Neuburg (DK) Die Kulturstadt Neuburg wird nun wieder für zwei Wochen eindrucksvoll unter Beweis stellen, warum sie diesen Titel zu Recht trägt: Die 38. Sommerakademie ist gestartet. Künstler aus der ganzen Welt lehren, lernen - und geben bemerkenswert besetzte Konzerte zu günstigen Preisen.
Es war mehr als eine charmante Geste des Künstlerischen Leiters in der Klassik, Alexander Suleiman, dass er seine Begrüßungsrede auf Deutsch, Englisch und Chinesisch formulierte. Denn im Kongregationsaal hatten sich Künstler aus der ganzen Welt versammelt - vereint durch die Freude an der Kreativität. Die aus New York eingeflogene Geigerin Bin Huang, der ehemalige erste Klarinettist der Berliner Philharmoniker, Marco Thomas: Hochkaräter allenthalben. Mit Sopranistin Susanne Bernhard geht für Kulturamtsleiterin Kathrin Jacobs ein langgehegter Wunsch in Erfüllung, wie sie sagte: ein Gesangskurs im Klassikbereich.
Eindrucksvoll gab Solistin Susanne Bernhard zusammen mit Tomoko Nishikawa am Klavier gestern eine erste musikalische Kostprobe: "Ich habe gerade erst erfahren, dass wir hier auftreten sollen, und wir haben uns noch nie vorher gesehen", erzählte die Sängerin schmunzelnd - um so beeindruckender war das spontane Schumannsche "Waldgespräch" der beiden Frauen, das in einer romantischen "Mondnacht" endete. Am Abend dann gehörte der Kongregationssaal ganz der Klassik, beim großen Eröffnungskonzert (eigener Bericht folgt).
Am Dienstagabend starten dann die Jazzer um 20 Uhr im Stadttheater durch: Hier bringt der Künstlerische Leiter Herbert Wiedemann mehrere Generationen zusammen, vom "Urgestein" Wolfgang Mayer am Klavier bis zu den jungen Turnschuh-Stylern Sven Faller am Bass und Bastian Jütte am Schlagzeug. Die spirituelle Seite der Musik erweckt wieder André Monde De Lang, der heuer zum zweiten Mal einen Gospelkurs anbietet.
In der Bildenden Kunst deckt Genua Scharmberg mit elf Dozenten die breite Palette der Darstellungsformen ab, von der Zeichnung mit Marion Eichmann bis zum experimentellen Druck mit Michael Golf, von der Steinbildhauerei mit Christian Hinz bis zum Videodreh mit Florian Geierstanger. "Ich weiß, Sie können es alle kaum erwarten, in die Ateliers zu kommen", sagte Jacobs.
Und dann wäre da noch ein Dozent, der mit Abstand den lautesten und begeistertsten Jubel auf der Bühne bekam: Regisseur Louis Villinger, der sich erneut anschickt, mit Kindern und Jugendlichen in kürzester Zeit spektakuläre Theaterstücke einzustudieren. Kaum vorstellbar, was passieren würde, wenn Villinger Schullehrer wäre - das Kultusministerium bastelte wohl schon am G 7. "Knapp die Hälfte unserer 600 Teilnehmer der Sommerakademie sind Kinder und Jugendliche", erklärte Andrejs Laukmanis stolz. Der Vorsitzende des Fördervereins lobte nicht nur sein Team und das des Kulturamtes, sondern bekam auch viel Lob von Rüdiger Vogt: "Die Akademie ist so groß, wie nie zuvor", sagte der Bürgermeister und warb für das umfangreiche Begleitprogramm: "Konzertveranstaltungen, bei denen wir Weltstars in Neuburg ganz nah erleben dürfen."
Highlights des Kammermusikmarathons am Donnerstag sind laut Alexander Suleiman unter anderem das Schubert-Streichquartett "Tod und das Mädchen", Beethovens "Gassenhauer"-Klaviertrio, das "1. Streichquartett" von Johannes Brahms, Carl Maria von Webers "Trio für Querflöte, Violoncello und Klavier" sowie Lieder von Schubert.
