Eichstätt - Ein weiterer Fall von Vandalismus in Eichstätt - dachte Roberts Krigers, der Leiter des Sonderpädagogischen Förderzentrums der Schule an der Altmühl, zunächst.
Doch dann hat sich die Geschichte anders entwickelt als gedacht.
Am Wochenende erhielt er einen Anruf, dass der Maibaum, den die Schule in liebevoller Teamarbeit gefertigt und aufgestellt hatte, am Altmühlufer liegt. Wut ist das falsche Wort, um die Gefühlslage des Schulleiters zu beschreiben. "Ich war eher enttäuscht", sagt er. Es sei der erste Maibaum gewesen, den die Schule errichtet hatte. "Da steckte viel Mühe drin. " Aufgrund der Corona-Auflagen sei es ohnehin schwierig gewesen, das Projekt gemeinsam mit den Schülern unter strengen Hygieneregeln zu stemmen. Und nun das.
Der etwa fünf Meter hohe Baum war in einer Vertiefung auf dem Schulgelände eingekeilt. Die Diebe müssen ihn gelockert, herausgezogen und über das Schulgelände zur Altmühl getragen haben. Gefunden wurde er mehrere Hundert Meter entfernt, etwa auf Höhe des Osram-Parkplatzes. Aus einer Schnapslaune heraus? Schulleiter Krigers reagierte mit Unverständnis darauf. Er hat zwar überlegt, Anzeige zu erstatten, "aber das ist es nicht wert".
Doch am Montagfrüh wurde er überrascht. Der Baum war zurückgebracht und auf einem Grünstreifen ein paar Meter neben dem ursprünglichen Standort abgelegt worden, zusammen mit folgender Nachricht: "Liebes Förderzentrum, gestern waren wir nicht ganz Herr unserer Sinne und haben uns euren wunderschönen Maibaum ausgeliehen. Das war ziemlich dumm. Es tut uns wirklich sehr leid! Entschuldigung! " Entschuldigung angenommen. "Jeder kann mal einen Fehler machen", sagt Krigers. Aber es gehöre auch Mut dazu, das einzugestehen. Die Enttäuschung über den Diebstahl ist mittlerweile der Freude darüber gewichen, dass die Diebe Reue gezeigt haben. Gerade angesichts der zuletzt häufiger registrierten Fälle von Vandalismus und Vermüllung in Eichstätt wertet er das als ein positives Zeichen.
Und Schulleiter Krigers geht noch einen Schritt weiter: Die Diebe sollen sich bei ihm melden. Er bietet ihnen an, den Maibaum in einem gemeinschaftlichen Projekt wieder aufzustellen.
EK
Markus Meßner
