Altmannstein
Mais ist besser als sein Ruf

Georg Thoma aus Thannhausen setzt auf die ertragreiche Pflanze als Tierfutter und für die Stromerzeugung

27.10.2021 | Stand 01.11.2021, 3:33 Uhr
Fünf Tage für 85 Hektar Maisfelder: Diese Zeitspanne hat Landwirt Georg Thoma aus Thannhausen zur Verfügung. −Foto: Erl

Thannhausen - Die riesigen Traktorengespanne, die in diesen Tagen unentwegt gehäckselten Mais von den Feldern zu den Silos karren und nicht wenige Autofahrer nerven, sind unübersehbar. Und auch die Landschaft verändert von einem Tag auf den anderen ihr Gesicht. Wo auf weiten Flächen Mais die Fluren dominierte und Straßen regelrecht zwischen Schluchten aus Maishalmen verliefen, herrscht schlagartig wieder freie Sicht.

Doch ohne Mais als eine der wichtigsten Pflanzen sowohl in der modernen Landwirtschaft als auch in der Energieerzeugung ist unser industrielles Wohlstandsleben in der jetzigen Form kaum mehr vorstellbar. Davon ist der 29-jährige Jungbauer und Familienvater Georg Thoma aus Thannhausen überzeugt. Nach seinem Landwirtschaftsstudium in Triesdorf hat er den elterlichen Hof übernommen und zu einem Betrieb mit 80 Milchkühen und einer Biogasanlage ausgebaut.

Innerhalb von nur fünf Tagen müssen 85 Hektar Maisfelder geerntet werden - eine logistische Herausforderung. Zwei Häcksler fressen sich permanent durch die Maisflächen und beladen im Wechselverfahren fünf Gespanne, die diese Biomasse zum Hof liefern. Nur Sekunden dauert es, bis die gesamte Ladung vom Anhänger gekippt ist und von zwei schweren Maschinen im Fahrsilo verteilt und verdichtet wird. Der materielle Aufwand ist enorm, für die Erntekampagne setzt ein Lohnunternehmer Maschinen im Wert von mehreren Millionen Euro ein.

Dass die gewaltigen Maisflächen in der gesellschaftlichen Kritik stehen, weiß Georg Thoma. Auch er kennt die Vorwürfe von einer Vermaisung der Landschaft, von einer Bedrohung der Artenvielfalt, von der Furcht vor Humusabschwemmungen und dem massiven Einsatz von Spritzmitteln. Doch Thoma setzt das in Relation zu möglichen Alternativen: "Mais braucht - anders als etwa Raps oder Getreide - nur einmal eine Herbizidbehandlung gegen konkurrierende Vegetation. Für einen guten Anwuchs ist auch nur eine Düngung notwendig, wobei überwiegend Substrat aus der Biogaserzeugung zurück auf die Felder gebracht wird", nimmt er die geschmähte Pflanze in Schutz. Eine Spritzung gegen Insekten sei gleichfalls nicht notwendig, denn mit einer mechanischen Behandlung der verbleibenden Stängelreste könne der gefürchtete Maiszünsler in Schach gehalten werden.

Moderne und gut ausgebildete Landwirte wissen auch um die Erhaltung der Bodenqualität als Basis der Betriebswirtschaftlichkeit. So setzt Georg Thoma auf fachgerechte Saat gegen Abschwemmung und wechselt die Fruchtfolge. Wo heuer Mais stand, wächst im nächsten Jahr Getreide. Für ihn als Landwirt und Energieerzeuger überwiegen klar die Vorteile. "Mais hat die größte Energiedichte je Hektar und damit die beste Wirtschaftlichkeit sowohl als Tierfutter als auch für die Stromerzeugung", argumentiert er. Natürlich gibt es auch andere Pflanzen - allerdings mit weniger Energiedichte, die für die Biogaserzeugung genutzt werden könnten. "Dann muss ich mehr Fläche damit bestellen, um das gleiche Ergebnis zu erzielen", sagt er.

Thoma spannt den Bogen weiter. "Deutschland verfügt nur über eine begrenzte Menge an landwirtschaftlich nutzbarer Fläche. Wir müssen als Gesellschaft daher entscheiden, ob wir Lebensmitteln für Menschen, Tierfutter, Energiepflanzen oder einer rein biologischen Anbauweise den Vorzug geben", argumentiert er. "Wir sind reich genug, um fehlende Lebensmittel aus der ganzen Welt dazu zu kaufen. Das birgt aber die Gefahr, dass dann Menschen in anderen Weltregionen umso mehr hungern", bringt er das Problem auf den Punkt.

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