Manege frei für die Schreiner

02.08.2009 | Stand 03.12.2020, 4:46 Uhr

Politiker unter Beschuss: Furchtlos stellte sich der CSU-Landtagsabgeordnete Martin Neumeyer dem jungen Messerwerfer als Ziel zur Verfügung – der verfehlte knapp und der Politiker blieb unverletzt. - Foto: Erl

Kelheim (DK) Maxi mag mit einem Mal nicht mehr so, wie es Zirkusdirektor Harry Barelli haben möchte. Gerade eben ist der mächtige schwarze Friesenwallach mit den bunten Federbüschen an Kopf und Rücken brav im Kreis der Arena gelaufen und hat dafür Beifall erhalten, nun will er keinen Kniefall vor dem Publikum machen.

21 Jung-Gesellen

Einige Schreinergesellen, die in den vergangenen Wochen ihre Gesellenprüfung abgelegt haben und nun unter der Zirkuskuppel auf ihre Freisprechung warten, können sich in die Situation des Rappen hinein denken. Sie kennen diese Sachlage so ähnlich aus den zurückliegenden Jahren. Bei den meisten Absolventen hat das dreijährige Wechselspiel aus freiwilligem Engagement und äußerem Druck ähnlich erfolgreich funktioniert wie bei der Pferdenummer. Fast alle haben ihre Prüfungen bestanden, 21 Jung-Gesellen warten an diesem Abend im Zirkuszelt auf ihren Gesellenbrief.

Nicht weit von ihnen entfernt sitzen ihre Lehrherren, Berufsschullehrer und Ausbilder. Der Ort für die Freisprechung ist ungewöhnlich genug, aber die Schreinerinnung sucht seit Jahren schon den besonderen Kick für ihre Abschlussfeiern. Die Kreativität der vergangenen Jahre ist in der Schreinerzunft nicht unbeobachtet geblieben, erst vor kurzem hat Innungsobermeister Thomas Lotter dafür den "Thalhoferpreis" des Landesverbandes Schreinerhandwert verliehen bekommen. Diesmal hat Lotter die Zirkusmanege dafür auserkoren und auch die Eltern, Ausbilder und zahlreiche Landkreisprominenz dazu eingeladen. Auch etliche Mitarbeiter verschiedener Schreinereien werden an diesem Abend für ihre langjährige Betriebstreue geehrt.

Zirkus Landtag

Die Idee dazu hat Lotter mit Christine Stark – der Tochter des Handwerkskammerpräsidenten und Moderatorin des Abends – entwickelt. "Wir haben im Innungsverband ein Budget für derartige Veranstaltungen und heuer hauen wir das Preisgeld gleich mit auf den Kopf", erklärte Lotter die Finanzierung der außergewöhnlichen Feier. Im Wechselspiel mit artistischen Zirkusnummern flechten beide ihr eigenes Programm ein. Die zahlreichen Ehrengäste nehmen die Vorlagen, die ihnen die Manege liefert, gerne als Stichpunktgeber für ihre Reden auf. Berufsschulleiter Johann Kögl hatte demnach in den letzten Jahren auch mit dickfelligen Elefanten, fauchenden Tigern und eleganten Geparden zu tun, die aber zu einer guten Nummer geformt werden konnten. Landrat Hubert Faltermeier (FW) gab zu, dass er in seiner Arbeit auch öfters mit Zirkusatmosphäre zu tun hat und der FDP-Landtagsabgeordnete Andreas Fischer gestand, dass Zirkus und Landtag vieles gemeinsam haben. "Manches ist lustig wie ein Clownsauftritt, aber die Koalition ist eine Tierbändigernummer", sagte er.

Sein Koalitionskollege Martin Neumeyer (CSU) sieht seine Partei darin als Tiger, der das FDP-Kätzchen zum Spielen braucht. Die Atmosphäre ist heiter, gelöst und den Spannungshöhepunkt bei der Gesellenbriefverteilung kann selbst der junge Messerwerfer nicht mehr toppen, der seine Metallspitzen rund um Neumeyer und Kögl ins Holz schleudert.