Martialischer Machetenschwinger

11.02.2009 | Stand 03.12.2020, 5:12 Uhr

Mit einer Machete und einer Pistole bewaffnet, hatten drei zunächst Unbekannte vor einem Jahr eine Tankstelle im Nordwestviertel überfallen. Der Machetenschwinger wurde gestern verurteilt. - Foto: oh

Ingolstadt (DK) Angst und Schrecken hatte ein heute 20 Jahre alter Ingolstädter verbreitet, als er zusammen mit zwei Komplizen zwei Mal eine Tankstelle im Ingolstädter Nordwesten überfiel. Vor der 1. Jugendkammer am Landgericht Ingolstadt räumte er gestern die Taten ohne jegliche Beschönigung ein.

Damit ist der Angeklagte durchaus gut bedient, wie Staatsanwalt Günter Mayerhöfer klar machte. Würde bei dem 20-Jährigen Erwachsenenstrafrecht angewandt, stünden sieben oder acht Jahre Haft im Raum. Der junge Mann habe bei den im Januar und Februar 2008 verübten Überfällen eine "hohe kriminelle Energie" an den Tag gelegt, indem er und seine Komplizen die Taten im Vorfeld exakt geplant hatten.

Wildes Vorgehen

Das Trio hatte sich Masken und Waffen zugelegt und sich anschließend an der Tankstelle auf die Lauer gelegt, bevor es zuschlug. Das Auftreten dort bezeichnete Mayerhöfer als "martialisch". Auch Vorsitzender Georg Sitka sprach von einem "recht wilden Vorgehen" und "Furcht einflößenden Taten". Die überfallenen Frauen waren danach monatelang traumatisiert, wollten abends das Haus nicht mehr verlassen, klagten über Schlafstörungen und konnten keine Nachtschichten mehr machen. "Ihr habt uns ein Stück Lebensqualität geraubt", hatte eines der Opfer den beiden anderen Räubern und einem vierten Komplizen in einem separaten Gerichtsverfahren im vergangenen Herbst vorgehalten. Einer der Mittäter ist der jüngere Bruder des 20-Jährigen.

Der Angeklagte zeigte gestern Schuldeinsicht und berichtete davon, wie Geldmangel ihn und die anderen zu den Straftaten getrieben hatte. "Und weil die Not da war, sind wir auch so aggressiv aufgetreten. Aber wir haben nie jemanden verletzen wollen." Der junge Mann war einmal mit einem Messer und das andere Mal mit einer 50 Zentimeter langen Machete bewaffnet gewesen, während einer seiner beiden Komplizen die Tankstellenangestellten jeweils mit einer täuschend echt aussehenden Softairpistole in Schach hielt. Das Trio hatte insgesamt rund 2100 Euro und 17 Stangen Zigaretten erbeutet und untereinander aufgeteilt.

Familie versorgt

Die Überfälle wollten überhaupt nicht zum sonstigen Bild des Angeklagten passen. Unter schwierigen Familienverhältnissen aufgewachsen, zeigte er im täglichen Leben großes Verantwortungsbewusstsein für seine Mutter und die vier Geschwister. Der Vater hatte die Familie verlassen, als der Angeklagte gerade fünf Jahre alt war. Christa Muggenthaler von der Jugendgerichtshilfe beschrieb ihn als häuslich und fürsorglich. Seine Freizeit verbringt er mit Sport oder bei Mutter und Geschwistern. Um deren Auskommen zu sichern, hatte er eine Schulausbildung abgebrochen und war arbeiten gegangen. Den Lohn lieferte er fast vollständig daheim ab. In der Religion findet der junge Mann Halt, der Glaube macht es ihm aber auch schwer, mit seiner Schuld fertig zu werden. "Er schämt sich für das, was er getan hat", erklärte sein Verteidiger Claus Gelhorn. "Ich habe vor, mein Leben in den Griff zu kriegen", versicherte der Angeklagte. Im Gefängnis will er nun Schulabschluss und Berufsausbildung nachholen.