Schrobenhausen
MBDA hat jetzt das Angebot für TLVS abgegeben

Schrobenhausener Rüstungskonzern geht den nächsten Schritt in Richtung Großauftrag

24.06.2019 | Stand 02.12.2020, 13:40 Uhr

Schrobenhausen / Dallas (mpy) Rund drei Monate später als geplant hat die MBDA Deutschland in Schrobenhausen zusammen mit ihrem Joint-Venture-Partner Lockheed Martin nun das finale Angebot für das neue taktische Luftverteidigungssystem TLVS abgegeben, an dem das Unternehmen schon weit über ein Jahrzehnt arbeitet.

Die Bundesregierung möchte mit TLVS das in den späten 60er-Jahren entwickelte Patriot-System ersetzen. Sollte Schrobenhausen den Zuschlag bekommen, würde das nach Informationen unserer Zeitung rund 200 zusätzliche Arbeitsplätze für den Industriestandort Hagenauer Forst bedeuten; aktuell gibt es dort rund 1100 Beschäftigte.

Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr, (BAAINBw) wickelt die Ausschreibung ab. "Wir haben TLVS entsprechend den Anforderungen des Kunden ausgelegt", sagt Gregory Kee, Geschäftsführer des TLVS Joint Venture von Lockheed Martin. "Unser Ansatz reduziert Risiken, unterstützt geringere Lebenszykluskosten und erhöht die Schlagkraft für Bündniseinsätze. " Und: TLVS biete Deutschland als Nato-Rahmennation ein hohes Maß an Systemunabhängigkeit in der Luftverteidigung.

Das Waffensystem TLVS soll, so, wie es es jetzt angeboten wurde, Schutz vor einer deutlich größeren Bandbreite von Bedrohungen bieten, unter anderem durch zwei missionsspezifische Abwehrraketen, erweiterte Sensorfähigkeiten, ein neues Kommunikationssystem, hochentwickelte Software-Algorithmen und höhere Cyber-Sicherheit. So soll TLVS beispielsweise das erste integrierte Luftverteidigungssystem sein, das mehrere Bedrohungen - auf kurze und mittlere Distanz - simultan verfolgen und abfangen kann und einen umfassenden 360-Grad-Schutz ermöglicht.

"Ein Blick in die Schlagzeilen genügt, um festzustellen, dass sich allein in den letzten fünf Jahren das Spektrum gegnerischer Bedrohungen wesentlich vergrößert hat", erklärt Dietmar Thelen, Geschäftsführer des Joint Ventures TLVS unter dem Dach der MBDA Deutschland. "Wir haben es heute mit einem Umfeld zu tun, in dem diese Bedrohungen weiter zunehmen werden. " Deutschland brauche eine zukunftssichere Lösung, die mit der zunehmenden Bedrohungslage wachsen kann, so Thelen weiter.

Als nächstes muss nun das Angebot geprüft werden, und das wird wohl wieder einige Zeit in Anspruch nehmen, nachdem es mehrere Dutzend Aktenordner umfasst. Die Komplexität des Angebots ist den immer strengeren Auflagen geschuldet, mit denen sich die Bundesregierung vor Kostenexplosionen, wie es sie in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder bei Rüstungsprojekten gab, schützen will. Beim Projekt TLVS, das auf der Vorentwicklung des Waffensystems Meads basiert, liegen allein die Entwicklungskosten unterm Strich bei deutlich über acht Milliarden Euro.