Kösching
"Malerviertel bleibt malerisch"

Köschings Bürgermeisterin nimmt Stellung zur Kritik am geplanten Baugebiet "Ziegelsgrund III"

15.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:15 Uhr
Wie das Malerviertel wird auch die Erweiterung "Ziegelsgrund III" von der Kreisstraße EI 37 zum Waldhaus her erschlossen. −Foto: Kügel

Kösching (DK) Der Köschinger Marktrat hat am Donnerstagabend einstimmig den Bebauungsplan "Ziegelsgrund III" auf den Weg gebracht. Anlieger, die sich nach der Sitzung enttäuscht zeigten, dass ihre schriftlich vorgebrachten Fragen und Anregungen nicht diskutiert wurden, lädt Bürgermeisterin Andrea Ernhofer (SPD) nun zu einer Bauausschuss-Sitzung und Gesprächen im Rathaus ein.

Im Norden von Kösching will der Marktgemeinderat östlich der Kreisstraße EI 37 nach Bettbrunn auf rund 39000 Quadratmetern Ackerfläche, die der Markt bereits zur Hälfte gekauft hat, neue Bauplätze ausweisen. Das geplante Siedlungsgebiet "Ziegelsgrund III" soll rund 35 bis 40 Parzellen umfassen.

Auf die Frage des stellvertretenden CSU-Fraktionssprechers Matthias Seer nach Schreiben, die Anwohner in dieser Sache an die Verwaltung gerichtet haben, verwies die Bürgermeisterin darauf, dass alle Bedenken und Anregungen im Rahmen des Bauleitplanverfahrens behandelt würden. Bei der nächsten Bauausschusssitzung würden die Entwürfe öffentlich vorgestellt und diskutiert. Bei dieser Gelegenheit könnten sich auch die Anwohner informieren. Außerdem bot Ernhofer an, mit den Verfassern "ins Gespräch zu kommen". Zugleich bat sie um Verständnis, dass bei Grundstücksgeschäften manches nichtöffentlich bleiben müsse.

Einstimmig und ohne weitere Diskussion fasste das Gremium den Aufstellungsbeschluss für das geplante Baugebiet und ordnete die Umlegung an. Diese wurde dem Vermessungsamt übertragen. Die Behörde würde die Umlegung erfahrungsgemäß gut abwickeln - und der Preis von 60800 Euro erscheine gerechtfertigt, wenn man bedenke, dass die Vermessungs- und Abmarkungskosten darin enthalten sind, sagte die Köschinger Bürgermeisterin.

Im Anschluss an die Sitzung zeigten sich einige Anwohner, die den Tagesordnungspunkt als Zuhörer verfolgt hatten, gegenüber dem DONAUKURIER enttäuscht über "die Art und Weise, wie unsere Schreiben einfach vom Tisch gewischt wurden". Das zeuge von "Missachtung", schimpften Birgit Bruckmeier-Werner und Gabriele Lindner. Es gebe zwei Schreiben, sagte Michael Werner. Einig sei man sich, dass die Lucas-Cranach-Straße, die jetzt als Spielstraße ausgewiesen ist, nicht zur Durchgangsstraße werden dürfe. Er schlug vor, stattdessen einen Geh- und Radweg daraus zu machen. Außerdem dürfe der vorhandene Spielplatz nicht verkleinert werden. "Das ist doch auch für die neuen Nachbarn besser", pflichtete ihm Lindner bei. Ein Unding sei es auch, dass die privaten Plätze 20 Jahre und länger liegen bleiben dürften. Und auch die faire Vergabe der wenigen Gemeindeplätze zog sie in Zweifel.

Ein Teil der Unterzeichner ist prinzipiell gegen das neue Baugebiet. Zu Letzteren gehört Werners Frau. Ihrer Meinung nach sollte der Markt die gekaufte Fläche besser für "Naherholung und Biodiversität" nutzen. 14 Prozent der Bürgerinnen und Bürger hätten das ArtenschutzVolksbegehren "Rettet die Bienen" unterschrieben. "Ich hoffe, dass die Köschinger die Chance erfassen, die sich jetzt bietet", sagte Bruckmaier-Werner und ergänzte: "Ziel ist ein Bürgerbegehren." Und, da ihr "zu wenig Grün im Marktrat" sei, vielleicht sogar die Gründung einer neuen grünen Partei.

Bürgermeisterin Andrea Ernhofer bestätigt auf Anfrage unserer Zeitung, dass zum Baugebiet "Ziegelsgrund III" zwei Schreiben eingegangen sind. Ein "aggressiveres, emotionaleres", in dem Auskunft über Verkäufer und Kaufpreis verlangt würde. "Diese Dinge sind und bleiben - mit Verlaub - nichtöffentlich", sagt Ernhofer und verweist auf die Bayerische Gemeindeordnung. Das andere Schreiben sei dagegen sehr vernünftig und enthalte Fragen, die für Anwohner wichtig seien. Mit dieser Gruppe stehe sie in Kontakt. Beide Unterzeichnergruppen lädt sie ein, Gesprächstermine zu vereinbaren.

"Bislang ist nur der Aufstellungsbeschluss gefasst worden", betont die Rathauschefin. Die Entwürfe würden erst noch im Bauausschuss diskutiert. Es folgten die Auslegung sowie die Abwägung der Anregungen und Bedenken, erklärt die Bürgermeisterin. Klar dürfte dennoch sein, dass die Erschließung, des Geländes, das im Flächennutzungsplan schon lange als Baugebiet ausgewiesen ist, von der Kreisstraße EI 37 erfolgt; diese führt zum Waldhaus. "Die Lucas-Cranach-Straße ist jetzt eine Sackgasse und wird keine große Durchgangsstraße", versichert Ernhofer. Sie weist aber auch darauf hin, dass eine Spielstraße schwer zu kontrollieren sei: "In eine Tempo-30-Zone kann ich dagegen einen Blitzer reinstellen." Derzeit gibt es laut Ernhofer einen kleinen Spielplatz. Und ein Nachbargrundstück wird als Bolzplatz genutzt. Der Planer habe zwar schon erste Entwürfe vorgelegt, aber die seien im Marktrat noch nicht besprochen worden: "Das passiert in der nächsten Bauausschusssitzung, bei der die Öffentlichkeit als Zuhörer teilnehmen kann."

Auf das Thema Naherholung angesprochen betont Ernhofer, dass die Gemeinde vielseitige Aufgaben habe. Die Ausgleichsflächen seien alle nachgewiesen, und zusätzlich seien Blühflächen und Streuobstwiesen angelegt worden. Demgegenüber stehe aber auch "der dringende Wunsch nach Bauplätzen". Als die Warteliste 2016 geschlossen wurde, hätten 560 Anfragen vorgelegen. Wegen der Unsicherheit infolge der EU-Anforderungen für Einheimischenmodelle gebe es noch keine Vergaberichtlinien. "Die Vergabe der Gemeindeplätze wird aber mit Sicherheit transparent und rechtskonform erfolgen", sagt die Bürgermeisterin zu.

Ernhofer hat aber auch nichts gegen ein Bürgerbegehren oder die Gründung einer neuen Partei: "Wir leben in einer Demokratie, und ich begrüße jedes politische Engagement." Sie fügt hinzu, "solange es fair, sachlich und mit Weitblick erfolgt". Generell sieht Ernhofer "keinen Grund für große Aufregung". Denn wie im "Ziegelsgrund II" würden auch im neuen Baugebiet nur Einzel- und Doppelhäuser entstehen. Die Bauplätze würden zwar mit rund 500 Quadratmetern wahrscheinlich klein gehalten, aber im "Ziegelsgrund III" würden "keine Menschmassen leben". Den Bewohnern in dem nach Lucas Cranach und anderen berühmten Malern benannten Viertel kann sie deshalb versprechen: "Das Malerviertel wird malerisch bleiben!"

Sebastian Kügel