Landkreis Roth
Mahnung im Schneegestöber

Landwirte im Landkreis demonstrieren mit Mahnfeuern gegen aktuelle Version des geplanten Insektenschutzgesetzes

09.02.2021 | Stand 23.09.2023, 16:56 Uhr
Nur die Landwirtschaft werde in die Pflicht genommen, sagte Kreisobmann Thomas Schmidt beim Mahnfeuer in Wagnersmühle. −Foto: Tschapka

Wagnersmühle - Das sogenannte Insektenschutzgesetz soll an diesem Donnerstag im Bundeskabinett beraten werden. Viele Landwirte sehen die derzeitige Version aber kritisch und demonstrieren unter dem Motto "Kooperation statt Verbote" bundesweit gegen weitere Verbote für ihren Berufsstand und fordern dringend notwendige Korrekturen.

Auch im Landkreis Roth kam es am Montagabend zu mehreren Aktionen und Mahnfeuern, unter anderem in Mosbach, Kraftsbuch, Euerwang (dort mit zehn Traktoren), Lieben-stadt und an der Wagnersmühle bei Allersberg, unweit des Hofes der Familie Fiegl. Auch dort trotzte ein Mahnfeuer dem dichten Schneegestöber, zusammen mit rund 50 Landwirtinnen und Landwirte, von denen einige mit dem Trecker gekommen waren. Auf Masken und die vorgeschriebenen Abstände der Corona-Bestimmungen wurde dabei geachtet.

Auf die Auswirkung der geplanten Einschränkung von Pflanzenschutzmitteln legte Thomas Schmidt, der Rother Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands (BBV), das Augenmerk: "Das hat unter anderem zur Folge, dass wir manche Sorten wie Zuckerrüben nicht mehr anbauen können - dann wird Zucker aus Brasilien importiert. Das ist zu kurz gedacht und hat mit Ökologie nichts zu tun." Zumal gar kein Handlungsbedarf bestünde: Jeder zweite landwirtschaftliche Betrieb nehme bereits an Agrarumweltprogrammen teil und etwa 40 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche würden nach den Vorgaben des Kulturlandschafts- oder des Vertragsnaturschutzprogramms bewirtschaftet. Wenn das Gesetz jetzt so verabschiedet werde, hätte das Konsequenzen nicht nur für die konventionellen Landwirte, sondern auch für die Biobauen. "Denn wenn das Verbot von Pflanzenschutzmitteln Gesetz wird, fällt für diese die Bioförderung weg."

Insgesamt kritisierte Schmidt, dass beim Schutz der Insekten nur die Landwirtschaft in die Pflicht genommen wird. "Aspekte wie der Straßenverkehr oder die Lichtverschmutzung werden völlig außen vor gelassen." Als "scheinheilig" bezeichnete er dies. Pauschale Verbote und zusätzliche Unterschutzstellungen seien definitiv der falsche Weg. "Nötig sind ein ehrlicher Dialog und Kooperationen mit allen Beteiligten", forderte Schmidt.

Kreisbäuerin Annette Götz berichtet unter anderem von den Protesten von "Land Schafft Verbindung" (LSV) vor der Bayerischen Staatskanzlei, an der sie am gleichen Tag teilgenommen hatte. Coronabedingt seien jedoch nicht viele Menschen auf der Straße gewesen, so dass man nur wenig Gespräche führen konnte. "Das Interesse an unserem Thema war allerdings nur mittelmäßig, die meisten Gespräche mit Passanten drehten sich um das Thema Glyphosat", bedauerte Götz. "Wenn irgendwann die Lebensmittel nicht mehr bei uns erzeugt werden, sondern alles nur noch aus Ländern importiert wird, wo längst nicht so strenge Gesetze und Umweltauflagen für die Produktion gelten, dann muss man sich schon fragen, wo darin der Sinn bestehen soll."

Von den eingeladenen Politikern kam nur die Bundestags-Kandidatin der FDP für Roth und das Nürnberger Land, Kristine Lütke, alle anderen ließen sich aufgrund der Kurzfristigkeit der Aktion (der BBV hatte erst am Vortag dazu aufgerufen) entschuldigen.

HK

Tobias Tschapka