Eichstätt
Manche Erkrankungen können nicht warten

Kliniken raten Patienten, Arztbesuche bei dringender Symptomatik nicht aufzuschieben

26.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:28 Uhr
An der Klinik Eichstätt wurde ein separater Eingang (Tor 2) für Patienten ohne Covid-19-Symptome eingerichtet. −Foto: Müller

Eichstätt/Kösching - Der Gang zum Arzt wird derzeit von vielen Patienten gerne auf die lange Bank geschoben: Egal, welche Beschwerden auftauchen - sie werden zurückgestellt, bis Corona aus der Welt ist.

"Das kann sehr gefährlich sein", sagt der Ärztliche Direktor der Klinik Kösching, Professor Alexander Hansen. Denn auch in Corona-Zeiten gebe es schwere Erkrankungen, die einer zeitnahen Behandlung bedürfen. "Dringend abklären lassen sollte man beispielsweise Brustschmerzen, Herzschwäche, Blutdruckstörungen, Wundheilungsstörungen bei diabetischen Füßen. Auch bei unklaren schweren Bauchschmerzen, Blut im Stuhl und Wechsel von Durchfall und Verstopfung ist eine Abklärung geboten", so Hansen.

Chirurgische Notfälle seien beispielsweise akute Bandscheibenvorfälle, Knochenbrüche, unfallbedingte Sehnen- und eingeklemmte Meniskusrisse und sehr starke Hüftgelenks- oder Knieschmerzen infolge einer Arthrose bei Einbruch des Knochens, sagt der Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie der Kliniken, Professor Gregor Voggenreiter. In der Viszeralchirurgie bedürften akute Beschwerden des Bauchraums bei Blinddarm- oder Gallenblasenentzündung, Darmverschlüsse, Bauchwandbrüche, Abszesse und Krebserkrankungen einer zeitnahen Versorgung, ergänzt die Chefärztin der Viszeralchirurgie, Claudia Plesnar.

Die Klinik Kösching führt die Abklärung und Behandlung bei diesen und ähnlichen Notfällen fort und leistet damit die reguläre Akutversorgung. Das heißt, dort werden ganz normal gefäßmedizinische, kardiologische, gastroenterologische und chirurgische Notfälle behandelt. Das Herzkatheterlabor in Kösching ist 24 Stunden täglich besetzt, so dass Notfälle am Tag und in der Nacht zeitnah behandelt werden können. Rund um die Uhr sind Anästhesie-, OP- und chirurgisches Personal einsatzbereit. Und im Kreißsaal finden Entbindungen statt.

Alles auf erhöhter Sicherheitsstufe, wie die Kliniken im Naturpark Altmühltal weiter mitteilen. "Jedem Patienten wird am Eingang die Temperatur gemessen, und es herrscht Mundschutzpflicht für Patienten und Personal, um eine gegenseitige Ansteckung zu verhindern", sagt Irina Bader, Betriebsdirektorin der Klinik Kösching.

Die Klinik Eichstätt steht trotz Covid-Schwerpunkt weiterhin für die Akutversorgung von Patienten ohne Covid-19-Symptome zur Verfügung. Auch die KV-Praxis im ersten Stock der Klinik ist wie gewohnt mittwochs und freitags von 16 bis 21 Uhr, samstags, sonntags und feiertags von 9 bis 21 Uhr besetzt. "Für alle Patienten ohne Covid-19-Symptome haben wir einen separaten, sicheren Zugang eingerichtet", sagt Kliniken-Geschäftsführer Marco Fürsich. Der Eingang befindet sich im rückwärtigen Teil der Klinik und führt durch die alte Liegendeinfahrt. Für Besucher ist er durch die Markierung "Tor 2" kenntlich gemacht. Alle Patienten und Besucher werden dort vor dem Betreten der Klinik kurz nach Covid-19-typischen Symptomen gefragt, und es wird kontaktlos Fieber gemessen.

"Bei schweren Symptomen können sich Patienten direkt in unserer neuen Notaufnahme vorstellen. Patienten mit bedrohlichen Symptomen wie schwerer Atemnot sollen den Notruf 112 wählen", betont der ärztliche Leiter der Notaufnahme, Florian Hauch. Bei leichteren Symptomen ist nicht die KV-Praxis, sondern die Kassenärztliche Vereinigung unter Telefon 116117 oder der eigene Hausarzt die richtige Anlaufstelle. Dort wird dann entschieden, ob ein Aufenthalt in der Klinik nötig ist.

Derzeit werden sechs Verdachtsfälle in der Klinik Eichstätt behandelt, zwei davon auf der Intensivstation. Dazu befinden sich acht bestätigte Fälle auf der Isolierstation. Ein Patient mit schwerem Verlauf liegt derzeit auf der Intensivstation. Er wird beatmet. Damit werden insgesamt neun bestätigte Corona-Fälle und sechs Verdachtsfälle im Krankenhaus behandelt. Kapazitäten für Neuaufnahmen seien dementsprechend vorhanden.

DK