Fünfbronn
Maßanzüge für Sportler

Trikotmanufaktur RenéRosa feiert zehnten Geburtstag - Athleten schätzen die Bekleidung aus Mittelfranken

31.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:14 Uhr
Timo Schoch
RenéRosa, Radbekleidungshersteller mit Sitz in Fünfbronn bei Spalt, Mittelfranken. Inhaber René Weissinger und Tina Rosa Buchholz-Weissinger −Foto: Melanie Schoch (Melanie Schoch)

Fünfbronn (DK) Ausgedehnte Wälder, romantische Schluchten, idyllische Täler und dazwischen Dörfer mit engen Gassen: Das Spalter Hügelland ist prädestiniert für Rennradfahrer. Kein Wunder also, dass der ehemalige Radprofi René Weissinger sich auch in die Gegend verliebt hat - und das nicht erst seit der gebürtige Böblinger im Jahr 2001 Deutscher Bergmeister in Spalt wurde. Damals wusste er allerdings noch nicht, dass er einen seiner größten Erfolge in seinem künftigen Lebensmittelpunkt gefeiert hat.

Knapp vier Kilometer vom mittelfränkischen Spalt entfernt, lebt und arbeitet Weissinger mit seiner Frau Tina Rosa Buchholz-Weissinger und ihren drei Kindern seit fünf Jahren. Fünfbronn heißt der Ortsteil - oder wie es Tina Rosa umschreibt: "100 Einwohner, ein paar Bauernhöfe und wir mit unseren Trikots mittendrin." Die Weissingers sind in der Tat außergewöhnlich, was nicht nur am beruflichen Werdegang zusammenhängt, sondern wegen dem, was sie dort in Fünfbronn alles auf die Beine stellen. Sie sind bunt, innovativ und natürlich extrem sportlich. RenéRosa heißt ihre Marke. Unter dem Namen produzieren sie individuelle Sportbekleidung, hauptsächlich für Triathleten und Radsportler.

Die Vornamen des Ehepaars stehen allerdings noch für etwas anderes: Mit ihrer Trikotmanufaktur wollen sie nämlich sowohl Männer als auch Frauen gleichermaßen ansprechen. "Angefangen hat alles vor zehn Jahren", erzählt Buchholz-Weissinger. "Unser Ziel war es, das Erscheinungsbild der Radfahrer zu verbessern - möglichst von Kopf bis Fuß, in einer Einheit." Viel Kraut und Rüben hätten sie damals zu Gesicht bekommen. "Da passte das Rad weder zum Helm, noch zu den Socken und gleich dreimal nicht zum Trikot", sagt die Betriebswirtin.

Die Mission startete zuerst mit Rennrädern in auffällig lackierten Designs. Doch schnell kristallisierte sich heraus: Schön designte Trikots, mit hochwertigen Materialen, ist der Weg. "Wir hatten in kurzer Zeit eine enorme Nachfrage, und das drängte dann die Fahrräder in den Hintergrund", sagt Weissinger.

Und mit den Jahren wuchsen die Trikotmanufaktur und vor allem die Aufgaben. Seit 2015 ist alles unter einem Dach in Fünfbronn: vom Design bis zur Produktion und dem Vertrieb der Bekleidung. Das ländliche Fünfbronn als Standortnachteil lassen die beiden natürlich nicht gelten: "Schnelles Internet gibt es mittlerweile auch bei uns ", sagt Weissinger und lacht laut, um dann die Unterschiede zu anderen Produzenten, die meist aus dem chinesischen Raum kommen, zu präzisieren: "Wir sind zum einen sehr schlank aufgestellt, versuchen natürlich, so viel es geht selbst in der Hand zu haben. Wir können unsere Ideen auch sehr schnell umsetzen." Im Vergleich zu reinen Labels, die ihre Ware nur irgendwo herstellen lassen, hätten sie natürlich extreme Vorteile in kürzeren Wege und auch beim Thema Fertigungswissen. "Wir können so auch individuell auf die Kunden eingehen", sagte Weissinger. Neun Mitarbeiter arbeiten für RenéRosa; Grafiker, Designer und natürlich Schneider. Sie sorgen dafür, dass der Maßanzug für die Sportler passt. "Schlicht, aber doch auffallend, nicht flatternd, schön anliegend", beschreibt Buchholz-Weissinger, was alles ein schönes Radtrikot ausmacht. "Für mich persönlich darf das Design durchaus extravagant sein", sagt die 37-Jährige. Einzige Bedingung: Alles muss optisch perfekt aufeinander abgestimmt sein.

So schätzen auch einige Top-Sportler die Waren "made in Mittelfranken". Triathletin Anne Haug wurde in RenéRosa-Bekleidung im vergangenen Jahr Dritte bei der WM auf Hawaii. Auch Andreas Dreitz, Zweiter bei der Challenge Roth, trägt und testet die neuesten Kollektionen. Und Neuerungen gibt es ständig: "Ich will immer voranschreiten", sagt Weissinger zu seinen Zielen mit seinem Unternehmen. Das heißt: Nicht nur schön muss die Bekleidung sein, sondern auch schnell und innovativ. "Von der Natur kann man viel abschauen", verrät der Ingenieur, wo er unter anderem neue Ideen sammelt.

Die Aerodynamik ist ein wichtiger Punkt. Da wird an Nähten getüftelt, im Windkanal ausprobiert, damit es auch ja keine Verwirbelungen gibt. Jedes Watt, die Kennzahl zur Messung der Kraft bei Radfahrern, gilt es einzusparen. Hightech-Materialien helfen, leicht muss alles sowieso sein. Die Weissingers sehen deshalb keine Grenzen. Und an Ideen mangelt es nicht. Das betrifft auch die Individualisierbarkeit. Zwischen sechs und zehn Wochen - je nach Aufwand - dauert es vom Erstkontakt des Kunden, der Umsetzung bis zur Auslieferung des persönlichen Radtrikots. "Und das ab einem Stück", sagt Weissinger. Auch dadurch hebt sich RenéRosa vom Markt ab. Und natürlich vom Produktionsort in Fünfbronn - den ihre Kunden bei einem Vor-Ort-Termin lieben lernen. "Viele fahren mit mir eine Runde Rad, merken, wie schön es hier ist und wollen anschließend gar nicht mehr weg", erzählt Weissinger. Ihnen geht es dann genauso wie ihm persönlich. 

Hier finden Sie die Manufaktur im Netz. 

Die Trikotmanufaktur

Zwischen sechs und zehn Wochen dauert in der Regel je nach Aufwand die Herstellung eines individuellen Trikots, vom Design bis zur Auslieferung. So funktioniert das Erstellen eines individuellen Designs: Nach dem Erstkontakt erhält der Kunde eine Musterkollektion, anschließend wird das Design abgestimmt, produziert und ausgeliefert. Der Kundenkreis von RenéRosa kommt hauptsächlich aus den deutschsprachigen Ländern. Dazu zählen neben Einzelpersonen, Vereinen, Teams, Firmen auch Events, welche ihre Sportbekleidung im Eigendesign benötigen. Für die Lila-Logistik Bike-Charity erstellt RenéRosa jährlich rund 1500 Finisher-Trikots. Für die Challenge Roth produziert RenéRosa die Merchandise-Kollektion, die offizielle Radkollektion der Triathlon-Traditionsveranstaltung. 

Timo Schoch