Eichstätt
Maria Ward oder ein Neubau?

Eichstätts Uni kämpft weiter mit massiver Raumnot Studienberatung zieht in ehemalige Hypobank

10.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:04 Uhr

Der enorme Raumbedarf der Universität kann am Standort Eichstätt wohl nur durch zwei Optionen gedeckt werden: entweder durch einen Einzug in die ehemalige Maria-Ward-Schule (links), wo aktuell ein Flüchtlingsheim untergebracht ist, oder durch einen Neubau auf dem Waisenhausparkplatz. ‹ŒArch - fotos: Schneider, Hager/Hoedt

Eichstätt (EK) Satte 5000 Quadratmeter Büro- und Seminarräume fehlen der Uni. Auf die Dauer muss sich die Hochschule etwas überlegen. Aktuell mietet sie stückchenweise in der Eichstätter Innenstadt. Es gibt am Ende nur zwei Alternativen: eine Nutzung der Maria-Ward-Realschule oder ein Neubau.

Es ist nichts Neues, was Uni-Kanzler Thomas Kleinert sagt. Aber es ist ein erneuter Hilferuf, der dringlicher nicht sein könnte: Ein Zehntel dessen, was die Uni sowieso schon an Raum zur Verfügung hat (rund 54 000 Quadratmeter an beiden Standorten), fehlt einfach. Das liegt wohl auch daran, dass die Uni in den letzten Jahren rasant gewachsen ist. Wie stolz war man, als die Uni in den 1990er-Jahren erstmals mehr als 3000 Studierende hatte. Heute sind es rund 5400. Das würdigte gestern auch KU-Großkanzler Kardinal Reinhard Marx in München (siehe auch Seite 14). Bei aller Freude über diese Rekordzahlen: In einem von einer Fachfirma angefertigten Gutachten steht es schwarz auf weiß: Für jeden dieser Studenten fehlt praktisch ein Quadratmeter Nutzfläche.

Uni-Kanzler Thomas Kleinert sieht aktuell nur zwei Optionen: "Entweder wir müssen den Flächenbedarf decken oder die Universität kleinschrumpfen." An Letzterem "hat wohl niemand Interesse". Ganz im Gegenteil, wie der Vorsitzende des Stiftungsrates, Weihbischof Anton Losinger, gegenüber unserer Zeitung betont: "Wir sind eine Universität in der Entwicklung, weswegen wir den Raumbedarf decken müssen." Und zwar "in Bälde", schiebt Losinger nach. In so einer Situation, in der sich die KU befinde, "muss die Infrastruktur stimmen".

Es gibt offenbar nur zwei Möglichkeiten, diese Infrastruktur zu gestalten und den Raumbedarf zu decken: ein Neubau oder ein Einzug in die ehemalige Maria-Ward-Realschule. Der Neubau müsste sich auf dem Waisenhausparkplatz realisieren lassen - die dortige Fläche gilt nach wie vor als "Sondergebiet Universität". Aber da würde es wohl einen großen Aufschrei geben. Wenn die Fläche zugebaut wird, fehlen der Stadt - somit auch der Uni - wieder mehrere Dutzend Parkplätze.

Dass die Uni nach dem Auszug der Mädchenrealschule im Sommer 2014 auf den prächtigen Schulbau am Residenzplatz spechtet, ist gemeinhin bekannt. Schon damals hatte Bischof Gregor Maria Hanke der Uni den von Gabriel de Gabrieli stammenden repräsentativen Bau angeboten. Kurze Zeit darauf hat er einen Rückzieher gemacht. Seither ist dort eine Flüchtlingsunterkunft untergebracht. Gleichwohl habe man "das Interesse nie aufgegeben", sagt Kanzler Kleinert. Mit der Fläche dort und verschiedenen Anmietungen in der Eichstätter Innenstadt "könnten wir den Bedarf wohl decken".

Aber wie es mit der Erstaufnahmeeinrichtung nach März 2017 - bis dahin hat die Diözese das Gebäude der Regierung von Oberbayern zur Verfügung gestellt - kann (oder will) nach wie vor niemand sagen. Aktuell leben dort keine 100 Asylsuchenden mehr. Ausgelegt ist das Haus für 250. "Es laufen Überlegungen", heißt es aus dem Bischöflichen Ordinariat. Die Regierung lässt mitteilen: "Wir führen derzeit Gespräche, wie sich die Nutzung des Maria-Ward-Schulgebäudes in Eichstätt in Zukunft gestalten wird." Wenn es konkret werde, werde man die Öffentlichkeit informieren.

Auch die Uni sei "in Gesprächen mit der Stadt und dem Bischof", sagt Losinger. Er selbst sei allerdings zuversichtlich, dass man hier "zu einer guten Lösung" komme. Wie sieht es mit dem Geld aus? Sowohl für die Anmietung als auch für einen Neubau wären entsprechende Finanzmittel aufzubringen. "Wir sind uns bewusst, dass das eine große Investition ist", sagt Losinger. Aber sie sei eben wichtig "für die zukünftige Entwicklung".

Schon jetzt muss die Uni viel Geld für Mietzins in die Hand nehmen. Gut ein Drittel der Gebäude und Gebäudekomplexe, in denen die KU am Standort Eichstätt untergebracht ist, ist nicht im Eigentum der Stiftung, wie diese auf Anfrage mitteilt. Der nächste Mietvertrag ist auch schon unterschrieben: Nach den Räumen der ehemaligen Volksbank am Marktplatz zieht die KU nun auch in die ehemalige Hypo-Bank schräg gegenüber. Erneut Bestlage, erneut ein Vertrag auf zehn Jahre. Dort soll die Studienberatung unterkommen. "Wir stehen zu unserer Zusage, dort für Publikumsfrequenz zu sorgen."

Letztlich sieht Kleinert in den Anmietungen in der Innenstadt "ein Symbol dafür, wie groß unsere Raumnot ist". "Es gibt viel zu wenige Flächen, die uns angeboten werden."