Medizin-Fakultät am Klinikum

05.03.2008 | Stand 03.12.2020, 6:05 Uhr

Fernstudium für qualifizierte Pflegekräfte: Heribert Fastenmeier (l.), Geschäftsführer des Klinikums, unterzeichnete gestern einen Vertrag mit Prof. Heike Ludwig und Prof. Olaf Scupin von der Fachhochschule Jena. - Foto: Pehl

Ingolstadt (DK) Das Klinikum wird eine Säule des Studienstandorts Ingolstadt. Nach der FH Jena ist eine weitere Zusammenarbeit mit der FH Ingolstadt geplant. Mit der Uni Oradea (Rumänien) wurde in einer Kooperation die Errichtung einer Filiale der Medizinischen Fakultät am Klinikum vereinbart.

Ein "deutschlandweit einmaliges berufsbegleitendes" Studium, so das Klinikum Ingolstadt, ist gestern mit der Fachhochschule Jena unterzeichnet worden. Ab dem Wintersemester 2008/2009 haben Pflegekräfte, die als Stations-, Abteilungs- oder Funktionsleitung tätig sind, die Möglichkeit, im Rahmen eines Fernstudiums für "mittleres Pflegemanagement" den akademischen Grad eines Bachelor zu erwerben. "Wir sind damit eingebettet in den Studienstandort Ingolstadt", sagte Heribert Fastenmeier, Geschäftsführer des Klinikums.

Voraussetzung ist eine Ausbildung in einem Beruf im Gesundheitswesen, wofür zwei Semester angerechnet werden. Das Fernstudium umfasst somit das dritte bis sechste Semester und wird berufsbegleitend angeboten. Ein Drittel davon, insgesamt 15 Tage je Semester, werden am Klinikum absolviert. "Wir wollen damit Ausbildung und Studium in Ingolstadt etablieren", betonte Fastenmeier.

Studium für Pflegekräfte

Neue Aufstiegs- und Karrierechancen soll der Bachelorabschluss den Pflegekräften eröffnen. Vor allem sollen sie in der Lage sein, ihre Arbeit auf wissenschaftlicher Grundlage auszuüben und Führungsaufgaben zu übernehmen. "Personalgewinnung von Führungskräften, das ist unser Thema", bekräftigte Fastenmeier. Seine Hoffnung ist, dass die angehenden Fernstudenten dann auch Themen beackern, die für das Klinikum von Bedeutung sind.

Die FH Jena will sogar noch zwei Schritte weiter gehen. "Wir wollen im Anschluss an das Bachelorstudium auch noch einen Masterstudiengang anbieten", sagte Prof. Dr. Olaf Scupin, Professor für Pflegemanagement in Jena. Darüber hinaus ist sogar geplant, "Präsenz vor Ort" zu zeigen und einen Professor am Klinikum anzusiedeln. In Ingolstadt würde damit erstmals ein Studiengang von einer Hochschule und einem Klinikum gemeinsam erarbeitet und vor Ort etabliert.

Prof. Dr. Heike Ludwig, Dekanin des Fachbereichs Sozialwesen der FH Jena, und Erich Göllner, Pflegedirektor des Klinikums, lobten beide den Praxisbezug des neuen Fernstudiums. Wie Ludwig einräumte, sei die deutsche Studienlandschaft aber auf Fernstudien nicht vorbereitet.

In Vorbereitung ist zurzeit auch eine zweite Kooperation mit einer Hochschule. Laut Fastenmeier ist ein Masterstudiengang Gesundheitsökonomie mit der Fachhochschule Ingolstadt in Planung. Von den rund 160 Ärzten in Weiterbildung auf dem Weg zum Facharzt sollen jährlich 20 dieses Zweitstudium absolvieren und anschließend für mindestens zwei Jahre an das Klinikum gebunden werden. Laut Prof. Dr. Thomas Doye, Vizepräsident der FH Ingolstadt, wurde der Masterstudiengang auf drei Jahre angelegt, da die Ärzte ja auch im Klinikum ihren Dienst leisten müssen. Später werden insgesamt 60 junge Mediziner parallel den Masterstudiengang durchlaufen.

Um qualifizierten Nachwuchs zu gewinnen und vor allem ans Klinikum zu binden, will Fastenmeier auch gezielt Studenten ansprechen, die ein praktisches Jahrs absolvieren – auch solche aus dem Ausland.

Das interessanteste Projekt ist ein Kooperationsvertrag zwischen dem Klinikum und der Universität von Oradea (das frühere Großwardein) in Rumänien. Diese Vereinbarung ersetzt das seit dem Jahr 2000 laufende Austauschprogramm. Bereits im April werden die ersten rumänischen Studenten nach Ingolstadt kommen.

Neue Hochschuleinrichtung

Die angehenden Ärzte absolvieren an der Universität von Oradea ein normales Medizinstudium und können dort auch Deutsch lernen. Am Klinikum hat dann die praktische Ausbildung Vorrang, wobei auch Theorie gelehrt wird. Die englischsprachigen Vorlesungen halten die Professoren des Klinikums, die den Status von Gastdozenten an der Universität Oradea erhalten.

Bis zum Jahr 2010 soll am Klinikum Ingolstadt eine Filiale der Fakultät für Medizin und Pharmazie der Uni Oradea errichtet werden. Ingolstadt hätte dann – ganz abgesehen von den Instituten bei Audi – neben der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Uni Eichstätt-Ingolstadt und der FH eine dritte Hochschuleinrichtung: eine medizinische Fakultät am Klinikum.