Schrobenhausen
Mario Mair lag bei einer WM-Tipp-App zwei Wochen lang auf Rang eins - vor rund 150000 Teilnehmern

Mit dem Scheitern Kroatiens im Finale landete der Steingriffer schließlich auf Rang 51

16.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:53 Uhr
Screenshots wie diesen schickten sich Mario Mairs Kumpels gegenseitig zu. "Globaler Rang 1 von 147091" hieß es da noch für Mair. −Foto: privat

Steingriff (SZ) Nein, sauer auf die Kroaten sei er nicht, erzählt Mario Mair.

Dabei haben die sich am Sonntagabend beim Finale der Fußballweltmeisterschaft nicht nur ihren eigenen, sondern auch Mario Mairs Triumph vermasselt. Fast zwei Wochen lang hatte der Steingriffer bei der "Tippspiel-für-Freunde-App" auf Platz eins gelegen - vor rund 150000 weiteren Teilnehmern.

Pro richtig getipptem Spiel gab es drei Punkte, zwei beziehungsweise einen Punkt auf die korrekte Tordifferenz oder den exakt vorhergesagten Sieger. Der Weltmeister-Tipp - so er denn stimmte - brachte zehn Punkte. Kurz vor dem Finale am Sonntagabend wurde es damit nochmal richtig spannend. Mario Mair (Foto) lag zu dem Zeitpunkt auf Platz zwei. "Ich war einen Punkt hinter dem Ersten und hab mir halt gedacht, dass einige auf Frankreich getippt haben und dann zehn Punkte kriegen - das heißt, meine einzige Chance war, dass Kroatien Weltmeister wird. " Also setzte Mair 2:1 auf Kroatien, und damit auf Risiko - was nur blöderweise nicht belohnt wurde. Schließlich landeten die Kroaten ja bekanntlich auf Platz zwei - und Mario Mair damit auf Rang 51; ein angesichts der riesigen Teilnehmerzahl allerdings immer noch respektables Ergebnis. Und genau so liest sich auch Mairs persönliche Statistik: In 61 Prozent der Fälle hat er auf den richtigen Sieger beziehungsweise ein Unentschieden getippt, teilweise sogar ganze Spieltage korrekt prognostiziert. Ganze 22 Prozent aller Spiele hat Mario Mair sogar exakt vorhergesagt. Zum Vergleich: Der, der ihn letztlich überrundet hat, brachte es auf 23 Prozent.

Umso verblüffender ist das alles, weil es eigentlich nie Mario Mairs Plan war, sich mit Hunderttausenden von Menschen zu messen. Vielmehr hat er sich zusammen mit seiner Tippgruppe bei der App angemeldet, um sich lediglich mit den Kumpels zu vergleichen. Erst später bemerkte er dann, dass es zusätzlich noch eine Rangliste sämtlicher Teilnehmer gibt. Und da kriegten die Freunde recht schnell spitz, wie ihr Spezl im Ranking immer weiter nach oben schießt. Screenshots fetzten hin und her, frei nach dem Motto: Mario ist unter den besten 70! Jetzt ist er unter den Top Ten! Dann ging es rauf auf Platz zwei - und schließlich schnappte er sich sogar Rang eins! Am allermeisten verblüffte dieser fulminante Aufstieg Mario Mair selbst. "Vor allem bei dieser WM, weil alles sehr überraschend war. "

Gegen wen er sich da die ganze Zeit gemessen hat - exakt 151301 Mittipper waren es am Ende - und woher die alle kamen, weiß der 21-Jährige nicht. "Man kann nur angeben, welcher der Lieblingsverein ist", erzählt er. Bei ihm - Mair studiert in Augsburg Mechatronik - ist das "natürlich Augsburg! " Doch was war es eigentlich, was ihn bei der App so toll abschneiden ließ - Glück oder Kompetenz? "Ich kenne mich schon bissl aus, habe als Kind auch selber Fußball gespielt - aber auf jeden Fall war auch viel Glück dabei", gibt er zu. Und so waren es grade auch die Außenseiter- oder Risikotipps, die ihn ganz nach oben katapultierten. Das Unentschieden Island-Argentinien zum Beispiel. Eher eine Art Wunschtipp sei das gewesen, erzählt Mario Mair, "weil ich Island mag"; außerdem seien die damals bei der EM so gut gewesen, und Argentinien nicht so in Form.

Mit dem Endergebnis der Weltmeisterschaft 2018 hat Mario Mair mittlerweile auch Frieden geschlossen. Selbst wenn er den Kroaten den Titel ein ganz klein wenig mehr gegönnt hätte. "Vor allem, weil sie noch nie Weltmeister waren", sagt Mair, "und ich fand auch, dass sie im Finale besser gespielt haben. " Andererseits habe Frankreich den Sieg aber auch irgendwie verdient. Und wie viel hatte er der deutschen Nationalmannschaft zugetraut? "Bevor es losging noch mehr, mindestens das Viertelfinale", erzählt Mair. Das Schweden-Spiel hatte er auch noch richtig getippt. Die Zuversicht hatte dann aber nach den ersten beiden Spielen ein Ende.

Seinen ganz persönlichen Triumph hat sich Mario Mair übrigens trotzdem geholt: Unter den elf Kumpels konnte ihm freilich keiner das Wasser reichen.

Ute De Pascale