Neuburg
Meditative Töne

05.08.2010 | Stand 03.12.2020, 3:48 Uhr

Neuburg (DK) In Neuburg konnte man Mittwoch Abend im Rahmen der Sommerakademie einem in unserem Landstrich seltenen Ereignis beiwohnen: Dem einzigen Wettbewerb für Alte Musik in Bayern.

Für den Biagio-Marini-Wettbewerb, der im vergangenen Jahr wegen zu geringer Beteiligung ausgesetzt werden musste, hatten sich dieses Mal vier Ensembles angemeldet. Drei von ihnen, Quartette aus Italien und Polen sowie ein deutsches Trio, stellten sich dem Publikum und der Fachjury, während das vierte Ensemble (Korea) abgesagt hatte.

Der deutschen Formation Trio la variata (Kirsten Christmann, Blockflöte, Cembalo; Karin Gemeinhart, Blockflöte, Barockfagott; Carolin Hettler, Blockflöte) merkte man Unerfahrenheit im Konzertieren und die daraus resultierende hohe Nervosität deutlich an. Ihre Beiträge von Renaissance- und Barockkomponisten wie Johann Friedrich Fasch (Canon Sonata a 3) oder Elway Bevin (Browning) ließen musikalische Kommunikation und bewusste Interpretation weitgehend vermissen. Einzig im Stück Biagio Marinis überzeugten sie trotz eines Abbruchs mit selbstbewusstem Spiel und setzten gelungene Akzente.

Spielfreudiges Ensemble

Wesentlich mehr Farbigkeit, interpretatorische Feinheiten und Spielfreude brachte das polnische Ensemble Laboratoire de la Musique auf die Bühne – mitverantwortlich dafür auch seine Besetzung. Karolina Jesionek an der Traversflöte spielte ausdrucksstark und lyrisch, ihre musikalischen Zwiegespräche mit Marcin Tarnawski (Barockvioline) zählten zu den eindrucksvollsten Momenten in Francois Couperins "Les Nations – La Francoise" und Georg Philipp Telemanns "Trio I de Trietti methodici e Scherzi". Barockcellistin Ewa Witczak gefiel durch ihr virtuoses und sensibles Spiel und Dorota Zimna am Cembalo ergänzte das technisch brillante Quartett mit akzentuierter Begleitung. Hier erlebte das begeisterte Publikum lebendiges Musizieren auf hohem Niveau.

Preis für La Malaspina

Die Gruppierung La Malaspina aus Italien führte das äußerst ansprechende Spiel ihrer Vorgänger weiter und überzeugte mit der "Sonata VIII a Trois en Re majeur" von Jean-Marie Leclair und dem Trio in F-Dur aus Essercizii Muici wiederum von Georg Philipp Telemann. Serena Bellini schien mit ihrer Blockflöte eins zu sein und entführte die Zuhörer in eine meditative Tonlandschaft, meisterhaft unterstützt von Pia Pircher an der Viola da Gamba, die die herbe Klangschönheit ihres Instrumentes facettenreich zu nutzen wusste. Theorbenspieler Francesco Tomasi war wie Cembalist Enrico Bissolo ein virtuoser Begleiter und im Zusammenspiel verlässliches Fundament des durchwegs sicher und stringent spielenden Quartetts.

Am Ende gewannen La Malaspina den mit 2000 Euro dotierten, von der Stadt Neuburg ausgewiesenen Jurypreis. Der zweite Preis (1000 Euro) ging an Laboratoire de la Musique, die zurecht auch noch den Publikumspreis erhielten – ihr Auftritt vereinte professionelle Gestaltung mit lebendiger, feinsinniger Musikalität und ließ durch erkennbare Interaktion und Spielfreude den sprichwörtlichen Funken überspringen.