Schrobenhausen
Manti-Suppe, Pilav und Baklava

SZ TRIFFT Salhia Bektas, die Köstlichkeiten für "Sob aktiv" zaubert

25.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:25 Uhr

Saliha Bektas kocht nicht nur für ihre eigene Familie aus Leidenschaft - Foto: Staimer

Schrobenhausen (SZ) Es ist mitten im Fastenmonat Ramadan, gut zwei Stunden vor Sonnenuntergang: zu diesem Zeitpunkt haben türkische Frauen derzeit alle Hände voll zu tun, um nach einem Tag ohne Essen und Trinken die erste Mahlzeit des Tages zuzubereiten. Saliha Bektas ist eine dieser Frauen, die emsig das Zepter in der türkischen Küche schwingen, um einen ungeahnten Schatz an Köstlichkeiten zu zaubern.

Feiner Gebäck-Duft empfängt den Besucher beim Betreten des Hauses von Familie Bektas. Gerade wurde eine Portion Simit-Milchbrötchen aus dem Ofen geholt. Herrlich glänzen die süßen Gebäckstücke. Es ist nicht nur einiges für das abendliche Fastenbrechen des Tages vorzubereiten, sondern auch für den Gang in die Moschee anlässlich des wichtigsten Abends des Ramadan. Es ist der Gedenktag für die verstorbenen Verwandten, der sogenannte Kadir Gecesi.

Um 21.12 Uhr wird der Sonnenuntergang erwartet – der Zeitpunkt, zu dem gläubige Muslime die erste Speise für den Tag zu sich nehmen dürfen. Hektik macht sich breit. Emsig läuft die zupackende, kleine Türkin vom Kühlschrank zur Speisekammer und von dort wieder in die Küche, um alle Zutaten zusammenzutragen. Zuvor wurden noch die frischen Kräuter, Salat und Gemüse im Garten hinter dem Haus geerntet.

Es ist allerhand zu tun, bis sie das türkische Abendmenü für sich und ihre Familie zubereitet hat. In kürzester Zeit brodelt auf jeder der vier Herdplatten ein anderes Kochgefäß. Hier der Teekocher und die simmernde Nudelsuppe mit Pfefferminze, da der Topf mit den Manti-Teigtaschen. Dann werden im Handumdrehen Butter, Zwiebel, Peperoni und Bulgur zu Pilav verwandelt. Ach ja, gefüllte Weinblätter gibt es auch. Und ein Schälchen mit Datteln sowie ein weiteres mit türkischer Honigmelone. Hinzu kommt türkischer Hirtensalat aus Tomaten, Gartengurken und Kräutern. „Jetzt muss ich noch Börek machen“, sagt die dreifache Mutter irgendwann zwischen Tomaten häuten und Kochlöffelschwingen. Börek? Schnell wird klar, es handelt sich um das frisch zubereitete, hauchdünne Fladenbrot, heute gefüllt mit Schafskäse oder alternativ bestrichen mit Hackfleisch.

Die Muslima selbst muss noch knapp zwei Stunden warten, ehe sie etwas zu sich nehmen darf. Ein Umstand, der sich beim Abschmecken der Speisen als kleines Problem herausstellt. Ein „Hier, probier’ mal schnell“ an den Gast adressiert schafft Abhilfe.

Die Familie stammt aus Mittelanatolien, ganz in der Nähe von Kayseri. Die türkische Kochkunst hat die 45-Jährige von ihrer Mutter gelernt. Seither habe sich aber einiges geändert. Hat ihre Mutter noch jede Mahlzeit von A bis Z frisch zubereitet, bereite sie heute viele Speisen vor und friere so manches ein. Meist finden die Vorbereitungsaktionen mit einer Gruppe von anderen türkischen Frauen statt, bei denen der soziale Aspekt nicht zu kurz komme, so Bektas. Zwischendurch klingeln immer wieder Handy und Telefon im Wechsel. Hier der Ehemann, der unter der Woche in Stuttgart arbeitet, da melden sich die drei Kinder aus Ingolstadt. Besorgungen für die Speisen für das Generationenfest am Sonntag werden noch flugs abgestimmt.

Zwei Cousins kommen kurz hereingeschneit. Dann stehen da noch plötzlich zwei Nachbarinnen vor dem weit geöffneten Küchenfenster auf einen kurzen Ratsch. Saliha Bektas bleibt immer freundlich. „Gastfreundschaft ist wichtig in unserer Kultur, genau wie das Essen miteinander zu teilen“, erklärt Bektas. Gegenseitige Einladungen stünden hoch im Kurs.

Flugs noch den Tisch decken nach zweieinhalb Stunden in der Küche. Die Kinder und Schwester Fahriye sind mittlerweile eingetrudelt. „Es ist 21.12 Uhr“, verkündet Sohn Enes feierlich. Noch ein Moment für ein Gebet. Dann ist Essenszeit. Wenn auch reichlich aufwendig in der Zubereitung, so bleibt die Erkenntnis: Türkisches Essen ist richtig lecker.

An diesem Wochenende wird die türkische Kombüse der Bektas’ noch aus einem anderen Grund angeschmissen. Denn Saliha Bektas kocht mit Unterstützung ihrer beiden Töchter Seyda und Sebnem türkische Köstlichkeiten für das „Sob aktiv“ Generationenfest. Die Besucher können sich am Sonntag quer durch die Welt der türkischen Spezialitäten schlemmen vom türkischen Çay-Tee aus dem Samovar und Kaffee über gefülltes Gemüse, türkische Lahmaçun-Pizza und Teigtaschen bis zu süßen Naschereien.