Wolnzach
Magische Manegenmomente

Zirkus Tonelli wird 90 Jahre alt: Artisten proben schon seit einem Jahr für Vorstellungen am 8. Februar

20.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:11 Uhr
Schon als kleiner Bub stand Rudi Pfab junior in der Manege des Zirkus Tonelli, sein Opa Rudi war eines der Gründungsmitglieder. Die Pfabs sind nur eine von vielen Zirkusfamilien. In einer demnächst startenden Serie werden wir die Tonelli-Geschichte und die Menschen, die dahinter stehen, beleuchten. −Foto: WZ-Archiv/Trouboukis

Wolnzach (WZ) Der November markiert den Faschingsbeginn auch für den Zirkus Tonelli, aktiv sind die Ideenschmieder, Impulsgeber und Artisten aber schon sehr viel länger. Im kommenden Jahr wird Tonelli nämlich 90 Jahre alt - und da soll es "den besten Zirkus aller Zeiten geben". Definitiv.

Was sie alle genau machen? Christian Andreas weiß es auch nicht so genau. Obwohl er als Elferratsmitglied und Schriftführer natürlich am 11. 11. dabei war, obwohl es an diesem Abend natürlich um die im kommenden Jahr wieder anstehenden Zirkusvorstellungen ging, liegen viele der Nummern noch im Dunkeln. Manche bewusst, manche unbewusst. "Manches steht noch zu sehr in den Startlöchern, andere proben schon seit über einem Jahr und andere lassen noch nicht viel raus", sagt er. "Künstler halt." Und da hat er recht. Tonelli nur als "Laienzirkus" zu beschreiben, das erklärt dem Unwissenden zu wenig, was dieser Zirkus wirklich ist. Das muss man einfach erlebt haben. Wer schon einmal in der Manege war, der weiß: Da gibt es immer die typischen Tonelli-Nummern mit schillernden Kostümen und Klamauk, überraschende Inszenierungen, die niemand in einer Zirkusmanege erwartet hätte, aber auch hochklassige artistische Darbietungen, perfekt in Szene gesetzt vom Kostüm über Licht bis zur Musik.

"Der beste Zirkus aller Zeiten" - ein geflügeltes Wort, das schon viele Direktoren ins Mikrofon gesprochen haben und das alle zwei Jahre wieder versprochen wird. Und immer wieder gelingt es den Akteuren in und an der Manege, hinter dem Vorhang und in der Technik tatsächlich, die Massen zu begeistern. Die Folge: lange im Voraus ausverkaufte Vorstellungen, lange Warteschlangen und am Ende über 3000 begeisterte Menschen im "Pubslikum". Nach jedem Zirkus - wegen des enormen Aufwandes gibt es ihn nur alle zwei Jahre - liegt die Messlatte für die Zukunft höher.

Das Versprechen des "besten Zirkus aller Zeiten" ist den Tonellis heute mehr denn je Verpflichtung, denn wenn sich der Manegenvorhang am Unsinnigen Donnerstag, 8. Februar 2018, zu vier Vorstellungen heben wird, dann stehen alle Akteure in der Verpflichtung einer 90-jährigen Geschichte. "Tonelli wird 90 Jahre alt", erinnert auch Schriftführer Christian Andreas an das Jahr 1928, als alles begann: Damals hieß Tonelli noch nicht Tonelli, sondern "Circus Caspari" in Anlehnung an den ersten Direktor Kaspar Reisinger. Die Geschichte der Zirkusgründung ist zwar hinlänglich bekannt, wird aber dennoch immer wieder gerne nachgefragt. Hier ist sie: Der Wolnzacher Gaudibursch Kaspar Reisinger sammelte in den 1920er Jahren ein paar seiner Spezl um sich, um einem armen Wanderzirkus mehr Zuschauer auf die leeren Ränge zu holen. Mit Witzen, Gaudi und Showboxen ging die Rechnung auf, die Zuschauer kamen in Strömen, der Wanderzirkus zog weiter - aber die "Caspari"-Truppe blieb. 1928 gründete sich der Zirkus offiziell, deshalb wird im kommenden Jahr Jubiläum gefeiert.

Aber was ist jetzt mit den Nummern? Was können die Zuschauer erwarten? "Magisches, Komisches, Mystisches und Artistik auf hohem Niveau" - mehr ist aus den Elferräten nicht herauszubekommen. Nicht, weil sie es nicht sagen möchten, sondern weil die Artisten ja im Moment überall in der Welt unterwegs sind, um sich auf ihren Auftritt in Wolnzach vorzubereiten, heißt es. Aber soviel ist sicher: Es wird vier Vorstellungen geben, 19 Nummern sind angesetzt, an die letzte Vorstellung wird sich der beliebte Tonelliball anschließen - und das alles findet wie gewohnt in der Halle am Volksfestplatz statt.

Ganz zum Schluss lassen sich die Tonellis dann aber doch noch zumindest ein kleines bisschen in die Karten schauen, was das Programm betrifft: Eine Zeitreise soll es werden, passend zum Jubiläum.

ZIRKUSUNDBALL

Der Kartenverkauf startet am 20. Januar, 9 Uhr, im Hopfenmuseum. Für den Ball gibt es Tickets - sollten welche übrig sein - danach an den bekannten Vorverkaufsstellen; der Zirkus ist erfahrungsgemäß schnell ausverkauft. Vorstellungen sind um 12.30, 14.30, 16.30 und 18.30 Uhr, der Ball beginnt um 21 Uhr und endet um 3 Uhr. | WZ