"Man entwickelt besondere Kräfte"

09.06.2010 | Stand 03.12.2020, 3:57 Uhr

Lichterloh in Flammen stand der verunglückte Pkw, aus dem Dominik Kunert vor rund einem Jahr drei junge Frauen rettete.

Schernbuch (pat) Wirklich bewusst war sich Dominik Kunert nicht, was er da eigentlich tat: Vor einem Jahr zog er drei junge Frauen aus einem brennenden Autowrack und rettete ihnen damit das Leben.

"Das lief alles von ganz alleine ab. Man weiß in einer solchen Situation einfach, was zu tun ist – und man entwickelt besondere Kräfte", erinnert sich der 25-Jährige aus Schernbuch in der Gemeinde Paunzhausen heute an die eigentliche Rettungsaktion gar nicht mehr in jedem Detail. Wie bereits berichtet, wurde Dominik Kunert am Dienstag für seine selbstlose Tat mit der Bayerischen Rettungsmedaille ausgezeichnet.

Es war schon weit nach Mitternacht, als Kunert von einem Kinobesuch in Hallbergmoos zurück in seine Schernbucher Wohnung fuhr. Urplötzlich wurde er bei Aiterbach von einem entgegenkommenden Fahrzeug gestreift, legte eine Vollbremsung hin und blickte in den Rückspiegel. Was er dort sah, hat er bis heute nicht vergessen. Das Auto kam von der Fahrbahn ab, überschlug sich, landete auf dem Dach und krachte gegen einen Baum. Sofort begann es zu rauchen und zu brennen. Die 18-jährige Fahrerin aus Wolnzach konnte noch selbst aussteigen und stellte sich völlig aufgelöst an den Straßenrand. Zum Glück eilte Dominik Kunert umgehend herbei, um zu helfen.

Zunächst öffnete er die Tür, schnallte die Beifahrerin ab, zog sie aus dem Autowrack und ließ sie die Feuerwehr alarmieren. Als er eine weitere 18-Jährige, die auf der Rückbank saß und dort eingeklemmt war, ins Freie gebracht hatte, sah er seine Rettungstat bereits als abgeschlossen an. "Erst im Gespräch mit den Mädchen habe ich herausgefunden, dass noch eine Person im Auto sein musste", erinnert er sich. Er lief zurück zum mittlerweile lichterloh brennenden Unfallwagen, ertastete die Hand der vierten Insassin, konnte sie beruhigen und ebenfalls befreien.

"Das lief alles automatisch ab, war ein einziger Instinkt", sagt er. Groß überlegt habe er nicht. Erst im anschließenden Gespräch mit der Polizei verlor er die Orientierung und wurde sich seiner Tat erstmals ein wenig bewusst.

Dominik Kunert stammt aus Sachsen-Anhalt. In Sangerhausen wurde er geboren, in Allstädt wuchs er auf. Als 20-Jähriger verpflichtete er sich bei der Bundeswehr und verbrachte die nächsten drei Jahre in Koblenz und Lahnstein. Der gelernte Einzelhandelskaufmann arbeitet nun seit drei Jahren als Servicemitarbeiter bei einer Münchner Sicherheitsfirma – und lebt seither dem kleinen Ort Schernbuch.

Dass er den vier jungen Frauen so selbstlos beistand, war die bislang größte Tat seines Lebens. Per E-Mail und auch telefonisch hält er mit ihnen bis heute Kontakt. "Sie haben sich mehrfach und sehr herzlich bedankt – und es war toll, dass sie bei der Verleihung der Bayerischen Rettungsmedaille zu Dritt vor Ort waren", kommt Dominik Kunert auf die Verleihungszeremonie zu sprechen. "Horst Seehofer hatte keine Zeit. Das war schon etwas schade, aber trotzdem ein großes Erlebnis für mich", bedauert Kunert, dem bei dem Festakt eigentlich zum ersten Mal wirklich bewusst wurde, welche Leistung er vollbracht hatte. "Ich war richtig stolz auf mich, obwohl es für mich das Normalste der Welt war zu helfen. Ich würde das immer tun. Es ist ganz einfach ein absolutes Muss, Menschen in Not beizustehen."