchtbetrieb aufbauen. Die Kriterien im Zuchtverband sind streng, da zählen vor allem Wollqualität und Körperbau. Anita Brunner achtet nicht nur deshalb darauf, dass es ihren Tieren gut geht. Hengste und Stuten samt Jungtieren werden zwar getrennt voneinander gehalten, aber Auslauf haben sie so viel sie wollen.

Der offene Stall wird täglich morgens gemistet und natürlich bekommen die Tiere reichlich Heu, etwas Kraftfutter und Karotten. Das momentane Winterklima vertragen sie – entsprechend ihrer Abstammung aus den hohen Andenregionen – recht gut, nur die Hitze im Sommer mögen sie nicht so gerne. "Ich mag immer schon mit Tieren umgehen und hier habe ich diesbezüglich mein Paradies gefunden", sagt Anita Brunner und wuchtet einen weiteren Ballen Heu für die wartenden Hengste in den Schubkarren.