Ingolstadt
"Man wird selten Opfer, wenn man selbstbewusst wirkt"

Kriminalhauptkommissarin Silke Poller hat einige Tipps für das Verhalten in Notsituationen

03.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:50 Uhr

Ingolstadt (DK) Leute, Lärm und Licht: Kriminalhauptkommissarin Silke Poller (Foto: Polizeipräsidium), Beauftragte des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord für Kriminalitätsopfer, rät dazu, sich stets an die "Drei-L-Regel" zu halten.

Frau Poller, wie sollte sich jemand verhalten, der ganz alleine unterwegs ist?

Silke Poller: Grundsätzlich sollten Familie und Freunde wissen, wo ich mit wem bin. Man kann sich im Vorfeld Gedanken machen, wie man nach Hause kommt. Ich rate dazu, sich an die Drei-L-Regel zu halten: Leute, Lärm, Licht. Man sollte sich einen Weg suchen, auf dem Leute sind. Kein Waldweg, sondern beleuchtet, und wenn was ist, kann ich schreien oder jemanden ansprechen.

 

Was raten Sie Frauen?

Poller: Frauen haben beim Weggehen oft hohe Schuhe an. Wir haben meist große Taschen dabei, da passen Ballerinas, mit denen ich weglaufen kann, hinein. Wenn ich mich bemerkbar machen will, dann "Feuer" rufen, da reagieren mehr Menschen als auf "Hilfe". In einer Notlage ist es besser, gezielt jemanden anzusprechen: "Sie mit der roten Jacke" zum Beispiel. Das ist persönlicher, dann ist die Bereitschaft größer, zu helfen.
 

Was ist, wenn niemand da ist, den man ansprechen könnte?

Poller: Man wird selten Opfer, wenn man selbstbewusst wirkt. Jugendlichen sage ich, sie sollten nicht ständig aufs Handy schauen, sondern mit offenen Augen und Ohren gehen. Dann merke ich eine Gefahrensituation eher und kann die Richtung wechseln. Es ist wichtig, sich im Vorfeld zu fragen: Was wäre, wenn? So bin ich darauf vorbereitet, einen Sprint einzulegen, zu brüllen oder die Handtasche zu schwingen.
 

Haben Sie ein, zwei einfache Tipps zur Selbstverteidigung?

Poller: Es gilt: Selbstbehauptung vor Selbstverteidigung, Stärke zeigen, damit sich der Täter gar nicht erst traut. Und die Frage stellen: Würde ich mich trauen, jemanden anzugreifen? Es hilft, solche Situationen durchzuspielen und auszuprobieren, was man intuitiv machen würde. Verteidigung muss man trainieren.

 

Die Fragen stellte Tanja Stephan.