Ingolstadt
Mechaniker aus Leidenschaft

22.11.2010 | Stand 03.12.2020, 3:26 Uhr

Zurück an alter Wirkungsstätte: Andreas Thalmeir mit Ausbilder Christian Achhammer und den beiden Auszubildenden Lucas Jaretzke und Maria Märkl (von rechts), die im zweiten Lehrjahr zum Mechatroniker sind. - Foto: Schiegl

Ingolstadt (DK) Andreas Thalmeir aus dem Landkreis Pfaffenhofen hat den Ausbildungspreis 2010 des VW-Konzerns gewonnen. Er wurde für seine Leistungen während einer Lehre zum Mechatroniker bei Audi ausgezeichnet. Der 23-Jährige beschreibt sich selbst als "leidenschaftlichen Mechaniker."

Andreas Thalmeir trägt ein frisch gebügeltes Hemd, ganz dezent deutet er einen Seitenscheitel an. Er ist ein akkurater Typ, zurückhaltend, kein Lautsprecher. "Ich war total überrascht, dass ich als bester Azubi am Standort Ingolstadt ausgezeichnet werde", sagt der 23-Jährige. Insgesamt erhielten 22 junge Mitarbeiter aus zwölf Ländern den Ausbildungspreis des VW-Konzerns, den "Best Apprentice Award 2010".

Erfolgreicher Abschluss

Geehrt wurde Thalmeir, er lebt in der Hallertau im Rohrbacher Ortsteil Fürholzen, für seine Leistungen während einer Ausbildung bei Audi zum Mechatroniker, ein kombinierter Beruf aus Mechaniker und Elektroniker. Erfolgreich abgeschlossen hat er seine Lehre im Januar 2009. Sehr erfolgreich, sollte man besser sagen. Die Berufsschule hat er mit der Note 1,0 beendet; auch in der Abschlussprüfung sowie für seine praktische Arbeit im Unternehmen heimste er nahezu die volle Punktzahl ein. Seine Ausbildung konnte er so um zwölf Monate auf zweieinhalb Jahre verkürzen. Mittlerweile studiert er im dritten Semester Maschinenbau an der Hochschule Ingolstadt.

"Ich interessiere mich wahnsinnig für Autos. Früher habe ich oft an meinem alten Golf gebastelt", erzählt Thalmeir als er mit seinem ehemaligen Ausbilder Christian Achhammer durch das Ausbildungswesen bei Audi schlendert. Dort ist gerade eine neue Azubi-Generation am Werk. Der Nachwuchs in T-Shirt und grauer Latzhose schaut mit großen Augen. An alter Wirkungsstätte im Mittelpunkt zu stehen, scheint Thalmeir etwas Unbehagen zu bereiten.

Die Begeisterung für Technik rührt aus seiner Kindheit. "Ich stamme von einem Bauernhof, da gibt es viel zu zerlegen und wieder zusammenzubauen. Ich habe immer meinem Opa geholfen." Der Weg zu Audi direkt nach dem Abitur war nur logisch, ist Thalmeir doch ein "leidenschaftlicher Mechaniker". Sofort studieren war kein Thema; er wollte erst das "richtige Leben im Beruf" kennenlernen.

Die Auszeichnung – nicht dotiert – beschreibt er als "i-Tüpfelchen" auf eine erfolgreiche Ausbildung. Vom Treffen mit den Konzernoberen bei der Preisverleihung im VW-Werk in Emden spricht Thalmeir voller Ehrfurcht. "Herr Winterkorn, der Vorstandsvorsitzende von VW, hat kurz mit uns gesprochen. Da steht man da wie ein Lämmchen."

Thalmeir wirkt bodenständig und zielstrebig. "Ich bin ehrgeizig", sagt er. "Andreas hat immer gewusst, was er will", erzählt Ausbilder Achhammer. Trotz Studiums in Ingolstadt ist Thalmeirs Lebensmittelpunkt weiter der elterliche Bauernhof. "Es gibt viel zu tun. Wir haben zwar fast kein Vieh mehr und die meisten Felder sind verpachtet, aber das Haus ist 120 Jahre alt."

Im Studium helfen ihm die Erfahrungen aus der Ausbildung. "Was ich nun in der Theorie lerne, habe ich schon in der Praxis gesehen." Außerdem werde man im Berufsleben früh auf Leistung getrimmt. In den Semesterferien arbeitet Thalmeir, dessen Studium von Audi gefördert wird, für die Technische Entwicklung des Unternehmens. Den Verlockungen des süßen Studentenlebens widersteht er voller Überzeugung. "Ich will nicht trödeln, sondern alles in sieben Semestern durchziehen. ,Komm’ ich heut’ nicht, komm’ ich morgen’, ist nichts für mich."

"Mich interessiert alles"

Und seine Zukunftspläne? Er möchte "rumkommen". Für einen wie Thalmeir bedeutet das aber nicht Auslandssemester oder Weltreise. "Ich will viele Bereiche im Automobilbau kennenlernen: Motor, Fahrwerk, Getriebe. Mich interessiert alles." Spezialisieren werde er sich im Studium – keine große Überraschung – auf Fahrzeugtechnik.

Darüber Fachgespräche führen könnte er auch mit seiner Freundin, ist sie doch seine Kommilitonin. "Wir haben auch andere Themen", beruhigt Thalmeir. Nur manchmal kommen sie sich in Sachen Autos ins Gehege. "Sie ist eher die Ökofrau. Mehr als 75 PS machen für sie keinen Sinn. Ich finde große Sportwagen schon toll."

Audi wird er wohl erhalten bleiben, ist er doch "Audianer durch und durch". Ausgezeichnet als bester Azubi stehen ihm wohl viele Türen offen. Doch für Zukunftsmusik bleibt keine Zeit. "Ich muss in die Vorlesung." Spricht’s, steigt in seinen A3 und braust um die Ecke.