Riedenburg
Martinszug ohne die Eltern

In Riedenburgs Kindertagesstätten lässt man den Höhepunkt des Jahres trotz der Pandemie nicht ausfallen

10.11.2020 | Stand 02.12.2020, 10:10 Uhr
Der Nachwuchs in der Kindertagesstätte Sankt Johannes liebt den alljährlichen Laternenzug am Martinstag. −Foto: Judith Sedlmeier, Kindertagesstätte St. Johannes

Riedenburg - "Natürlich haben wir Laternen gebastelt", versichert Sabine Schlagbauer, die Gesamtleiterin der beiden Riedenburger Kindergärten, kurz vor dem St.-Martins-Tag auf Nachfrage durch unsere Zeitung. Denn selten glänzten die Augen der Kindergartenkinder so strahlend wie beim jährlichen St. Martinsfest, der abendliche Lichterzug durch die Straßen sei immer ein Höhepunkt im Kindergartenjahr gewesen.

Dass diese Umzüge heuer wegen der Coronakrise nicht stattfinden können, war Sabine Schlagbauer und ihrem Team sehr bald klar. Ganz ausfallen muss St. Martin dennoch nicht, denn die Erzieherinnen haben eine Alternative entwickelt, die den Richtlinien zur Bekämpfung der Corona-Pandemie entspricht. "Wir machen das alles heuer gruppenintern und ohne Eltern. Wir wollen den Kindern in dieser besonderen Situation so wenig wie nötig wegnehmen und ihnen so viel Normalität belassen wie möglich", berichtet sie.

Zwei Wochen lang bastelten die Erzieherinnen mit ihren Kindern an den Papierlaternen. Streng getrennt nach Gruppen, um eine Durchmischung zu vermeiden. Das Martinsspiel und auch die obligatorischen Martinshörnchen gab es dann an unterschiedlichen Tagen jeweils spätnachmittags in den Gruppenräumen. Nur die Krippenkinder feierten ihren St. Martin am Vormittag. "Das war eine coole Party", erzählt Schlagbauer von der Feststellung eines kleinen Mädchens. Ihr Eindruck ist, dass die Kinder die Einschränkungen gut wegstecken. "Schlimmer wäre es, wenn St. Martin ganz ausfallen würde", ist sie überzeugt.

Für den Lichterzug suchten die Gruppenleiterinnen dann jeweils Strecken aus, an denen kaum mit Passanten zu rechnen war. "Wir haben das nicht offiziell gemacht, damit keine Zuschauer am Straßenrand stehen", erläutert die Leiterin. Die gemeinsame Hoffnung des Teams ist, mit diesen Vorsichtsmaßnahmen zumindest die Schließung einer kompletten Einrichtung vermeiden zu können.

Zwar bedeutet die Splittung der Martinsfeiern einen größeren organisatorischen Aufwand für das Personal, auf der anderen Seite fallen die begleitenden Arbeiten für Straßensperrungen, Genehmigungen und den anschließenden Würstlverkauf weg. "Allerdings war der Verkauf von Wurstsemmeln und Getränke eine gute Einnahmequelle für den Kindergarten, die uns fehlen wird", weiß die Chefin.

Nun hoffen sie, dass der Kalender des Deisinger Künstlers Günther Schlagbauer gut nachgefragt wird, denn vom Erlös jedes Kalenders gehen fünf Euro als Spende an die Kindergärten. "Es ist alles anders als sonst und auch die Nikolausfeier wird wohl coronagerecht ablaufen müssen", blickt die Kindergartenleiterin schon mal in die Zukunft.

erv


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