Neuburg
„Mathe macht mehr Spaß als Deutsch“

Unsere Zeitung begleitete Serafina bei der Einschulung – Jetzt ist sie bereits in der zweiten Klasse

20.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr
„Schule ist besser als Kindergarten“: Nun geht Serafina in die zweite Klasse. Unsere Zeitung hat das Mädchen bereits bei der Einschulung begleitet. −Foto: Hammerl

Neuburg (DK) Allzu viel hat sich nicht verändert seit der ersten Klasse. Serafina, die wir im vergangenen Jahr zu ihrer Einschulung an der Ostendschule begleitet haben, hat auch in der zweiten Klasse noch dieselbe Klassenlehrerin, der Klassenraum ist derselbe geblieben. Und doch ist etwas anders.

„Wir sind keine Erstklässler mehr“, sagt die Siebenjährige und strahlt. „Außerdem macht die Lehrerin mit uns jetzt andere Dinge“, verkündet sie stolz. Im Rechnen zum Beispiel geht der Zahlenraum nun über 20 hinaus. Was dem aufgeweckten Mädchen aber noch nicht genug ist. „100 plus 100 ist gleich 200“, gibt sie eine Kostprobe ihres Wissens, das noch nicht Teil des Lehrplans ist, das sie sich aber „selber beigebracht“ hat. Mathe mache mehr Spaß als Deutsch, sagt sie. Befragt nach ihren Lieblingsfächern nennt sie zuerst Sport, dann Religion, Werken und zuletzt „den Rest“ was daran liegen könnte, dass in Serafinas Plan für die zweite Klasse immer noch „GU“ für Grundlegenden Unterricht steht. Sie weiß also nicht im Voraus, ob die Klassleiterin mit den Kindern Rechnen, Schreiben, Lesen wird oder Sachthemen wie Zähne, Familie, Verkehr, die Schulordnung, Kofferpacken für den Urlaub – um nur einige Themen aus dem ersten Schuljahr zu nennen – behandeln wird.

Serafinas Stundenplan weist an vier Tagen fünf und einmal vier Stunden aus. Im Vergleich zum ersten Schuljahr ist genau eine Schulstunde hinzugekommen. Was die Mama „ganz toll“ findet, denn wenn Serafina nur vier Stunden hat, dann ist sie bereits um 11.30 Uhr zu Hause. „Das ist schon sportlich für jeden, der Arbeiten geht“, findet Sandra Viertbauer die zwar nur wenige Stunden außer Haus arbeitet, sich aber dennoch sputen muss, um rechtzeitig daheim zu sein. Serafina macht es nichts aus, eine Wochenstunde mehr zu haben, schließlich geht sie immer noch gern in die Schule und findet definitiv, „Schule ist besser als Kindergarten“. Die Hausaufgaben halten sich derzeit noch in Grenzen, aber die Mutter hat ihrer Zweitklässlerin schon prophezeit, dass es demnächst mehr würde. In der ersten Klasse brauchte sie meist 15 bis 20 gelegentlich auch 30 Minuten – wenn sie Lust hatte. „Bei Unlust“ strapazierte Serafina die Geduld der Mutter mitunter auch doppelt so lange. Aber nun in der zweiten Klasse zeige sie deutlich mehr Ernst, freut sich Viertbauer.

Früh um 6.30 Uhr muss Serafina aufstehen, um 20 Uhr geht sie abends ins Bett, um morgens ausgeschlafen zu sein. Das Busfahren haben Mutter und Tochter ad acta gelegt. „Ich hasse Busfahren, der ist immer so voll“, sagt Serafina. Ihre Mutter hat vor allem gestört, dass der Bus häufig erst fünf bis zehn Minuten später kam, als der Fahrplan vorsieht. Daher nimmt sie die Tochter mit dem Mamataxi mit, wenn sie selbst in die Arbeit fährt oder Besorgungen erledigt. Der Großvater übernimmt die Rückfahrt. Begeistert ist Serafina von der Schreibschrift, von der sie bereits sieben Buchstaben gelernt hat. „Habe ich schon erzählt, dass wir das „l“ gelernt haben?“, fragt sie ihre Mutter. Ein Blick ins Schreibheft zeigt, dass sie sich tatsächlich viel Mühe damit gibt. Serafinas Pausenbrot wird abwechslungsreich gestaltet. Äpfel, Gurken, Tomaten und Paprika gehören ebenso dazu wie ein Brot, auf dem der Aufstrich täglich wechselt. Meist isst Serafina auf, wenn sie nicht durch Pausenspiele auf Wackelbrücke oder Schwebebalken abgelenkt ist.

Den Schulranzen packen Mutter und Tochter jeden Abend, damit es am Morgen nicht hektisch wird. Auch die Schulkleidung wird am Abend vorher gemeinsam herausgesucht. Für den nächsten Tag wünscht sich Serafina ein sogenanntes Umdreh-T-Shirt. Das sei der neueste Schrei, erklärt Sandra Viertbauer. Die Paletten lassen sich mit der Hand um 180 Grad wenden, und so wird aus einem lachenden Smiley eine lachende Katze. „Das ist zu geil“, begründet Serafina ihre Wahl und wendet sich der Schultasche zum Packen zu.

Zu schwer sei die nicht, findet Viertbauer. Serafina weiß, dass sie alles in der Schule lassen kann, was sie zu Hause nicht braucht. Meistens klappt das, nur manchmal bleibt das Lesebuch ebenfalls unter der Bank liegen, obwohl Lesen jeden Tag angesagt ist. Dann gibt die Mutter ihr eben etwas anderes zum Lesen. „Strafarbeit“, nennt Serafina das, „Fleißarbeit“, sagt die Mama dazu und Serafina lacht. „Mama wäre eine tolle Lehrerin“, findet sie, doch die wehrt lachend ab, sie bewundere die Lehrer für ihre Geduld.