Valencia
Man spricht Deutsch

Formel E: Audi, BMW, Mercedes und Porsche sind nun dabei - Erste Testfahrten

17.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:03 Uhr
Neu dabei: Porsche steigt in der kommenden Saison als Hersteller in die Formel E ein. −Foto: Kräling

Valencia (DK) Noch bis heute finden auf dem Circuit Ricardo Tormo in Cheste nahe Valencia die offiziellen Testfahrten der Formel-E-Meisterschaft statt, die nächsten Monat in Saudi-Arabien in die neue Saison startet.

Mit Audi, BMW, Mercedes-Benz und Porsche gehen erstmals vier deutsche Premium-Hersteller in einer Serie werksseitig an den Start. Unsere Zeitung war in Spanien vor Ort und machte sich ein Bild von der Lage in der Elektro-Rennserie vor der neuen Saison.

Allan McNish, der schottische Teamchef der Audi-Sport-Abt-Schaeffler-Mannschaft, brachte es auf den Punkt: "Mit so vielen namhaften deutschen Herstellern kann man wohl von der Bundesliga des Motorsports sprechen. " Und wer übernimmt dann die Rolle des Rekordsiegers Bayern München? "Na ja, es wäre natürlich schön, wenn wir das wären", grinste McNish. "Die Verbindung zu Bayern München gibt es bei Audi ja schon! " Bei den Ingolstädtern stehen die Zeichen auf Konstanz: Das Kemptener Team Abt Sportsline unter Thomas Biermaier ist weiterhin für den Einsatz verantwortlich, mit Daniel Abt und Lucas Di Grassi bleibt die Fahrerpaarung der vergangenen fünf Saisons unverändert. Kein anderes Fahrerduo ist schon seit dem Start der Formel E zusammen. "Natürlich ist der Gewinn des Fahrer- und des Herstellertitels für uns wieder das erklärte Ziel", so McNish. "Die Konkurrenz ist hart, aber das liebe ich. " Wie in der Vorsaison liefert Audi auch den Antriebsstrang für das britische Virgin-Team, das mit Robin Frijns einen Audi-Werksfahrer unter Vertrag hat. Frijns' Schweizer DTM-Teamkollege Nico Müller fährt für das Dragon-Team.

BMW arbeitet für den Einsatz der Werksautos mit dem US-Team Andretti Autosports zusammen. Hier blieb der Brite Alexander Sims an Bord, während mit dem Allgäuer Günther erstmals ein deutscher Fahrer verpflichtet wurde. "Natürlich ist es für mich toll, fortan als Werksfahrer an den Start gehen zu dürfen, noch dazu für einen so namhaften Hersteller wie BMW", sagt Günther, der seine Karriere einst in der damaligen Formel BMW startete. 2018 fuhr der gebürtige Oberstdorfer in der Formel 2, danach waren seine Möglichkeiten aber begrenzt. Die Formel E war für ihn daher eine willkommene Alternative, obwohl er in der vergangenen Saison beim Dragon-Team immer nur von Wochenende zu Wochenende arbeiten konnte. "Ich wusste nie, ob ich beim nächsten Rennen wieder dabei sein würde", erklärt Günther, der tatsächlich auch zweimal für den Brasilianer Felipe Nasr das Cockpit räumen musste. "Jetzt bei BMW bin ich in einer wesentlich besseren Situation. "

Auch für den jungen Niederländer Nyck de Vries, frisch gekürter Gesamtsieger der Formel 2, erwies sich die Formel E als sinnvolle Alternative: Er startet als Werksfahrer für Neueinsteiger Mercedes. "In der Formel 1 gab es keine Möglichkeiten, daher war das ein naheliegender Schritt", sagt de Vries, der parallel in der Fia-Langstrecken-WM fährt. Mercedes sammelte bereits in der vergangenen Saison mit dem HWA-Team wertvolle Erfahrungen in der Formel E. "Es hilft ungemein, wenn man bereits das Umfeld kennt: Prozesse, Abläufe, die Bedingungen. Dennoch sind wir jetzt als Hersteller natürlich auch in einem Lernprozess, die Kurve ist sehr steil", sagt Teamchef Ian James. Der andere Fahrer des Teams ist der Belgier Stoffel Vandoorne, der im Vorjahr schon für das HWA-Team startete. Der zweimalige DTM-Champion Gary Paffett bleibt dem Team als Test- und Entwicklungsfahrer verbunden.

Passend zum Trend zur Elektrifizierung in der Serienproduktion steigt auch Porsche neu in die Formel E ein. Als einziger Hersteller arbeiteten die Zuffenhausener nicht mit einem externen Einsatzteam zusammen: Für das Formel-E-Programm wurde ein großer Teil der erfolgreichen LMP1-Mannschaft übernommen, die Fahrer sind Neel Jani aus der Schweiz und der gebürtige Duisburger André Lotterer. "Wir haben natürlich auch die Möglichkeit studiert, zuerst mit einem anderen Team Erfahrungen zu sammeln, haben uns dann aber entschlossen, alles intern zu tun, wie wir das bei Porsche gewohnt sind", sagt Pascal Zurlinden, als Gesamtprojektleiter Werksmotorsport bei Porsche auch für die Formel-E-Aktivitäten verantwortlich. "Die Begeisterung für das Projekt ist groß, zeitlich passt unser Einstieg perfekt zur Markteinführung des neuen Taycan. "

Vierter deutscher Fahrer im Feld ist der Worndorfer Pascal Wehrlein, der im zweiten Jahr für das indische Mahindra-Team startet. Wie Audi mit dem Schaeffler-Konzern zusammenarbeitet, gibt es auch hier mit der ZF Friedrichshafen AG einen namhaften deutschen Zulieferer als technischen Partner. Es ist klar: Die Formel E spricht in zunehmendem Maße Deutsch. Dieser Vergleich mit der Bundesliga ist also gar nicht so weit hergeholt. Die Saison beinhaltet 14 Rennen an 12 Wochenenden und startet am 22. und 23. November in Ad Diriyah in Saudi-Arabien, am 21. Juni wird in Berlin gefahren.

Rene de Boer