Hagenstetten
Medaille auf Pilgerreise

19.08.2010 | Stand 03.12.2020, 3:46 Uhr

Das alte Pilgerzeichen ist wieder in der Wallfahrtskirche. - Foto: pri

Hagenstetten (pri) Es stammt schätzungsweise aus dem 16. Jahrhundert. 1998 hat Hobbyarchäologe Richard Kürzinger aus Kasing das Pilgerzeichen im Garten eines abgerissenen Anwesens neben der Kasinger Kirche entdeckt. Seit kurzem ist die Medaille wieder wieder da, wo sie hingehört: in der Wallfahrtskirche Hagenstetten.

Bei der Erstellung der Festschrift zum 125-jährigen Bestehen der Feuerwehr Unterdolling hatte Kürzinger einen Bericht über die Kirchen von Unterdolling, Harlanden und Hagenstetten verfasst. Bei dieser Gelegenheit erwähnte er auch den Fund der Wallfahrermedaille, die offensichtlich aus dem früheren Wallfahrtsort Hagenstetten stammte. Als Kürzinger unlängst zu einer Versammlung in Unterdolling eingeladen war – Thema waren die alten Hausnamen im Ort –, kam irgendwann die alte Medaille zur Sprache. Die Kirchenpflegerin Anni Höcker aus Hagenstetten wurde hellhörig und fragte, ob es denn möglich wäre, die Medaille von Kürzinger zu bekommen und ihr einen ehrenvollen Platz in der Hagenstettener Kirche zukommen zu lassen. Der Finder war sofort begeistert von der Idee – und so endete die "Pilgerreise" der kleinen Medaille dort, wo sie einst begonnen hatte: in der schmucken, ehemaligen Wallfahrtskirche in Hagenstetten. Stilvoll eingerahmt hängt sie nun gut sichtbar gegenüber der Eingangstür.
 

Pilgerzeichen wie diese wurden ab dem 12. Jahrhundert an vielen Wallfahrtsorten verkauft und waren bei den Pilgern sehr begehrt. Zum einen als Erinnerung an die Wallfahrt, andererseits als Zeichen der Frömmigkeit und nicht zuletzt, um den Angehörigen zu beweisen, dass man tatsächlich an der heiligen Stätte war. Im 14. und 15. Jahrhundert erreichte der Verkauf von Pilgerabzeichen seinen Höhepunkt. Die kleinen Plaketten, meist aus Blei-Zinn-Legierung, waren oft nicht nur Erinnerungsstücke – ihnen wurde auch heilkräftige Wirkung zugeschrieben. Die Medaillen wurden oft zur Abwehr des Bösen und allerlei Unheils in Haus oder Stall aufgehängt oder auf dem Feld vergraben.

Die Medaille aus Hagenstetten ist ein relativ gut erhaltenes Fundstück. Das Besondere an ihr ist ihre Größe – die meisten Pilgerzeichen waren deutlich kleiner – und darüber hinaus die doppelseitigen Abbildungen. Das Pilgerzeichen scheint sogar vergoldet gewesen zu sein, darauf deuten zumindest die Spuren in den Vertiefungen hin.