Kelheim
"Manchmal kann ich nur weinen"

Das Donau-Hochwasser hat die Familie Riemann und das Klösterl zwei Mal getroffen

13.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:02 Uhr

 

Kelheim (DK) Auf knapp sechs Meter ist der Wasserstand der Donau wieder geklettert. Und Hermann Riemann, Eigentümer und Wirt des Kelheimer Klösterls kämpft erneut gegen die Fluten. „Auf dem Hof herrscht wieder Land unter“, sagt er und gesteht: „Manchmal kann ich da nur weinen.“

Es war der Dauerregen im Allgäu, der die Donau nur eine Woche nach dem Jahrhunderthochwasser erneut zum Überlaufen brachte. Die dortigen Nebenflüsse haben den Strom ein weiteres Mal zur Flut gemacht. „Der schlimmste Regen ist nun Gott sei Dank vorbei“. Riemann atmet auf und mit ihm auch seine Frau Hedi, Sohn Leon sowie all die Freunde, die der Familie jetzt und in den vergangenen Tagen zur Seite standen.

Land unter hieß es im Klösterl mit Biergarten und Felsenkapelle gleich zu Beginn der vergangenen Woche. Mal nur die Familie, mal zusammen mit zehn bis 20 Freunden und freiwilligen Helfern nahmen die Riemanns den Kampf gegen die Wassermassen auf. „Wir haben verloren“, sagt der Mann, der das außergewöhnliche Denkmal aus dem Jahr 1454 vor zwölf Jahren kaufte und bis 2008 liebevoll restaurierte. Seit der Hochwasserkatastrophe 1999 war die einstige Einsiedelei vor dem Donaudurchbruch leer gestanden.

Hermann Riemann erbarmte sich schließlich der historischen Anlage. Oben wohnt die Familie, unten befinden sich die Gasträume und draußen, direkt am Donau-Ufer, der romantische Biergarten. „Unser gastronomisches Konzept ist voll aufgegangen“, sagt der Wirt, der Gäste mit diversen Aktionen lockt. Als die Flut kam, war ein Mittelaltermarkt mit Aufführungen geplant. Der ist nun aber buchstäblich ins Wasser gefallen.

Am Wochenende stehen noch Aufräumarbeiten an. „Bis dahin wird das Wasser zurückgegangen sein“, hofft Hermann Riemann. Denn schon am 22. Juni soll der Biergartenbetrieb wieder starten. Wann es drinnen losgeht, steht noch in den Sternen. „Da ist viel kaputt gegangen“, klagt der Klösterl-Wirt. Genau beziffern kann der gelernte Sachverständige für Bauschäden die Verwüstungen allerdings noch nicht. „Jedenfalls liegen sie bei mehreren Zehntausend Euro“.

Da lösten sich Putz und Gipsplatten von den Wänden, Fließen und Bodenbeläge schwammen einfach davon. Ob er finanzielle Hilfe bekommt und in welcher Höhe, davon hat Riemann derzeit ebenfalls noch keine Ahnung. „Ich bin schon froh um die 1500 Euro, die wir vom Staat kriegen.“

Noch ist das Klösterl von der Außenwelt abgeschnitten. Nur mit dem Boot oder über den Berg und dann am Seil runter gelangt man hin. Weil das Wasser den Mitarbeitern der Kelheimer Stadtwerke noch den Zugriff auf die Stromleitungen versperrt, läuft das eigene Aggregat rund um die Uhr. 24 Stunden schieben die Riemanns und ihre Freunde Wache. „Zwischendrin gibt es ein paar Stunden Schlaf, der keiner ist“, sagt Hermann Riemann.

Das Adrenalin hält sie alle munter. Die Erschöpfung und die Wahrnehmung der tatsächlichen Schäden machen sich erst allmählich so richtig bemerkbar. Hermann Riemann weiß längst: „Das Hochwasser wird immer wieder kommen.“ Trotzdem wollen seine Familie und er das Klösterl nicht aufgeben: „Es sind die Gäste, die so gerne hier herkommen. Die machen uns immer wieder Mut.“